Black or White

Blu-ray Review

Black or White Blu-ray Review Cover
Universum, seit 04.12.2015

OT: Black or White

 


Für Eloise

Kevin Costner streitet um das Sorgerecht für seine Enkelin.

Inhalt

Elliot hat gerade seine Frau durch einen Autounfall verloren und fühlt sich deshalb vollständig aus der Bahn geworfen. Der Alkohol ist das erste Mittel, um Zuflucht zu suchen. Da Elliot nun alleine für seine gemischtrassige Enkeltochter Eloise verantwortlich ist, deren Mutter bei der Geburt starb, dauert es nicht lange, bis Rowena, die Großmama väterlicherseits, vorschlägt, dass das junge Mädchen in deren großer Familie aufwachsen sollte. Elliot sieht das allerdings vollkommen anders und sieht gar nicht ein, seine Enkelin aus dem gewohnten Umfeld zu reißen. Als Rowenas Anwalt eine Strategie des Rassismusvorwurfs fährt, droht die Sache zunehmend hässlich zu werden. Die Rechtsvertreter beider Seiten überreden ihre jeweiligen Klienten zu harten Bandagen, was denen eigentlich gar nicht so recht ist. Doch einmal mit dem Streit begonnen, lassen sich die gerufenen Geister nur schwer wieder loswerden, oder?

Amerikas Weiße-Weste-Star Kevin Costner zeigt sich mal von seiner etwas tiefgründigeren und dunkleren Seite, wenn er seinen Schmerz im Suff ertränkt und bisweilen verbitterte Wesenszüge offenbart. Das Lebensdrama Black or White, das sich bald auch mit Rassimus- und Sorgerechtsproblemen beschäftigt, wird von Costner allerdings souverän getragen und verlangt ihm eine seiner besten Leistungen der letzten Jahre ab. Während sicher die eine oder andere Figur etwas übereifrig ist, gibt es geradezu grandiose Nebencharaktere. Richterin Cummins beispielsweise, die man vor ihren ersten Worten als Zuschauer zunächst in einer bestimmten Ecke vermutet, wird von Paula Newsome höchst ausgeglichen und mit hintergründigem Witz dargestellt. Auch Mpho Koaho, der den Privatlehrer und unfreiwilligen Chauffeur Duvan spielt, sorgt für ein wenig Gleichgewicht zwischen den streitenden Positionen und tut dies frei von jeder Voreingenommenheit. Ohnehin fällt Black or White nicht in die einfache Vorurteilsfalle, sondern zeigt, dass Rassismus heute auf anderen Ebenen stattfindet – hier eben praktiziert durch die Winkeladvokaten, die genau zu wissen meinen, wie die Richterin oder die Gesellschaft über gewisse Verhaltensweisen urteilen. Im Falle des Vertreters von Rowena allerdings dargestellt von einem außerordentlich hysterisch agierenden Anthony Mackie (The Avengers: Age of Ultron), der es mit seinen extrovertierten Ausbrüche dann doch übertreibt. Etwas übertrieben ist auch das arg süße Ende, das gerade die Alkoholproblematik etwas verharmlost. Ansonsten kann man Black or White aber nicht viel vorwerfen. Trotz bisweilen schwerer Thematik hält Mike Binders Film immer die Waage zu leisem Humor, für den immer wieder die tolle Octavia Spencer in der Rolle der Rowena zuständig ist. Und so gerät das Gesellschaftsdrama über die gesamte Laufzeit von zwei Stunden ebenso unterhaltsam wie spannend.

Bild- und Tonqualität

Was am Bild von Black or White besonders gut gefällt, ist seine Auflösung. Die feinen Strukturen im Geländer des Gerichtsgebäudes sehen hervorragend aus und zeigen viele Einzelheiten (44’00). Auch die grundsätzliche Schärfe gefällt gut und die Kontrastierung punktet mit warmen Farben und satten Schwarzwerten. Gerade die Außenaufnahmen glänzen mit toller Bildruhe und plastischem Eindruck.
Akustisch konzentriert sich das Geschehen in Black or White auf die wirklich vorzüglich verständlichen Dialoge sowie die dezent eingesetzte, oft jazzig angehauchte Filmmusik, die sich weich und fließend auf sämtliche Lautsprecher legt. Auch die räumliche Darstellung der Außenaufnahmen gefällt mit einer sehr natürlichen Kulisse. Natürlich werden hier keine Effektfeuerwerke abgebrannt oder Dynamikbäume entwurzelt.

Bonusmaterial

Das knapp halbstündige Making-of, das sich im Bonusmaterial von Black or White neben dem Trailer befindet, liefert neben unkommentierten Eindrücken von den Dreharbeiten auch Interviews mit den Beteiligten. Erstaunlich nahe ist man bei Kostner, wenn der sich frisieren lässt und währenddessen seine Gedanken zum Film mitteilt. Leider bleibt das Featurette komplett ohne Untertitelungsmöglichkeiten.

Fazit

Sicher kein neuer Kramger gegen Kramer aber ein wirklich gut gespielter, stilsicher inszenierter und sehr unterhaltsamer Film über die kleinen und großen Fehler im Leben erwachsener Menschen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 75%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Mike Binder
Darsteller: Kevin Costner, Octavia Spencer, Jennifer Ehle, Gillian Jacobs, Anthony Mackie, Jillian Estell, André Holland
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 122
Codec: AVC
FSK: 6

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