2:22 – Zeit für die Liebe

Blu-ray Review

2-22 - Zeit für die Liebe Blu-ray Review Cover
Universum Film, 10.11.2017

OT: 2:22

 


Selbsterfüllende Prophezeiung

Vertrackter Thriller über die Unausweichlichkeit des Schicksals.

Inhalt

Dylan sitzt als Fluglotse im Tower des Flughafens von New York und leitet den Verkehr. Ordnung und das Erkennen von Mustern in der Routine sind sein Faible, weshalb er stets absolut konzentriert und auf dem Punkt arbeitet. Gerade solche Flüge, die sich gefährlich nahe kommen, dirigiert er gerne und hat sie dabei stets vor seinem geistigen Auge. Doch dann kommt dieser Tag: Um exakt 2:22 Uhr kann er eine Kollision zweier Maschinen nur mit Mühe und Not verhindern. Währenddessen hat er Visionen eines wiederkehrenden Traums und sieht die Zeit stillstehen. Mit dem Bewusstsein, fast 900 Menschen getötet zu haben, wird er für vier Wochen suspendiert. Während dieser Zeit lernt er Sarah kennen. Die spontane Verbindung, die beide zueinander aufbauen, wird bald noch unterstützt, nachdem Dylan erfährt, dass die hübsche Frau in einem der Flieger saß, die beinahe kollidiert wären. Abgesehen von dieser romantischen Liaison häufen sich allerdings mehr und mehr mysteriöse Dinge. So fliegen beispielsweise mehrere Scheiben der Grand Central Station ein oder der Strom dort beginnt zu schwanken. Dann hat Dylan einen Autounfall – alles jeweils um 2:22 Uhr. Er erzählt Sarah von seinen Visionen, die offenbar ein Unglück beschreiben, das im Bahnhof von Manhattan stattfinden wird – und zwar um 2:22 Uhr. doch an welchem Tag? Gemeinsam mit Sarah macht er sich daran, die unerklärlichen Phänomene zu klären, die noch unglaublicher werden, als Sarahs Künstler-Ex-Freund seinem Publikum in der Galerie eine holografische Installation präsentiert, die exakt die Ereignisse beschreibt, von denen Dylan seit Tagen träumt …

Regisseur Paul Currie (einer der Produzenten von Hacksaw Ridge) beginnt seinen Film stylish und cool. Der Protagonist lebt in einer schicken loftähnlichen Wohnung, trainiert morgens ein bisschen seinen durchtrainierten Körper und schwingt sich dann aufs Rad zur Arbeit. Mit schnellen Schnitten begleitet er seinen Protagonisten bei seinen täglichen Abläufen und stellt so auch optisch heraus, was 2:22 – Zeit für die Liebe inhaltlich schildert. Ganz anders kann er dann aber in den Szenen, die die romantische Beziehung zwischen Dylan und Sarah anbahnen. Die Momente während des Vertikal-Balletts werden beinahe poetisch gefilmt und von ebensolcher Musik begleitet. Ohnehin ist der Score extrem gelungen. Von sanft-sphärischen Klängen über sanfte Popnummern umschmeichelt er den Zuschauer. Doch das ist ja nur das Äußere. Viel interessanter ist der Inhalt – zumindest gibt der Film das zunächst vor. Die Vermischung von „Murmeltier“-Momenten mit Zeitreise-Thrill und Romantik macht neugierig und wird von einem Paar vorgetragen, das prächtig zusammen harmoniert. Der Schauplatz New York bietet den passenden Hintergrund und die philosophischen Fragen über Schicksal und unerfüllte Träume werden wohl jedem ein bisschen bekannt vorkommen.

Man folgt dem Geschehen durchaus fasziniert, weil Currie die Spannung sukzessive und gekonnt aufbaut. Da mag man auch gerne darüber hinwegsehen, dass sich Dylan während und nach der Präsentation von Jonas‘ Kunstwerk unlogisch und nicht entsprechend seiner eigentlichen Verhaltensweise gibt. Um derart auszurasten, fehlt es ihm in der Charakterisierung zuvor schlicht an der aggressiven Einstellung. Es ist zum einen der erste Höhepunkt in 2:22 und zum anderen der Moment, in dem sich das Thriller-Element einschleicht. Von nun an mischen sich Mystery und Thrill stärker miteinander, was in Dylans Recherche-Arbeit durchaus packend inszeniert wird – selbst wenn er nach 69 Minuten den eingeschlagenen Pfad um eine pseudokitschige spirituelle Botschaft bereichert, bei der viele Zuschauer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen werden. Ebenso klärt sich nicht, warum die Geschehnisse dann doch anders verlaufen als gedacht und die große Überraschung im Verlauf der Auflösung bleibt auch aus. Man geht also mit etwas gemischten Gefühlen aus 2:22 – Zeit für die Liebe raus, dessen deutscher Untertitel im Übrigen unnötig schwülstig daherkommt.

Bild- und Tonqualität

Zwar wirkt das Bild von 2:22 – Zeit für die Liebe etwas bewusst stilisiert und kommt ein bisschen kühl rüber, überzeugt aber auch in dunkleren Einstellungen mit hoher Laufruhe und durchweg guter Schärfeabbildung. Aufgrund der Farbfilterung fallen dunkle Bereiche schon mal etwas bläulich aus, was ein perfektes Schwarz verhindert. Dennoch bleibt ein guter Kontrastumfang, der einen lebhaften Eindruck hinterlässt.
Der Sound in 2:22 beginnt von Anfang an mit sehr räumlicher Darstellung. Wenn Dylans Stimme mit leichtem Hall ertönt, werden bereits alles Lautsprecher einbezogen. Seine erste Vision von den Geschehnissen am Bahnhof enthält dann bereits direktionale Effekte und die fallenden Schüsse verhallen äußerst eindrucksvoll. Dazu sorgt die coole Musik für eine dynamische Auflockerung und bezieht den Subwoofer mit ein. Wenn Dylan auf dem Fahrrad durch New York fährt und in seinem Kopf visualisiert, welche Ereignisse aufeinanderfolgen, ertönen Stimmen aus allen Lautsprechern und die Flugzeuge rauschen über die Köpfe hinweg. Ein weiteres Highlight ist die akustisch sehr luftige Präsentation von Jonas‘ Hologramm-Kunstwerk nach ungefähr 47 Minuten.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von 2:22 – Zeit für die Liebe gibt’s ein vierminütiges Making-of, das allerdings mehr eine Zusammenfassung des Films ist als eine echte Hintergrundanalyse. Vier Interviews gesellen sich dazu und weitere drei Featurettes geben einen Einblick in die Arbeit zwischen Regisseur und Darstellern. Außerdem gibt’s eines über die Story und die Charaktere sowie ein letztes über die Realisierung von New York und der Grand Central Station. Letztere wurde als Set in Teilen nachgebaut. Eine B’Roll rundet das Ganze ab.

Fazit

2:22 – Zeit für die Liebe beginnt interessant und liefert dazu ebenso stylische wie fesselnde Bilder. Die Darsteller passen und der Spannungsaufbau überzeugt. Leider geht der Geschichte zum Ende hin etwas die Puste aus.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA, Australien 2017
Regie: Paul Currie
Darsteller: Michiel Huisman, Teresa Palmer, Sam Reid, Maeve Dermody, Simone Kessell, Remy Hii, Kerry Armstrong, John Waters
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu 2:22 – Zeit für die Liebe

2:22 - Zeit für die Liebe - Trailer (deutsch/german; FSK 12)

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