Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott

Blu-ray Review

Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott Blu-ray Review Cover
Concorde Home, 17.08.2017

OT: The Shack

 


Wo warst du?

Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott erzählt von Liebe, Trauer, Erlösung und auch von Gott.
Beachtet auch den Verweis auf das Gewinnspiel unten im Fazit.

Inhalt

Mackenzie Allen Phillips, gennant Mack, wuchs christlich auf, ohne jedoch vom Vater viel Liebe erfahren zu haben. Im Gegenteil: Schläge und Prügel waren an der Tagesordnung und der Gang in die Kirche sollte dies stets entschuldigen. Mack selbst macht es besser und ist seinen drei Kindern ein liebevoller Vater. Ein Vater, den erschüttert, dass seine jüngste Tochter Missy bei einem Ausflug an einen See entführt wird, während er den Sohn aus Seenot rettet. Man vermutet, dass sie in einer Hütte im Wald ermordet wurde, da man dort ihre blutige Kleidung fand. Mack versinkt in tiefen Depressionen und verliert den ohnehin schon nicht starken Glauben. Als er Jahre später einen Brief erhält, in dem ein gewisser „Papa“ ihm schreibt, er solle sich erneut zu der Hütte begeben, glaubt er zunächst an einen Scherz. Denn „Papa“ war der Kosename für Gott innerhalb der Familie. Da dies im Prinzip niemand anderes weiß und auch keine Spuren im Schnee zum Briefkasten zu erkennen sind, beginnt er die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass das Schreiben tatsächlich vom Schöpfer höchstpersönlich stammen könnte (wenn es nicht der Killer selbst ist, der ihn lockt). Unsicher und voller Zweifel begibt er sich dennoch auf den schweren Weg zu der Hütte und damit auf einen Pfad, der ihn verändern wird …

Ja, Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott handelt von Gott. Ja, der Film von Stuart Hazeldine spricht durchaus den Glauben an. Und ja, wenn man als weltlicher Atheist unterwegs ist, wird es schwer sein, einen Zugang zu finden. Doch bevor man ihm Unrecht tut, sollte ein wenig Differenzierung betrieben werden. Ursprünglich wurde die Romanvorlage von William Paul Young als Weihnachtsgeschichte für seine Kinder verfasst. Er wollte ihnen sein bisheriges Leben auf seine eigene Art und Weise beschreiben. Ein Leben, das als Missionarskind geprägt war von Erfahrungen mit Missbrauch und Leid, durchzogen von Schamgefühl und Leistungsdruck. Young wuchs also immer mit dem Glauben auf, gibt aber an, dass der erlernte Glaube nicht sein eigener ist. Und so ist Die Hütte dann schon alleine deshalb grundverschieden vom konservativen Gottesglauben, weil die Geschichte in vielem das Göttliche sieht. Als einen spirituellen Thriller könnte man den Film eher beschreiben und damit das Thema vielleicht auch für jene öffnen, die bei Kino mit Gottesbezug stets sofort die Nase rümpfen. Vielleicht hilft auch noch, dass die traditionellen Theologen Buch (und damit auch Film) für das beschriebene, eher moderne Bild der Dreieinigkeit (Vater, Sohn, Heiliger Geist) kritisierten und dem Werk vorwerfen, dem Pantheismus (Gott existiert in allen Dingen) verschrieben zu sein. Und final sollte die „große“ Abänderung gegenüber der Buchvorlage auch solche für Die Hütte interessieren, die immer noch Vorbehalte haben: Während Mack im Roman ein skeptischer Gläubiger ist, wird er im Film zu einem Quasi-Agnostiker – also einem, der die Existenz Gottes für nicht beantwortbar hält.

