31 – A Rob Zombie Film

Blu-ray Review

Tiberius Film, 02.03.2017

OT: 31

 


The Show must go on!

Rob und sein Zombie haben wieder zugeschlagen.

Inhalt

Irgendwo in den Südstaaten, Mitte der 70er: eine ziemlich runtergekommene Gruppe von Jahrmarkt-Arbeitern wird mitten in der Nacht von ein paar Typen in Panzerknacker-Pullis überfallen. Einige der im Camper-Van rumlungernden Mädels werden abgeschlachtet, während Charly, Venus, Panda, Roscoe und Levon in ein prunkvolles Haus verschleppt werden, in dem der abgedrehte Hausherr (wie jedes Jahr zu Halloween) mit dem Quintett „31“ spielen will. Überleben die Entführten ganze 12 Stunden, schenkt man ihnen die Freiheit. Doch damit genau das nicht passiert, werden ein paar der übelsten Sadisten auf die Fünf losgelassen. Von „Sickhead“, dem kleinwüchsigen Hispano in Nazi-Uniform über die Kettensägen-Clownsbrüder Schizo-Head und Psycho-Head bis hin zu Lutscher konsumierenden Sex-Head. Womit die Gewalttäter allerdings nicht gerechnet haben: Ihre Opfer sind gar nicht so sehr Opfer, wie sie erscheinen. Doch dann setzen die Spielherren den Soziopathen Doom-Head ein. Und der hat gerade ganz miese Laune und überschüssige Energie, weil man ihn mitten aus einer Nummer mit seiner Braut abkommandiert hat …

Horror-Metaller Rob Zombie hatte sich mit Lords of Salem 2012 ziemlich weit von seinem angestammten Terror-Publikum entfernt, was diese ihm durchaus übel nahmen. Nun kehrt er zurück mit einer Story, die beständig an sein Debüt Haus der 1000 Leichen erinnert. Gut sechs Jahre nach seinem letzten echten Schocker Halloween II wirft er mal wieder eine Gruppe Unschuldiger einer Gruppe ganz und gar nicht Unschuldiger zum Fraß vor. In 31 bekommen nun die Horror-Clowns ihren Auftritt, wenngleich einer der geschminkten Übeltäter schon zu Beginn darauf besteht, dass er so gar nichts mit den witzigen Pausenfüllern des Zirkus zu tun hat. Und, tatsächlich: Die Killer mögen an bleiche Rotnasen erinnern, Humor ist ihnen aber ebenso fremd wie Donald Trump Selbstkritik. Zombie setzt auf seine bekannten Zutaten Schmuddellook, Katakombenverlies und variiert auch in Sachen Besetzung nur ungerne. Mit ein Grund, warum er stets seine Frau Sheri Moon in der Hauptrolle besetzt. Aber auch die anderen Figuren wirken wie Abziehbilder der Familie Firefly aus The Devil’s Rejects. Zombie steht offenbar auf bärtige Typen mit langen, fettigen Haaren und besetzt auch gerne ältere B-Movie-Legenden. Was Leslie Easterbrook für TDR war, ist nun Meg Foster in 31. Mit einem an eine Drogensüchtige erinnernden, völlig ausgemergelten Körper, dessen Venen hervortreten als wäre die Haut aus Pergament, wirkt die berühmte TV-Serien-Akteurin der 70er und 80er (Hawaii Fünf-NullCagney & Lacey) selbst wie ein Horror-Clown – und das ohne Schminke. Dazu gesellt sich mit Malcolm McDowell einer, der seit Uhrwerk Orange praktisch nur noch in Horrorfilmen der B-,C- und Z-Kategorie auftauchte. Hier darf er den bleichen Hausherren mit Barockperücke geben, der das Geschehen in seinem Anwesen wie ein irrsinniger Moderator steuer. Ohnehin ist das jüngste Werk des Regisseurs noch angefüllter mit abgedrehten Figuren als es sonst der Fall ist. Vollgestopft mit billigem und prähistorischem Redneck-Humor sowie billigster Sex-Rhetorik feiert Zombie jedes Klischee seiner bisherigen Filme (und gleich aller 70er-Jahre-Horror-Werke) ab. Vom Halloween-Thema scheint der Regisseur übrigens nicht mehr so richtig loszukommen. Nicht nur findet sein Film in der Nacht auf das Kürbisfest statt, nutzt er kurz vor dem Ende auch das Grundthema des kultigen Filmsongs von John Carpenter.

