Designated Survivor – Season 1

Blu-ray Review

Designated Survivor Season 1 Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, 15.02.2018

OT: Designated Survivor

 


Der kleinste Fisch im ganzen Teich

Neues Serienfutter für Fans von Kiefer „24“ Sutherland.

Inhalt

Tom Kirkman ist der Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung im Kabinett der aktuellen Regierung des demokratischen Präsidenten. Da er ein aufrichtiger und ehrlicher Kerl ist, ist er seinen eigenen Leuten manchmal ein Dorn im Auge. Kein Wunder, dass man seine Pläne für eine Umwälzung der Urbanisierung ignoriert und ihn zum Botschafter der zivilen Luftfahrtorganisation innerhalb der UNO degradieren möchte. Am Abend der Rede zur Lage der Nation wird ausgerechnet Kirkman nicht eingeladen, sondern an einen sicheren und geheimen Ort gebracht. Er ist der „vorgesehene Überlebende“ – eben jenes Kabinettsmitglied, das als neuer Präsident vereidigt werden, wenn das Staatsoberhaupt und alle legitimen Nachfolger der Ministerien gleichzeitig umkommen. Kirkman gestaltet den Abend mit seiner Frau Alex vor dem Fernseher, als die Übertragung plötzlich abbricht. Kurz darauf dringt der Secret Service ein und sichert das Ehepaar. Es ist gekommen, womit keiner rechnen konnte: Das Kapitol wurde bei einem Bombenangriff dem Erdboden gleich gemacht und alle anwesenden Staatsmänner wurden getötet. Kirkman wird als neuer Präsident vereidigt und ins kalte Wasser einer Situation geworfen, die für einen zuvor kleinen Fisch im Kabinett alles andere als einfach ist. Zumal ihm niemand vertraut – weder das Volk, noch der Stab und schon gar nicht das Militär. Letzteres schlägt augenblicklich vor, in diverse Richtungen Vergeltungsschläge auszuüben – ohne Rücksicht auf Diplomatie. Doch Kirkman bleibt besonnen. Während die Ermittlungen nach den Tätern laufen, stellt sich allerdings schon bald die Frage, ob die echten Feinde der Verfassung nicht aus dem Inneren kommen …

Kiefer Sutherland IST 24. Die Rolle als eigenbrötlerischer CTU-Agent hat nicht nur die Serien-Landschaft nachhaltig geprägt, sondern auch unsere Wahrnehmung des Schauspielers. Deshalb ist es gar nicht so einfach, sich den Mann der Tat, den ausgebildeten Kämpfer und (wenn’s die Situation erfordert) Folterer als Papiertiger vorzustellen, der Diplomatie vor Faustrecht stellt. Genau das muss man aber tun, um sich auf Designated Survivor einzulassen. Gut, dass Sutherland ein herausragender Schauspieler ist und schon nach fünf Minuten dafür gesorgt hat, dass man ihm den milden Politiker mit liberaler Einstellung sofort glaubhaft abnimmt. Wenn er (ganz im Gegenteil zu seiner strengeren Ehefrau) im lockeren Ton mit seinen beiden Kids spricht und dabei mehr als antiautoritär rüberkommt, wirkt es zunächst vielleicht noch befremdlich. Doch spätestens wenn er wie ein schockiert-staunendes Kind durch die unbekannten Sicherheitsräume des Weißen Hauses geführt wird, muss man anerkennen, dass er sich glaubwürdig weit von Jack Bauer entfernt. Und dennoch lässt es ihm natürlich viel Spielraum für eine maximale Entwicklung. Denn während das Chaos im Land regiert und die Chefs anderer Bundesstaaten sich zu Quasi-Diktatoren aufspielen, merkt Kirkman schnell, dass er mit Wattebausch-Politik nicht weiterkommt. Nach und nach entwickelt er Autorität und verschafft sich Respekt – wenngleich er dafür manchmal zu Tricks greifen muss. Sutherland ist in Designated Survivor jedenfalls mindestens genauso gut wie in 24.

