Barfuß ins Glück – Machmal reicht es, nur zu lieben

Blu-ray Review

Barfuß ins Glück - Machmal reicht es, nur zu lieben Blu-ray Cover
Tiberius Film, seit 05.03

OT: Barefoot

 


Verantwortung übernehmen

In Barfuß ins Glück lernt ein Taugenichts von einer vermeintlich psychisch Kranken eine Lektions fürs Leben.

Inhalt

Jay ist ein Halodri. Jede Nacht hat er eine andere im Bett, seine Schulden bei den örtlichen Gangstern wachsen und der Job als Putze in einer psychiatrischen Einrichtung ist auch nicht gerade das, womit er bei seiner reichen Familie angeben kann. Mit der hat er es sich momentan verscherzt, was blöd ist, da sein Bruder in Kürze heiratet. Noch blöder ist, dass Jay vor seinem Vater am Telefon mit einer neuen Freundin geprahlt hat. Eine Freundin, die er nun organisieren muss. Da er bei den Angestellten seines Arbeitgebers nicht landet, hilft ihm der Zufall: Er rettet die neu angekommene Patientin Daisy vor einem zudringlichen Typen, woraufhin diese sich an seine Fersen heftet – barfuß wohlgemerkt, denn Schuhe sind nicht so ihr Ding. Also verstößt Jay gegen sämtliche Bewährungsauflagen, „kidnappt“ die Kleine und gibt sie bei seinen Eltern als die Frau an seiner Seite aus. Während er selbst kaum vom Erfolg dieser Aktion überzeugt ist, begeistert Daisy mit ihrer unbekümmerten, etwas naiven Art die Eltern. Doch natürlich kommt raus, was nicht rauskommen darf und fortan sind Jay und Daisy auf der Flucht vor der Polizei …

Die Story kommt euch bekannt vor? Dann könnte es daran liegen, dass ihr vor ziemlich genau zehn Jahren Til Schweigers Barfuss gesehen habt. Von diesem ist Barfuß ins Glück – Manchmal reicht es, nur zu lieben das (US)Remake. Naturgemäß wandelt Hollywood das Konstrukt etwas ab und macht es seichter. So lernt Jay Daisy beispielsweise nicht kennen, weil sie sich versucht, das Leben zu nehmen, sondern weil sie von einem Mann im Zimmer bedrängt wird. Auch ist die Initialzündung der Geschichte von vornherein die Hochzeit des Bruders und die damit verbundene Notwendigkeit einer Frau an Jays Seite. Durch diese Veränderungen ist auch das Erzähltempo abgewandelt und kratzt die tiefgründigen Themen des Originals schon alleine aufgrun der um 30 Minuten kürzeren Laufzeit nur oberflächlich. Während die Geschichte von Barfuß ins Glück also deutlich von Original abweicht, sind die beiden Protagonisten mit Scott Speedman und Evan Rachel Wood eigentlich treffend besetzt – immerhin ist Speedman ein ebenso großer Stinkstiefel wie Schweiger im Original. Evan Rachel Wood, eigentlich eine klasse Darstellerin, verwechselt die süß-charmante engelsgleiche Naivität Johanna Wokaleks allerdings zumeist mit Albernheit und verhindert so, dass man der sich entwickelnden Love-Story Glauben schenkt. Das Drehbuch ist in der Beschreibung seiner weiblichen Protagonistin extrem unausgeglichen und vermittelt in einem Moment den Eindruck, dass Daisy nicht über ein kindliches Niveau heraus ist, im nächsten jedoch, dass sie die Situation, in der sie steckt, scheinbar problemlos antizipiert. Das ist dann auch der Grund, warum nur wenige der schwarzhumorigen Gags zünden. Tatsächlich ist Barfuß ins Glück immer dann am besten, wenn sich die dramatischen Ereignisse in den Vordergrund drängen. Da dies jedoch zunächst nur am Rande passiert, sollten nur solche zu dieser romantischen Variante von Bonnie & Clyde greifen, die das Original nicht kennen. Immerhin dürfen die sich auf ein letztes Drittel freuen, das bisweilen zu Herzen geht und auf dem Rummelplatz ein paar charmante Bilder findet. Auch J.K. Simmons hat zum Schluss ein paar gute Momente mit Evan Rachel Wood, sodass das Finale doch noch etwas versöhnlich stimmt.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Barfuß ins Glück offeriert warme Brauntöne, liegt kontrasttechnisch auf gutem, wenngleich nicht herausragenden Niveau, ist allerdings mit Ausnahme recht krisper Close-ups von J.K. Simmons oft nur bedingt scharf. Einige Unruhen auf uniformen Farben und Hintergründen gesellen sich hinzu, ab und an nimmt schwarz einen leichten Blaustich an, wenn’s im Film dunkler wird.
Auch wenn der Ton von Barfuß ins Glück von Beginn an räumlich und sehr präsent auf den Rearspeakern ist, klingen praktisch sämtliche Musikstücke und auch das atmosphärische Rauschen der Blätter wie ein mieses 96kbit-mp3-File – da ist bei der Abmischung der deutschen Tonspur etwas grundlegend schief gegangen. Vogelgezwitscher wird mitunter wie von einem Dynamikkompressor unterdrückt. Wechselt man auf die Originalspur, ist dieses Manko wie weggepustet.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Barfuß ins Glück finden sich die Orginaltrailer und einige Programmtipps.

Fazit

Barfuß ins Glück ist für sich betrachtet ein ganz netter tragisch-romantischer und bisweilen rührender Film, dessen Grundmotive leider an der Oberfläche bleiben. Dem Vergleich zu Schweigers Original hält er allerdings zu keiner Zeit stand – und das nicht nur, weil Evan Rachel Wood öfter Schuhe anhat, als barfuß unterwegs zu sein.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 50%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Andrew Flemming
Darsteller: Evan Rachel Wood, Scott Speedman, Treat Williams, Kate Burton, J.K. Simmons
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 86
Codec: AVC
FSK: 6

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