Dass ihm bei 31 nicht mehr die zuschnürende Atmosphäre gelingt wie in seinem Debut, liegt sicher auch daran, dass die Figuren dermaßen grundunsympathisch dargestellt werden, dass man ihnen möglichst bald den Tod wünscht. Zwar kann man von den Protagonisten in TDR ebenfalls kaum sagen, dass es nette Menschen waren, doch deren verkorkstes Verständnis von Familie sowie die abgedrehten Dialoge funktionieren einfach besser. Gerade Letztere wirken hier etwas lieblos und der zynische Humor seiner ersten beiden Filme bleibt in Zombies jüngstem Beitrag weitgehend aus. Ein Großteil des Reizes von 31 wird deshalb auf zwei Schultern verteilt – und zwar auf den Splattersequenzen und den immer neu hinzukommenden Killern. Rob Zombie zieht das ganze Register an schrägen Figuren, was für Abwechslung sorgt, später aber auch ein wenig ermüdet. Herausragend sind aber die Hänschen Klein singenden „Sex“ und „Death“, denen man auch einen eigenen (Killer)Film widmen dürfte. In Bezug auf die Gewaltdarstellung, die Zombies Filme nun mal auch ausmacht, darf aufgeatmet werden. War es schon ein kleines Wunder, dass die Kinoauswertung ohne Schnittauflagen auskam, setzt sich das nun bei der Videoveröffentlichung fort. Mit anderthalb zugedrückten Augen ließ die Freiwillige Selbstkontrolle den Streifen passieren, womit die vorliegende Fassung aktuell die längstmögliche ist und auf der US-R-Rating-Fassung basiert. Wer die Historie von 31 jedoch verfolgt hat, weiß, dass man schon in den USA ein wenig kürzen musste, um eben jenes R-Rating zu erhalten (Kinder unter 17 nur in Begleitung Erwachsener). Selbst Rob Zombie wollte nicht riskieren, dass ihm das NC-17-Rating (Zugang erst ab 18 Jahren) den Film kommerziell vernichtet. Eine echte Unrated Fassung existiert bisher auch in den USA noch nicht. In der Praxis geht allerdings relativ viel der Gewalttaten in der (ziemlich) wackeligen Handkamera unter.
Zwei Anmerkungen am Rande: Die Untertitel, die gerade die spanischen Dialoge von Sickhead begleiten, lassen sich über das Menü der Disk nicht ausschalten. Über das einblendbare Menü des Players hingegen sollte es gehen.
Der wichtigere Hinweis gilt aber der Szene zwischen „Sex“ und Roscoe. Diese ist dermaßen ausgedehnt mit stroboskopartigen Lichteffekten unterlegt, dass schon unempfindliche Zuschauer mit Kopfschmerzen reagieren könnten. Für solche, die unter epileptischen Anfällen leiden, sollte eigentlich eine Warnung auf dem Cover angebracht werden.

Bild- und Tonqualität

Schwarz-Weiß fängt’s an in 31 – und das mit satten Kontrasten und sehr guter Schärfe. Zombie mag’s gerne im stylishen 70er-Jahre-Look, was seine bisherigen Filme allesamt fast exzessiv nutzten. Von grober Körnung über ausgewaschene Farben bis hin zu manchmal soften Umrissen. Hier zelebriert er den Look seiner Lieblings-Horror-Film-Zeit vor allem im Vorspann, den er im Super-8-Look einfängt. Im weiteren Verlauf kommt der Seventies-Style weiter zum Tragen und passt damit perfekt zur Zeit, in der der Film spielt. Die Farben folgen einer Braunpalette, der Kontrastumfang ist eher mittelmäßig und das Korn ist dauerhaft präsent. Freunde von wackelnder Handkamera werden übrigens ihren Spaß an 31 haben, während solche, die es bisher nie waren, über kurz oder lang mit einem flauen Magen reagieren werden.
Akustisch hätte man von 31 durchaus etwas mehr erwarten dürfen. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt der Sound fast vollständig vordergründig und spielt sich praktisch nur auf den drei Frontspeakern ab. Nur selten gibt’s mal Signale von den Effektlautsprechern, wie beispielsweise durch die schreienden Kettensägen von Psycho und Schizo.(55’30) oder während der Lautsprecherdurchsagen (82’00). Selbst während der unangenehm bohrenden Soundeffekte, die den Tod der einen oder anderen Figur begleiten, kommen die Rears nicht wirklich zum Einsatz.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von 31 muss leider bis auf den Trailer und Programmtipps ohne weitere Featurettes auskommen.

Fazit

31 hält nicht ganz dem Vergleich mit Haus der 1000 Leichen oder gar TDR stand. Doch konsequenter, blutiger und düsterer als The Lords of Salem ist er allemal. Zombie-Fans wird’s freuen, dass sich der Regisseur wieder auf seine Wurzeln besinnt und die Formkurve wieder nach oben zeigt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA/GB 2016
Regie: Rob Zombie
Darsteller: Sheri Moon Zombie, Meg Foster, Lawrence-Hilton Jacobs, Jeffrey Daniel Phillips, Kevin Jackson, Malcolm McDowell, Jane Carr, Judy Geeson, Richard Brake, Pancho Moler, David Ury, Lew Temple, Elizabeth Daily
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu 31

31 - A Rob Zombie Film (HD Trailer Deutsch)

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