Abseits von der spirituellen Thematik ist Die Hütte ein Film über einen Mann, dessen äußere Härte und Maskulinität nicht darüber hinwegtäuschen können, dass er im Inneren einen tiefen Schmerz spürt und sich nach Erlösung sehnt. Liebe und Verlust sind die zentralen Themen des Films. Über die Liebe wird die Hauptfigur geheilt, ihr Schmerz gestillt. Das macht den Film bedeutend universeller, wenngleich nicht weniger kitschig. Man muss schon eine gewisse Ader für blumige Bilder und zärtliche Vergleiche haben, um die Rührung der Romanverfilmung (nach)empfinden zu können. Der selbst für Nicht-Gläubige griffigste Ansatz ist die Wut der Hauptfigur. Er trifft zwar auf Gott, ist aber voller Vorwürfe. Wie kann ein Gott zulassen, dass mit seiner Tochter das passierte, das geschehen ist? Sam Worthington ist dieser Mack und eine hervorragende Wahl. Der Darsteller aus Avatar hat genug Erdiges an sich, dass man ihm Schmerz, Wut, Trauer und die spätere Erlösung durchaus abnimmt. Fürs amerikanische Publikum nachvollziehbar, international aber etwas zu dick aufgetragen, ist der Soundtrack, der zu einem guten Teil aus Songs von sehr christlichen Bands stammt. Hier wäre es möglich gewesen, über eine weniger klischeehafte musikalische Untermalung auch für mehr Neutralität zu sorgen. Inszenatorisch nutzt Die Hütte zwar ein paar digitale Tricksereien (Sternenhimmel, Laufen übers Wasser, Durchscheinen des Heiligen Geists), verliert sich allerdings nicht in Fantasterei. Die Laufzeit von 133 Minuten ist bisweilen etwas gedehnt, wird aber durchaus mit Humor aufgelockert. Gerade, wenn die erste, sehr depressives Dreiviertelstunde vorüber ist und Mack die drei göttlichen Gestalten trifft, darf auch mal etwas geschmunzelt werden. Denn Worthington lässt seine Figur mit der gleichen Skepsis der Dreieinigkeit gegenübertreten wie es der Zuschauer wohl auch selbst täte. Ein wenig schade ist, dass der Film auf die durchaus nachvollziehbaren Fragen und die Wut Mackenzies nur verhältnismäßig simple Antworten findet (vor allem in den Erklärungen von Sophia, der Weisheit). Das nimmt dem durchaus bewegend gespielten Werk ein wenig von der angestrebten Kraft. Die findet er allerdings wieder, wenn durchaus kirchen-/religionskritische Worte gefunden werden. In einem Moment beispielsweise spricht Mack an, dass Gott ja auch Zorn in sich trage, wenn er die Menschen bestrafe – ein Motiv, das von den christlichen Kirchen immer wieder benutzt wird. Doch „Papa“ antwortet schlicht, dass er die Menschen nicht zu bestrafen brauche, da die Sünde an sich schon eine Strafe sei – ein Argument, das viele Priester, Pfarrer und Geistliche auf die Palme bringen dürfte, predigen sie doch immer wieder vom Gottes Zorn, wenn man sich nicht konform verhält.

Bild- und Tonqualität

Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott überzeugt durch ein sehr klares und kontrastreiches Bild mit äußerst natürlicher Farbgebung. Selbst dunkle Szenen strotzen vor Detailreichtum (Hütte bei 27’12) und Close-ups liefern ebenfalls eine vorzügliche Schärfe. Unruhen, Rauschen oder Korn sind dem Film fremd und er bleibt stets plastisch und sehr dreidimensional.
Beim Ton von Die Hütte dominieren zunächst die sehr prägnanten Dialoge. Vor allem die Erzählstimme des Pfarrers hat viel Timbre und Volumen. Ab und an darf’s aber auch mal etwas effektvoll werden, wenn Gewitter und Regen für Atmosphäre sorgen (3’55) oder die Natur in den Bergen authentisch ertönt (39’10, 44’00). Der V8-Motor des Geländewagens brabbelt dazu recht eindrucksvoll und wenn Mack in der Hütte erst einmal das Mobiliar zertrümmert, gibt’s auch ein paar direktionale Sounds.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Die Hütte gibt’s eine entfallene Szene sowie ein Making-of und vier Featurettes. Das Making-of lässt vor allem Autor William Paul Young zu Wort kommen und schilder zusammengefasst, was Darsteller und Filmemacher in der Geschichte sehen. Bei den Featurettes geht es um die Entstehungsgeschichte, die Menschenliebe Gottes und um die Filmmusik – Letztere ist stark geprägt von christlichen Bands. Obendrauf gibt’s noch einen (nicht untertitelten) Audiokommentar.

Fazit

Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott ist nicht so christlich wie man fürchten könnte und stellt durchaus die richtigen Fragen. Dass die Antworten eher einfach ausfallen mag stören, wird aber durch das mitnehmende Schauspiel und die bewegenden Momente etwas egalisiert. Für Freunde von rührenden Film-Momenten durchaus eine Empfehlung.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 50%
Film: 65%

Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Stuart Hazeldine
Darsteller: Sam Worthington, Radha Mitchell, Octavia Spencer, Alice Braga, Avraham Aviv Alush, Graham Greene, Tim McGrath
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 133
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott

DIE HÜTTE | Trailer | Deutsch | Ab 17.08.2017 als DVD, Blu-ray und digital

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17 Kommentare
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Marcus Zitt

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Barbara

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Samuel

Everest

Catrin

Texas Killing Fields – Schreiendes Land

Peter H.

Mein Favorit ist auch Avatar! Einfach ein unvergesslicher Film!

Dieter Dohmen

Avatar

Martina

Ich kenne nur Avatar

Marga

Everest

Eva

Ich fand SOMERSAULT sehr beeindruckend 🙂

Florian

Schwierige Frage… Er war in Avatar, Everest, Hacksaw Ridge und auch in den „Kampf der Titanen-Reihe“ zu sehen.
Da nach dem besten Film mit ihm gefragt wurde, ist Hacksaw Ridge meine endgültige Antwort, auch wenn er nicht die Hauptrolle übernahm.

Frank P.

Texas Killing Fields – Schreiendes Land

Sindy

Mein Favorit ist Hacksaw Ridge

Christian Singer

Hacksaw Ridge

Birgit

Neben Avatar (Favorit) fand ich ihn in Everest überzeugend.

Danke für die Gewinnchance! 🙂

Manuel

Eine offene Rechnung

Benjamin Rödig

Ebenfalls: Avatar

John Graziano

Avatar natürlich. Aber Hacksaw Ridge fand ich auch sehr gut mit ihm.