Die Macht des Bösen – The Man With the Iron Heart

Blu-ray Review

Die Macht des Bösen - Man With the Iron Fist Blu-ray Review Cover
New KSM Cinema, 17.05.2018

OT: HHhH – The Man With the Iron Heart


#544.916

Packendes Kriegsdrama über das die Operation „Anthropoid“.

Inhalt

Reinhard Heydrich ist als Mitglied der Marine nicht sonderlich politisch ambitioniert. Bis er seine zukünftige Frau Lina Mathilde von Osten kennen lernt, die eine glühende Anhängerin Hitlers und eines wieder erstarkten Deutschen Reichs ist. Mit ihrer Hilfe steigt er innerhalb der Partei auf, obwohl er unehrenhaft aus der Marine entlassen wird. Durch den Kontakt mit Heinrich Himmler, seine unkonventionelle Denke und seinen Fleiß steigt er schnell auf und wird später zum stellvertretenden Reichsprotektor von Böhem und Mähren. Zahlreiche Massenerschießungen und Säuberungsaktionen ganzer Dörfer werden auf sein Konto gehen, bis der tschechische Widerstand zwei Kämpfer ausbildet, auf ihn ein Attentat zu verüben …

HHhH (so der Untertitel des Originals und jener der Buchvorlage von Laurent Binet) impliziert, dass Heinrich Himmler, Reichsführer der SS und späterer Reichsinnenminister ohne einen gewissen Reihard Heydrich im Hintergrund nie zu solchem Einfluss gekommen wäre – „Himmlers Hirn heißt Heydrich: HHhH“.
Heydrich, der in den 1920ern nur geringe Ambitionen hatte, gar als unpolitisch galt, entwickelte sich während des Zweiten Weltkriegs zum machtvollen Funktionär in der NSDAP – auch aufgrund der Verbindung mit seiner Frau Lina Mathilde von Osten, die als leidenschaftliche Verehrerin des Führers galt und aus einer stramm rechtsextremen Familie stammte. Der Kontakt mit Himmler und von Heydrich an diesen unterbreiteten Vorschläge für einen Sicherheitsdienst ließ in nach und nach unentbehrlich werden und führte dazu, dass er zum Architekten der Endlösung wurde.
Der französische Regisseur Cédric Jimenez (Der Unbestechliche – Mörderisches Marseille) nimmt sich nun die Buchvorlage und inszeniert mit Die Macht des Bösen seinen ersten englischsprachigen Film. Jason Clarke (Planet der Affen: Revolution) als Hauptdarsteller charakterisiert Heydrich als impulsiven und unberechenbaren Mann, der sich nach Struktur sehnt und durchdreht, wenn man sie ihm nimmt. Rosamund Pike als seine Ehefrau Lina ist der starke (vielleicht manchmal etwas zu dominante) Charakter hinter Heydrich – praktisch diejenige, die ihm die Stabilität für die kommenden Taten gab. Mit Inbrunst spielt sie die Frau, die mit Heydrich noch leidenschaftlicheren Sex pflegt, je mehr dieser sich nach oben arbeitet. Fast scheint sie mit in ihrer glühenden Verehrung des Führers mehr mit Hitler verheiratet zu sein als mit ihrem Mann.