Neben dem Hauptdarsteller und der durchweg sehr guten Besetzung (Natasha McElhone als Alex soll an dieser Stelle noch ausreichend gewürdigt werden) sind es natürlich die inneren Verwicklungen und Verschwörungen sowie die Subtexte, die inhaltliche Dynamik erzeugen. So ist Designated Survivor unzweifelhaft als zugespitzte Interpretation dessen zu sehen, was die amerikanische Politik und Gesellschaft (nicht erst seit Donald Trump) ausmacht: Der tiefe Graben, der die beiden Lager der politischen und sozialgesellschaftlichen Ebene der USA spaltet, wird in der Serie bis zur Androhung eines Militärputsches hin dramatisiert – kein sonderlich wohliger Gedanke. Erst Recht nicht, seit Trump der mächtigste Mann in den USA ist und für einen noch breiteren Keil zwischen den beiden politischen Strömungen gesorgt hat. Designated Survivor wirkt hier fast prophetisch, denn sie wurde noch vor der Wahl Trumps geschrieben und inszeniert.
Inhaltlich erzeugt die Show vor allem dadurch Spannung, dass an vielen Schauplätzen gekämpft wird: Kirkman muss Herr der Lage werden und das Volk hinter sich vereinen; das FBI muss die Drahtzieher hinter dem Anschlag ausfindig machen; das Militär versucht, die Macht an sich zu reißen. Diese ganzen Felder sorgen für eine hohe Dynamik, die auch darüber hinwegsehen lassen, dass so manche Figur etwas holzschnittartig rüberkommt und auch nicht jeder politische Winkelzug in der Form machbar wäre. Das Gleiche gilt für die manchmal etwas konstruiert wirkenden Cliffhanger, die man sich bisweilen auch hätte sparen können. Was man kritisieren kann und vielleicht auch sollte, ist (neben dem unvermeidlichen, aber immerhin menschlichen Pathos) die Tatsache, dass Kirkman durchweg zu glatt und sauber erscheint. Es besteht für den Zuschauer kein Zweifel daran, dass man diesem Mann trauen muss und kann. Das sorgt zwar für ein hohes Maß an emotionaler Bindung zu seiner Figur und im gleichen Maße für entsprechende Wut gegenüber den Hardlinern der Serie, ist am Ende aber nicht realistisch.
Denn mal ganz im Ernst: Wäre es wirklich so einfach, einem Mann das Land in einer Krisenzeit anzuvertrauen, der (wie es seine Kritiker sagen) ein „besserer Immobilienmakler“ ist?

Bild- und Tonqualität

Ein blitzsauberes Bild erwartet den Zuschauer von Designated Survivor. Die Schärfe in Close-ups ist bisweilen so gut, dass man in Sutherlands Gesicht erkennen kann, dass er nicht mehr der Allerjüngste ist. Sogar Make-up lässt sich ausmachen. Auch die Kontraste überzeugen und liefern sattes Schwarz auf den Anzügen und schickes Weiß in den Hemden. Die Bildruhe ist sehr gut – gerade in Innenräumen. Wenn’s nach Draußen geht, kommt schon mal etwas Korn in Himmels-Hintergründen hinzu. Das allerdings nimmt nie Überhand und sorgt sogar für einen etwas filmischen Look.
Auch beim Sound muss man keine großen Kompromissen machen. Zwar ist Designated Survivor keine Actionserie, doch die Szenen im Außenbereich rund um das abgebrannte Kapitol oder bei Tumulten werden sehr räumlich wiedergegeben und mit dedizierten Soundeffekten belegt. Auch die unterlegte Musik kommt raumfüllend aus den Speakern und die Dialoge sind hervorragend verständlich – ohnehin gehört die deutsche Fassung, die das Studio Hamburg Synchron vornahm, zum Besten, was man im Serienbereich zuletzt hören durfte – inkl. der von Sutherland vertrauten Synchronstimme Tobias Meisters.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial der ersten Staffel von Designated Survivor dürfen wir der knapp 120-sekündigen ersten Ansprache Kirkmans lauschen, die in voller Länger nicht in der Serie war. Dazu gibt’s mit „Nachbesprechung“ ein 17-minütiges Hintergrund-Featurette, das ein paar Einblicke in die Produktion der Show gibt und einige der Darsteller zu Wort kommen lässt. Auch die Verbindung zum „echten“ Designated Survivor wird gezogen. Zudem schildert man etwas, wie man das Kapitol in Schutt und Asche legte. „Secret Service Set Tour“ begleitet LaMonica Garrett als Mike Ritter an das Set, das für die Innenräume des Weißen Hauses realisiert wurde. Der Darsteller erweist sich als ebenso charmant wie witzig.

Fazit

Designated Survivor zeigt, dass Kiefer Sutherland mühelos sogar einen jahrelangen Charakter abschütteln und in einer neuen Rolle vollends überzeugen kann. Das macht ihm so schnell keiner nach und sorgt für maximale Identifikation mit dessen Kirkman. Die vielen inhaltlichen Dynamiken sorgen zudem für viel Spannung, wenngleich es nicht ganz ohne Klischees auskommt und die Rolle des neuen US-Präsidenten arg naiv geschildert wird.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Diverse
Darsteller: Kiefer Sutherland, Natascha McElhone, Maggie Q, Kal Penn, Italia Ricci, Adan Canto, LaMonica Garrett
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 900
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Designated Survivor


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!