Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf

Blu-ray Review

Die Schlümpfe - Das verlorene Dorf Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, 03.08.2017

OT: Smurfs: The Lost Village

 

 


Alarmstufe „Blau“

Die Schlümpfe endlich mal so, wie sie sein sollen.

Inhalt

Was ist eine Schlumpfine? Das möchten alle Schlümpfe des Dorfes gerne wissen – vor allem aber Schlumpfine selbst. Wo sie her kommt und dass der böse Zauberer Gargamel sie erschaffen hat, das weiß sie. Allerdings beantwortet das nicht ihre Sinnfrage, was eine „ine“ ist. Uns selbst Schlaubi weiß keinen Rat, denn seine neue Erfindung kann zwar Heftis Super-Eigenschaft destillieren, versagt aber bei Schlumpfine und gibt direkt den Geist auf. Um sich abzulenken, geht sie mit den anderen draußen im Wald spielen und entdeckt nahe des verbotenen Waldes einen anderen, geheimnisvollen Zipelmützenträger. Allerdings nur, um kurz darauf von Gargamel gefangen genommen zu werden. Als der die fremdartige Mütze sieht, die Schlumpfine vom Waldboden aufgesammelt hat, wähnt er das verlorene Dorf in der Nähe. Dort leben Artgenossen der Schlümpfe, deren magische Essenz der böse Zauberer unbedingt abzapfen will. Nach ihrer geglückten Flucht will Schlumpfine deshalb die Bewohner des Schlumpfdorfs im verbotenen Wald warnen. Zur Hilfe stehen ihr dabei Schlaubi, Hefti und Clumsy, die sich ebenso wie ihre blonde Artgenossin ohne Erlaubnis von Papa Schlumpf auf die Reise begeben haben. Doch in dem sagenumwobenen Wald wartet nicht nur Gargamel, sondern auch viele andere Gefahren und magische Kreaturen …

Nach zwei Schlumpf-Beiträgen, die als Mischung aus Real- und Animationsfilm entstanden, besinnt man sich nun auf die Wurzeln des Zeichentricks und stellt mit Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf alles wieder auf Anfang. Vielleicht war ein Grund für den Wandel hin zur reinen Animation auch die Tatsache, dass der Vorgänger, Die Schlümpfe 2 in den USA nur noch halb so viel einspielen konnte wie der Erstling von 2011. Dass Das verlorene Dorf auch das noch unterbieten konnte und mit gerade mal 45 Mio. Dollar weit unter den Erwartungen blieb, ahnte zuvor sicher niemand. Selbst in Deutschland halbierten sich die Zuschauerzahlen von zuvor 2,5 auf nur noch 1,3 Mio. Besucher. Und dennoch: Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf ist weit besser als der letzte Versuch, Real- und Animationsfilm miteinander zu verquicken. Außerdem zeigt er, dass traditionelles 2D-Zeichentrick durchaus erfolgreich ins 3D-Animations-Zeitalter transportiert werden kann. Denn im Gegensatz zur Trickserie aus den 80ern ist Kelly Asburys (Shrek 2) Film ein lupenreiner, komplett am Rechner entstandener Streifen mit dreidimensionalen Figuren und animierten Hintergründen. Inhaltlich möchte man von den Zwitter-Vorgängern auch nichts wissen und stellt für alle Zuschauer noch mal die Charaktere und ihre Eigenschaften vor. Dass ein paar Schlümpfe dazugekommen sind, die in den klassischen Comics wohl kaum vorgesehen waren, ist nicht schlimm, wenn dabei so witzige Figuren wie „Tischbeißer-Schlumpf“ herauskommen. Davon abgesehen liefert Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf bisweilen großartige Action mit rasanten Verfolgungsszenen. Schon die erste Flucht aus Gargamels Schloss nimmt es auch mit den Kollegen aus dem Hause Pixar oder Illumination Studios auf. Man kann sicher drüber streiten, was die Popsongs hier verloren haben, sind sie doch reine Werbeplattformen für die Künstler, die dahinter stehen und passen tonal einfach nicht zu dieser Art Film. Der Filmscore selbst tut das dafür umso besser und auch die Geräusche sind innovativ und treffend umgesetzt worden. Apropos Geräusche: Der rasante Abenteuer-Trip in den Wald hält immens viele Soundeffekte parat, die vorzüglich funktionieren und die Action noch intensivieren.