Inszenatorisch skizziert Die Macht des Bösen zunächst den Aufstieg Heydrichs nach dessen unehrenhafter Entlassung aus der Marine, folgt ihm bis zum stellvertretendem Reichhsprotektor von Böhmen und Mähren. Dabei macht der Film nicht Halt vor entsprechend bedrückenden und intensiven Szenen wie Säuberungen in Polen und Massenerschießungen. Gleichzeitig konzentriert er sich außergewöhnlich stark auf die individuellen Charakter-Entwicklungen und die Beziehung zwischen Heydrich und seiner Frau. Vor allem auch dann, wenn sich Reinhard mehr und mehr von Lina emanzipiert und zu vergessen beginnt, dass er ohne sie gar nicht in die Position gekommen wäre, die er später innehat. Mehr und mehr steigert sich der Film ins Dämonische und stellt herausragend dar, wie sich Heydrich immer mehr in einen Wahn steigert.
Nach einer Dreiviertelstunde bricht Jimenez dann den Erzählfluss und blendet ein halbes Jahr zurück. Von nun an schildert er den Weg der beiden tschechoslowakischen Widerständler Jozef und Jan, die sich im schottischen Exil ausbilden und später das Attentat auf Heydrich verüben sollen. Der Ton des Films ändert sich, wird etwas optimistischer, fast beschwingter und weniger diabolisch. Allerdings hätte man sich hier noch etwas mehr Spannung in der Schilderung gewünscht – gerade im Hinblick auf die für die beiden jungen Männer außergewöhnlich mutige und gefährliche Tat.

Bild- und Tonqualität

Die Macht des Bösen wurde mit 35mm Kameras analog gefilmt, was man aufgrund der Körnigkeit jederzeit sehen kann. Das tut der Optik sehr gut und unterstützt die Authentizität maßgeblich, wird aber manchmal arg krass (54’26). Viele Szenen sind zudem deutlich braun gefiltert und lassen nicht sehr viel Kontrastumfang zu. Gerade Schwarz ist (vor allem in Innenräumen) nie sonderlich prägnant und verfärbt sich auch schon mal aufgrund der Filterung. Helle Außenaufnahmen gelingen besser und wirken dynamischer. Die Schärfe reicht allenfalls zu gutem Mittelmaß, ab und an geraten Figuren und Objekte aber auch aus dem zentralen Fokus.
Beim Sound setzt man auf eine deutsche und englische dts-HD-Master-Spur, die rauschfrei und gut ausbalanciert rüberkommt. Da Die Macht des Bösen über weite Strecken dialogbasiert ist, konzentrieren sich die Tonspuren auf die sehr gute Wiedergabe der Stimmen. Fallen Schüsse, öffnet das den Raum ein wenig, ohne aber Dynamikwurzeln auszureißen. Der bewusst sakral gewählte Filmscore legt sich dafür recht warm und angenehm über alle Lautsprecher.
Erst ganz spät, beim Scharmützel in der Kirche setzt es zahlreiche Effekte und dynamische Eskapaden, wenn die MGs und MPs das Zepter übernehmen (102’20).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Die Macht des Bösen gibt es insgesamt vier Interviews mit den Darstellern und dem Regisseur sowie ein etwas über 20-minütiges Making-of, in dem der Regisseur erzählt, wie er zum Drehbuch kam und was ihn an dem Film interessierte. Genau diese Frage stellte ihm auch Rosamund Pike als einzige, bevor sie ihre Mitwirkung unterschrieb. Sie wollte sich sicher sein, dass der französische Regisseur nicht nur irgendeinen „verfügbaren“ Film als englischsprachiges Debüt machen wollte, sondern leidenschaftlich dahinter stand.

Fazit

Die Macht des Bösen schildert eindrucksvoll und über weite Strecken packend die wahre Geschichte der „Operation Anthropoid“. Schauspielerisch stark und atmosphärisch dicht, schaut man bisweilen entsetzt zu, wie die damaligen Ereignisse ihren Lauf nahmen. Am Ende zieht er sich allerdings etwas zu lang, um auch das Schicksal der beiden Widerständler zu Ende zu erzählen – etwas Straffung hätte hier ganz gut getan.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: New KSM
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Cédric Jimenez
Darsteller: Jason Clarke, Jack Reynor, Jack O’Connell, Rosamund Pike, Mia Wasikowska, Stephen Graham
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 120
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Die Macht des Bösen – The Man With the Iron Heart

Die Macht Des Bösen Trailer Deutsch German (2018)

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!