Beowulf – Die komplette Serie

Blu-ray Review

Spirit/Koch Media, 19.01.2017

OT: Beowulf: Return to the Shieldlands

 


Von Kriegern und Monstern

Dreizehn Folgen lang dürfen wir eintauchen in eine Welt der frühmittelalterlichen Heldensaga.

Inhalt

Nachdem Beowulf als Junge mitansehen musste, wie sein Vater durch ein hörniges Monstrum getötet wurde und gleichsam Rache für diesen brutalen Akt nahm, verließ er seine Heimatstadt Heorot auf Geheiß von König Hrothgar, da der Junge angeblich versucht hatte, den Sohn Hrothgars und seiner Frau Rheda umzubringen. Tatsächlich war es eine Intrige Rhedas, die ihren Sohn dereinst auf dem Thron sehen möchte, um im Hintergrund selbst die herrischen Fäden zu ziehen. Nun, gut 20 Jahre später, kehrt Beowulf aus dem Exil zurück, erfährt, dass sein Mentor Hrothgar kürzlich verstarb und stößt bei dessen Nachfolge auf Ablehnung. Als der Vogt des Dorfes ermordet wird, gerät Beowulf gar unter Mordverdacht. Eine Anschuldigung, die er erst von sich weisen kann, als er das Ungeheuer Grendel vertreibt. Doch das Misstrauen und der Hass seines Adoptivbruders ihm gegenüber bleibt. Kein Wunder, sieht Slean ihn doch schon seit Kindheitstagen als Bedrohung seiner Interessen an. Doch vielleicht vereint sie irgendwann der gemeinsame Feind, der in den unterschiedlichsten Formen auf den Plan tritt …

Die Legende um den angelsächsischen Kriegerhelden Beowulf liefert die Vorlage für eine Miniserie, deren 12 Folgen frühmittelalterliches Gehabe im Stile von Game of Thrones mit digitalen Tricks kombiniert, die eher an den Herrn der Ringe erinnern. Da liefern sich allerlei fantastische, den Orks nicht unähnliche Kreaturen Kämpfe untereinander oder mit den Menschen und nach gut 36 Minuten sieht man zwei steinerne Menschensäulen, die glatt 1:1 den Argonath aus Die Gefährten gleichen. Tricktechnisch geht das in Ordnung und liegt ungefähr auf dem Niveau des ersten Chroniken von Narnia. Natürlich stimmen hier die Schatten der digital kreierten Wesen nicht und die Bewegungen sind auch etwas abgehackt, aber alles in allem hat man das auch schon schlechter gesehen. Die Ausstattung ist authentisch und stimmig, wenngleich die eine oder andere Robe ein wenig günstig aussieht. Recht prachtvoll sind die verschiedenen Innenräume geworden und die Außenszenen der Dörfer mit ihren Hütten aus Holz und den Strohdächern steigern ebenfalls die Authentizität. Inszenatorisch und dramaturgisch bleibt Beowulf allerdings auf dem Niveau einer Folge Xena, was an den relativ einfachen Drehbuchvorlagen und den teils trashigen Begebenheiten liegt. Darstellerisch glänzen die Nebenrollen mitunter mehr als Kieran Bew, der den Titelhelden gibt. Seine Erscheinung ist schlicht nicht erhaben genug, um als großer Krieger durchzugehen und er wirkt beständig zu sanftmütig für die Rolle eines kernigen Helden. John Hurt als Hrothgar taucht zwar nur in Rückblenden auf, besticht dann aber durch sein Charisma. Herausragend ist Joanne Whalley als Hrothgars Witwe Rheda, die zwischen Macht- und Verantwortungsbewusstsein schwankt. Auch Ed Speelers, der ihren Filmsohn Slean spielt, kann überzeugen. Für Abwechslung im Reigen von Schwertgefechten und Äxtewerfen sorgt der gelegentlich aufblitzende Humor, der schon mal sarkastische Züge annimmt. Wirklich gelungen sind auch die Stunts und körperlichen Auseinandersetzungen, die davon zeugen, dass die Darsteller durchaus Freude daran hatten, sich im Schlamm zu sudeln.

Bild- und Tonqualität

Das Bild im Format 1,78:1 ist laufstabil und nutzt Körnung nur in dunkleren Szenen oder auf Hintergründen. Vordergründig ist Rauschen bei Beowulf kein Thema und Halbtotale gehen ebenfalls noch in Ordnung. Die Farben sind erwartungsgemäß etwas reduziert und entstammen größtenteils einer braunen und grünen Palette. Während in hellen Tageslichtszenen die Kontraste etwas umfangreicher sein dürften, gibt’s Innenraumsequenzen, die recht dynamisch wirken und vor allem Schwarzwerte gut durchzeichnet präsentieren. Farbübergänge während Auf- und Abblendungen leiden schon mal unter Color Banding und Randbereiche unter leichten Unschärfen. Dazu gibt’s schon mal dezentes Kantenflimmern an vertikalen oder diagonalen Linien.
Akustisch sollte man hier kein Actionfeuerwerk erwarten. Dafür ist Beowulf einfach zu sehr TV-Serie, als dass man hier mit allen Mitteln klotzt. Während der rasanteren Szenen wird es schon mal etwas lauter, aber nicht wirklich dynamisch. Auch die Effektlautsprecher bleiben weitestgehend eher still und bekommen nur während der Filmmusik-Szenen ein wenig Informationen. Lediglich der Subwoofer darf schon mal ins Geschehen eingreifen, wenn Pferde oder Kreaturen den Boden beackern. Doch gerade in und außerhalb der Minen wäre es wunderbar gewesen, wenn der Raum sich deutlicher nach hinten öffnet.

Bonusmaterial

Gut über eine Stunde an Interviews mit den Darstellern und Machern findet sich auf drei der vier Disks der Box verteilt. Allerdings fallen diese hier durchaus gehaltvoller aus als Interviews im Bonusmaterial von vergleichbaren US-Produktionen.

Fazit

Beowulf liefert dreizehn Folgen lang ansprechende Unterhaltung mit stimmiger Atmosphäre, kantigen Charakteren und recht gut gelungenen visuellen Effekten. Das Rad wird hier zwar nicht neu erfunden, aber Freunde des Settings und der zugrundeliegenden Geschichte kommen auf ihre Kosten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Spirit/Koch Media
Land/Jahr: GB/USA 2016
Regie: Jon East
Darsteller: Kieran Bew, Joanne Whalley, Ed Speleers
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 635
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Beowulf

Beowulf - Die Serie - Trailer deutsch/german

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