Den Himmel gibt’s echt

Blu-ray Review

Den Himmel gibt's echt Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, seit 12.03.2015

OT: Heaven is for Real

 


Kurztrip mit dem Boss

In Den Himmel gibt’s echt will ein vierjähriger Junge den Himmel besucht haben.

Inhalt

Todd Burpo ist nicht nur der örtliche Priester des kleinen Städtchens, er sorgt auch in der gesamten Gegend dafür, dass Garagentore repariert werden oder die Ringmannschaft der Schule trainiert wird. Leider bezahlen ihm die Leute aufgrund der schlechten Wirtschaftslage kaum einen Penny für seine Dienste und so muss er sich nach der Decke strecken, um für sich und seine Frau sowie die beiden Kids Colton und Cassie das Auskommen zu besorgen. Umso härter trifft es die Famile, als Todd mal wieder mit Nierensteinen zu kämpfen hat und Colton kurz darauf mit Blinddarmdurchbruch in die Klinik eingeliefert wird. Mit viel Glück und den Gebeten der Kirchengemeinschaft retten die Ärzte das Leben des Jungen. Abgesehen davon, dass die Familie nun wieder glücklich vereint ist, scheint Colton im Anschluss verändert. Er erzählt etwas davon, dass er im Himmel war und Engel gesehen habe, schildert Dinge von der OP, die er eigentlich gar nicht wissen kann. Das wiederum wirft Fragen bei Todd und daraufhin auch bei der gesamten Gemeinde auf – kann man in den Himmel kommen, ohne Tod (und wenn es nur für kurze Zeit war) zu sein? Und kann die Kirchengemeinschaft das verkraften?

Nach Noah gab es im vergangenen Kinosommer/-herbst noch ein paar weitere Filme, deren Motive christlicher Natur waren. Den Himmel gibt’s echt war der Kleinste und Intimste von ihnen. Ohne groß angelegte Show konzentriert sich der Film auf eine Geschichte, deren Grundlage ein #1-Bestseller ist und die auf wahren Begebenheiten beruht – zumindest was die Darstellung der Familie Burpo angeht. Deren Sohn will tatsächlich eine Himmelserfahrung gehabt haben, als er xxxx. Überraschenderweise hielt sich der Film von Randall Wallace einige Wochen in den Top Fünf der Kinocharts und spielte insgesamt fast 100 Mio. Dollar ein. Da christliche basierte Filme in den USA grundsätzlich auf fruchtbaren Boden fallen, was dieser Erfolg nur bedingt verwunderlich, während in Deutschland gerade einmal 20.000 Zuschauer ins Kino gingen. Ob das an einer stärker säkularisierten Gesellschaft liegt, oder daran, dass hier eben kein Pomp aufgefahren wird, sondern eher intime Spiritualität gezeigt wird, sei dahingestellt. Tatsächlich ist Den Himmel gibt’s echt darstellerisch und handwerklich gelungen, funktioniert wie ein sentimental angehauchtes Familiendrama. Greg Kinnear, der als Vater von Colton Burpo die Haupfigur spielt, variiert seine Rolle aus Little Miss Sunshine, gestaltet sie nur etwas konservativer und scheint auch am Altar seinen 9-Punkte-Plan vorzutragen. Thomas Haden Church als Bekannter der Familie gibt den etwas raubeinigeren Gegenpol und hat die Sympathien auf seiner Seite – im Gegensatz zum jungen Connor Corum, der mit der Rolle des Colton sichtlich überfordert ist und dessen himmliche Belehrungen seinem Vater gegenüber ziemlich platt rüberkommen. Ohnehin jagen hier Klischees en masse durch die 99 Minuten, die für Atheisten zur Geduldsprobe werden können.