Für die ganz kleinen Zuschauer ist das manchmal etwas zu schnell, um stets zu folgen, aber es gibt ja auch langsamere und beschaulichere Momente. Selbst die funktionieren übrigens erstaunlich gut und erzählen allgemeingültig vom Zusammenhalt zwischen den vier blauen Freunden. Apropos Freunde: Solche machen sich Schlumpfine und ihre drei treuen Gefährten zunächst nicht, als sie auf das verborgene Dorf mit den weiblichen Schlümpfen treffen. Denn die reagieren erst einmal sehr skeptisch – vor allem als sie erfahren, dass Schlumpfine von Gargamel erschaffen wurde und ihn vielleicht absichtlich angelockt haben könnte. Das Aufeinandertreffen der zwei unterschiedlichen Schlumpfdörfer hält zahlreiche Gags und eine kleine Romanze zwischen Papa Schlumpf und Schlumphilde parat – eine nette Storyidee.
Bei der Synchronisation setzt man fast komplett auf neue (deutsche) Stimmen. So übernimmt Christoph Maria Herbst von Thomas Nero Wolff den Gargamel und Nora Tschirner löst Hannah Herzsprung als Schlumpfine ab. Gerade Tschirner ist dabei ein Glücksgriff, denn der einzige weibliche Schlumpf des Dorfes war noch nie so liebenswert und süß, ohne völlig verkitscht zu wirken. Schon wenn Schlumpfine versucht, genauso mies gelaunt zu sein wie Kollege Muffi, ist das ein großer Spaß. Keine kann so charmant verwirrt agieren wie Tschirner, wenn sie in einem Moment den Regenbogen „dumm“ findet und im nächsten Moment ihre Aussage revidiert. Christoph Maria Herbst als Gargamel ist dazu praktisch die Idealbesetzung, was er schon in seiner ersten Szene mit Kater Azrael demonstriert. Er addiert zu den bekannten fiesen Eigenschaften des Zauberers noch seine typische stromberg’sche Überheblichkeit und hat das Glück, recht treffende Dialoge aufsagen zu dürfen. Das hätte auch peinlicher ausfallen können. Und selbst wenn mal ein Gespräch etwas banal daherkommt, gibt es genug Details, die von den Animateuren in Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf eingefügt wurden. Die Fertigstellung des Floßes beispielsweise ist voll von solchen netten Einzelheiten und spätestens, wenn die „wilden Schlümpfe“ mit einem chinesischen Drachen auftauchen, gibt’s richtig was auf die Augen.

Bild- und Tonqualität

Als volldigital animierter Film wäre es eigentlich verwunderlich, wenn das Bild der Blu-ray nicht nahezu perfekt wäre. Tatsächlich protzt Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf mit äußerst satten Farben der kompletten Palette. Sowohl die blaue Haut der Hauptfiguren als auch das giftgrüne Licht in Gargamels Labor werden extrem lebhaft ins Heimkino transportiert. Azraels braun-rotes Fell kommt ebenso prächtig zur Geltung und die Bildruhe ist exemplarisch hoch. Bei der Schärfe wurde bewusst ein wenig reduziert und die Schlümpfe erscheinen bisweilen etwas weichgezeichnet. Das ist aber nicht dramatisch – vor allem, weil Details wie ein Holzkäfig im Vordergrund oft äußerst detailreich sind. Und wenn man genau hinschaut, dann sieht man gerade in Papa Schlumpfs Mütze die einzelnen Härchen des Materials – man würde vermuten, dass die Kopfbedeckung aus Filz oder Wolle ist.
Akustisch lebt Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf von seinen rasanten Actionszenen, die sehr dynamisch und mit vielen innovativen Sounds rübergebracht werden. Dazu gibt’s während der Explosion in Schlaubis Pilzhaus (7’14) durchaus für Druck und die gesprengten Einzelteile fallen räumlich hinter den Zuschauer. Wenn Schlumpfine dann den Hut aufsetzt und das halbe Dorf zu wackeln beginnt, hagelt es kurz darauf sogar direktionale Soundeffekte von den Rearspeakern. Auch Gargamels Experimente reißen ein Feuerwerk im Wohnzimmer ab (15’10) und die Filmmusik setzt immer wieder dynamische Akzente. Hier muss sich der Film aus dem Hause Sony Animations überhaupt nicht vor der großen Konkurrenz aus dem Hause Disney verstecken.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf warten neben einem Audiokommentar von Kelly Asbury noch vier entfernte Szenen sowie ein „Kurzer Einblick in die Emojis“, dem neuen Animationsfilm des Studios. Kern-Feature aber ist „Hintern den Schlümpfen: Die Entstehung von …“, das knapp zehn Minuten läuft und augenzwinkernd Einblick in die Arbeiten am Film und den Animationen gibt. Dazu gesellen sich dann noch einige kleinere Featurettes über das Casting der Stimmen oder die Back-Küche des Bäckerschlumpfs. Ein Musikvideo ist ebenfalls vorhanden und ein Feature über die „Geräusche der Schlümpfe“. Hier kommen die Komponisten des Films zu Wort, die vor allem die neue, sehr bunte Welt akustisch unterstützen mussten.

Fazit

Der erste vollständige 3D-Kinofilm aus dem Schlumpf-Universum bietet durchgängig rasante Unterhaltung mit einzigartigen Charakteren und allgemeingültigen Aussagen von Zusammenhalt, Naturverbundenheit und Emanzipation. Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf ist damit wesentlich besser und stimmiger geworden als der direkte Vorgänger, der noch mit Realdarstellern kombiniert wurde – unverständlich, warum sich das bei den Kino-Besucherzahlen nicht entsprechend niedergeschlagen hat.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 95%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 50%
Film: 75%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Kelly Asbury
Sprecher: Nora Tschirner, Christoph Maria Herbst, Rick Kavanian, Tim Oliver Schultz, Axel Stein, Jasmin Gerat, Lena Gercke, Heiner Lauterbach, Iris Berben
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 90
Codec: AVC
FSK: 0

Trailer zu Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf

DIE SCHLÜMPFE - DAS VERLORENE DORF - Trailer F - Ab 6.4.2017 im Kino!

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