Ares – Der letzte seiner Art

Blu-ray Review

Ares - Der letzte seiner Art Blu-ray Review Cover-min
Tiberius Film, 04.01.2018

OT: Arès


Keine Freiheit. Keine Gleichheit. Keine Brüderlichkeit.

Harter und düsterer Mix aus Endzeitdrama und Cagefight.

Inhalt

Frankreich in der nicht allzu fernen Zukunft: Der Staat ist bankrott, die Konzerne haben die Macht übernommen und das Land heruntergewirtschaftet. 15 Mio. Arbeitslose zeugen davon und leben zu großen Teilen obdachlos auf den Straßen der Städte. Reda hat einen Job – selbst wenn der bedeutet, sich allabendlich die Fresse mit anderen durch Doping-Mittel hochgepushten Kämpfern zu polieren. Nachdem Pharmakonzerne die Drogen legalisierten, wurde der Kampfsport revolutioniert und die Fighter können noch länger zuschlagen und noch mehr wegstecken. Selbst in den Pausen zwischen den Runden wird kurz nachgespritzt. Weil Ares, so Redas Spitzname, zehn Jahre zuvor durch ein experimentelles Mittel einen Schlaganfall erlitten hatte, wird er im Ring seitdem ständig nur noch zusammengeschlagen und verdient sein Geld damit, als Prügelknabe zu dienen. Zur gleichen Zeit arbeitet seine Schwester Carla im Untergrund und ist zumindest indirekt an Protesten und Guerilla-Aktivitäten beteiligt. Nichte Anouk bringt sich bei diesen Anarcho-Aktionen immer mal wieder in Schwierigkeiten. Doch dann ist es tatsächlich Carla, die reingelegt und mit einer Waffe erwischt wird. Aus dem Knast kommt sie nur raus, wenn Reda sich auf einen Deal mit dem (Drogen)Teufel einlässt: Eine neuartige Droge bringt ihn fünf Minuten lang in einen fast unbesiegbaren Zustand. Fünf Minuten, die er nutzen sollte. Denn danach setzen krasse Nebenwirkungen ein. Aber nur so kann er das Geld auftreiben, das er braucht, um Carla aus dem Gefängnis zu bekommen. Und als ob das noch nicht genug wäre, muss er sich auch noch um die aufmüpfige Anouk kümmern, die Redas Job und damit ihren Onkel selbst hasst …

Noomis Ex-Mann Ola Rapace dominiert als ebenso stoischer wie desillusionierter Kämpfer diese Dystopie aus Frankreich. Ares – Der letzte seiner Art mixt harte Cagefights mit düsterer Zukunftsvision und Familienzusammenführung. Weil die Vororte und Wohnblocks von Paris ohnehin nicht gerade picobello sauber sind, reicht eine düstere Einstellung eines Wohnblock, um für Endzeitstimmung zu sorgen. Alles andere wird über gezielt gesetzte Unschärfen besorgt, die den Hintergrund verdeckt halten und sich auf das Geschehen im Vordergrund konzentrieren. Geschickt schafft es der Film auf diese Weise tatsächlich, ein Endzeit-Szenario heraufzubeschwören, ohne mit einem riesigen Budget wuchern zu können oder ganze Straßenzüge absperren zu müssen. Die Cage-Fights finden irgendwo in dunklen Lagerhallen statt und sind ebenso roh wie blutig – ohne allerdings um des reinen Selbstzwecks Willen. Rapace wirft seinen durchtrainierten Körper in den Ring, bleibt aber vor allem aufgrund seines abgeklärten und zynisch-brummeligen Charakters im Gedächtnis.

Er ist kein roher Killer, sondern einer, der sich dem System angepasst hat, um zu überleben. Wenn er für seine beiden Nichten den Familienvater geben muss, versagt er ein ums andere mal, lässt aber dennoch ein bisschen Charme aufblitzen, was ihn meilenweit aus dem Einerlei an dummpfbackigen Martial-Arts-Schauspielern herausragen lässt. Als Konterpart liefert Eva Lallier als Nichte Anouk eine freche Vorstellung und empfiehlt sich für weitere Genrefilme. Großartig, weil er trotz klischeehafter Züge mit Selbstbewusstsein und Rückgrat versehen wurde: Micha Lescot als Nachbar und Transe Myosotis, der mehr Grips im Hirn hat als alle anderen um ihn herum. Ohnehin sind es die unterschiedlichen und ebenso schrägen wie einzigartigen Figuren, die Ares – Der letzte seiner Art ausmachen. Und obwohl das Tempo beständig eher niedrig ist, funktioniert die Story. Während der 80 Minuten Laufzeit kommt nur für diejenigen Langeweile auf, die einen pausenlosen Kampffilm erwarten. Das ist Ares nicht – und will er auch gar nicht sein. Er wirkt vielmehr aufgrund seiner konsequenten Linie, der düsteren Bilder und der melancholisch-bitteren Grundstimmung – gut gemacht, Jean-Patrick Benes.

Bild- und Tonqualität

Die Blu-ray von Ares – Der letzte seiner Art ist stark stilisiert und nutzt bisweilen extreme Filter und Bildverfremdungs-Mittel, um einen authentisch-düsteren Look zu prägen. Gleichzeitig wuselt es vor Korn, während Umrisse oft stark weichgezeichnet erscheinen und dunkel ist’s auch noch die ganze Zeit. Farben sind verwaschen und entsättigt, Hintergründe verschwimmen bisweilen bewusst. Die Schärfe ist ebenso absichtlich eher schwach ausgeprägt und Lens-Flare-Effekte gesellen sich auch noch dazu. Das ist alles nicht sonderlich hübsch, aber eben passend zum Thema.
Akustisch lebt Ares erstmals ein bisschen auf, wenn nach 28 Minuten ein Hubschrauber über der Stadt kreist. Zuvor gibt’s mal ein bisschen Druck bei den ersten Kampfszenen und der sphärische Soundtrack ist ebenfalls nett räumlich. Ansonsten dominiert aber die Front. Dialoge kommen sauber aus dem Center und die Stadt-Atmosphäre inklusive tutender oder quietschender Züge ist ebenso vornehmlich auf die beiden Hauptlautsprecher konzentriert.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Ares wurden lediglich die Originaltrailer und weitere Programmtipps abgelegt.

Fazit

Ein Film der auf Janine Thompsons Interpretation von Tears for Fears „Mad World“ aufhört, kann nicht schlecht sein. Und so bietet Ares – Der letzte seiner Art bis zum konsequenten Ende düstere Atmosphäre, angenehm gute Darsteller und ein stimmungsvolles Szenario – definitiv ein Tipp im Genre.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Frankreich 2016
Regie: Jean-Patrick Benes
Darsteller: Ola Rapace, Micha Lescot, Thierry Hancisse, Hélène Fillières, Ruth Vega Fernandez, Eva Lallier
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 81
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Ares – Der letzte seiner Art

Ares: Der letzte seiner Art - Trailer

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