Charmant stellt sich der Film dar, wenn Kinnear mitten während seiner Predigt aufgrund der Nierensteine zusammenbricht und munter vor sich hinflucht. Hier zeigt sich bisweilen ein angenehm selbstironischer Tenor, der dem allzu spirituellen Konstrukt etwas entgegenwirkt. Die Geschichte selbst konzentriert sich im späteren Verlauf nicht nur auf Coltons Schilderungen, sondern auch auf die für die kirchliche Gemeinde kontroverse Frage, ob es ohne „echte“ Nahtoderfahrung möglich ist, den Himmel zu sehen. Hier hat Den Himmel gibt’s echt ein paar starke Momente, denn es wird (etwas) Kritik an der Art und Weise deutlich, wie die Kirche mit ihrer Art zu predigen umgeht. So erwähnt die durchaus gläubige Nancy Rawling, dass „Himmel und Hölle schon immer dazu genutzt wurden, um die Menschen einzuschüchtern und zu manipulieren“ – gleichzeitig empfindet sie es allerdings als Affront, dass ein Kind den Himmel besucht haben will. Warum die Leute damit ein Problem haben, wird allerdings nur bedingt erörtert und am Ende ist’s auch irgendwie egal.
Was neben dem gewöhnungsbedürftigen christlichen Tenor bisweilen sehr anstrengend wirkt, ist der ultraseichte Filmscore, der tatsächlich aus einer Bontempi-Orgel zu kommen scheint. Das trägt vor allem dann besonders dick auf, wenn Colton von seiner Himmelserfahrung berichtet und dazu ein engelsgleicher Chor das Hallelujah anstimmt – ein „We Will Rock You“, wie es sich Colton gewünscht hätte, wäre da sicher weniger klischeehaft gewesen.

Bild- und Tonqualität

Mit äußerst klaren Kontrasten und brillant-intensiven Farben glänzt das Bild von Den Himmel gibt’s echt. Selbst während der Innenraum-Aufnahmen verliert das Bild nicht an Durchzeichnung und in den gut ausgeleuchteten Momenten erreicht es Referenzqualität. Auch die Laufruhe ist beachtlich – weder lässt sich ein Rauschen wahrnehmen, noch stört ein Korn den blitzsauberen Eindruck. Der dts-HD-Master-Ton hat hingegen weniger häufig Anlass zur Demonstration seiner Qualität. Das liegt allerdings einfach daran, dass der Film dialogbestimmt ist und sich nur selten, beispielsweise während der Naturgeräusche, etwas öffnet. Etwas dynamisch wird’s, wenn nach einer guten Stunde der Wohnwagen eines Gemeindemitglieds in Flammen steht. Die Dialoge werden dauerhaft klar wiedergegeben, erscheinen nur ganz selten mal etwas zu leise.

Bonusmaterial

Das Extramaterial von Den Himmel gibt’s echt beginnt mit sechs entfernten Szenen, geht über ein 13-minütiges und relativ nettes Making-of und zwei Featurettes weiter zu einigen Programmtipps. Die beiden Featurettes beschäftigen sich zum einen mit dem „Original“-Colton und lassen ihn sowohl selbst als auch seine Eltern zu Wort kommen. Das Zweite zeigt die Visualisierung von Coltons Himmelserfahrung.

Fazit

Wer mit dem Glauben an eine Göttlichkeit keinen Vertrag hat, der wird beim Betrachten von Den Himmel gibt’s echt vermutlich entnervt und gelangweilt nach 20 Minuten die Stopp-Taste betätigen. All jene, die eine gewisse Spiritualität in sich tragen, können deutich vorurteilsfreier an den Film herangehen und werden mit einem handwerklich sauber inszenierten und gut gespielten Film belohnt, der durchaus berühren kann – wenn man denn offen für die Nahtodschilderungen von Colton ist.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 50%

Anbieter: Sony Pictures Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Randall Wallace
Darsteller: Greg Kinnear, Kelly Reilly, Margo Martindale, Connor Corum, Thomas Haden Church, Jacob Vargas, Danso Gordon
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 6

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