College Killer

Blu-ray Review

Tiberius Film, ab 05.02.2015
Tiberius Film, seit 05.02.2015

OT: The Sleeper

 


Es leben die 80er!

College Killer ist eine liebevolle Hommage an die Slasher der Prom-Night-Zeit.

Inhalt

1981: Amy ist gerade in die Gegend gezogen und wird von ihren Kommilitonen direkt mal in die Studentenverbindung Alpha Gamma Theta eingeführt. Schon die erste Party ist genauso, wie man es sich vorstellt, voller und Ausschweifungen. Womit keiner gerechnet hat, ist der Killer, der plötzlich auftaucht und sich eine Dame nach der anderen vornimmt. Dabei geht er kaum zimperlich vor, ist sein Mordwerkzeug, ein Hammer, doch in jedem Heimwerker-Koffer zu finden und leistet blutige Arbeit. Da die Polizei mal wieder an den Geschichten der Studenten zweifelt, muss sich Amy auf eigene Faust dem Täter stellen …

College Killer heißt im Original The Sleeper, wurde 2012 produziert und erschien unter diesem Namen Ende August 2014 ungeschnitten beim österreichischen Anbieter ILLUSION UNLTD. films. Dies aufgrunddessen, da die BPjM seinerzeit frühzeitig zuschlug und die US-Fassung des Films von Justin Russell auf die Liste „B“ indizierte. Im Februar 2015, gut ein halbes Jahr später, folgt die deutsche Auswertung vom nun College Killer genannten Film. Diese bekam, entgegen seines Aufdrucks, sogar ein FSK-16-Siegel. Die FSK-18-Kennzeichnung erfolgte lediglich aufgrund der vorhandenen Trailer/Programmtipps. Selbstredend geschah diese jugendfreie Einstufung nur unter entsprechenden Schnittauflagen und so fehlen College Killer gut anderthalb Minuten.
Von dieser Problematik abgesehen, liefert Russells Film tatsächlich eine durchgestylte Hommage an die Slasher der 80er. Das wird von der ersten Sekunde an deutlich, wenn man sich die Kameraeinstellungen, das weiche Bild und die teilweise sichtbaren Schmutzpartikel ansieht. Auch das grobe Korn sowie die amateurhaft wackelige Handkamera-Täter-Perspektive zeugen von der Absicht, einen Retro-Killer-Thriller zu drehen. Witzigerweise (wer weiß, vielleicht sogar beabsichtigt) passt auch die ultramiese deutsche Synchronisation dazu. Diese ist weder lippensynchron, noch ausgewogen oder gar mit professionellen Sprechern besetzt. So kommt es, dass man sich tatsächlich in einem der unzähligen Prom Nights dieser Zeit wähnt, wenn man es nicht besser wüsste. Da der Film selbstredend auch in der Zeit spielt, ist die Ausstattung entsprechend liebevoll gehalten. Vom Scheibenwahltelefon über die üblen Klamotten der Figuren, bis hin zu den Frisuren und der Musik – man kann den Machern kaum vorwerfen, dass sie ihre Vorbilder nicht studiert und sich keine Mühe gegeben hätten. Da, abgesehen vom Trashfaktor, der selbstironische Humor allerdings weitestgehend ausbleibt, muss man dem Geschehen schon mit einem Sinn für Atmosphäre und Trash-Stimmung begegnen, um es zu würdigen.
Was die per Tischlerhammer ausgeführten Gewalttaten angeht, so muss man in der nun vorliegenden Schnittfassung praktisch komplett darauf verzichten und sieht nur die Andeutung derer. Insgesamt sieben Szenen wurden auf diese Weise erleichtert und man sieht weder das Ergebnis stumpfer Gewalteinwirkung auf die Schädel dreier Protagonistinnen, noch eine zwischenzeitliche Enthauptung per Axt. Das raubt College Killer natürlich zwangsläufig den zusätzlichen 80ies-Style-Brutalo-Faktor, der Russells Film noch authentischer in die Hoch-Zeit der Slasher-Filme integrieren würde. Was bleibt ist ein Film, der sich inszenatorisch und von der Bildsprache her den durchschnittlichen Werken der damaligen Zeit anpasst und von daher genau das umsetzt, was er wollte.

Bild- und Tonqualität

Wie bereits erwähnt, ist das Bild von College Killer massiv dem Look der 80er Jahre angepasst: Es ist kontrastarm, durchzogen von massivem Korn und Dreckpartikeln. Die wackelige Killer-Perspektive sorgt für einen zusätzlichen Trasheindruck und die mangelhafte Schärfe vermittelt ein nostalgisches VHS-Feeling.
Akustische Wunder darf man bei College Killer nicht erwarten. Der eine oder andere Schockeffekt wird gesetzt und lässt sich auf den Rears entsprechend orten. Die Filmmusik sorgt für ein wenig Räumlichkeit und die Dialoge sind (gerade bei der deutschen Fassung) analog zur unvermögenden Synchro akustisch eher semi-gut gelungen.

Bonusmaterial

Überraschung im Bonusmaterial von College Killer: Entgegen sonstiger Veröffentlichungen von Tiberius, gibt’s dieses Mal eine kleine aber feine Extra-Sektion. Neben einem Audiokommentar von Regisseur Justin Russell warten noch zwei Featurettes. Zum einen ist da die Dokumentation „Shooting a Nightmare in 13 Days“, zum anderen das Feature „Joe Bob Briggs: Drive in Total“. Dazu gibt’s noch die Originaltrailer im 80er-Jahre-Feeling. Das Making-of läuft stolze 62 Minuten und begleitet (den erstaunlich jungen) Russell und sein Team sehr hautnah bei den Dreharbeiten. Der knapp zweieinhalbminütige Kommentar von Filmkritiker Joe Bob Briggs klärt über die damalige Zeit auf, in der die Slasher ihren Höhepunkt hatten.

Fazit

College Killer ist charmant nostalgisch und authentisch im 80er-Jahre-Stil gedreht. Leider büsst er durch die Kürzungen massiv an Atmosphäre und Kraft ein.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 40%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 50%
Bonsumaterial: 40%
Film (cut): 45%
Film (uncut): 55%

Anbieter: Tiberius FIlm
Land/Jahr: USA 2012
Regie: Justin Russell
Darsteller: Brittany Belland, E. Ray Goodwin, Tiffany Arnold, Jessica Cameron, Riana Ballo
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 87’48 (ungeschnitten: 89’15)
Codec: AVC
FSK: 18 (geschnitten)

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