Einer gegen alle – Trau niemals einem Dieb

Blu-ray Review

Einer gegen Alle - Trau niemals einem Dieb Blu-ray Review Cover
Koch Media, 28.09.2017

OT: Plan de fuga

 


Zwischen den Fronten

Heist-Thriller aus Frankreich mit doppeltem Boden.

Inhalt

Victor ist ein äußerst talentierter Bankräuber/Safeknacker/Sprengstoffexperte und deshalb jüngstens auf den Schirm der Russischen Mafia geraten. Auf diesem Posten vakant suchen sie Ersatz für einen vor Kurzem „verstorbenen“ Mitarbeiter. Victor beweist seine Talente in einem ersten Test und wird für den Job genommen. Doch kaum geht man in die nähere Planung, wird das Unternehmen von Interpol hochgenommen. Die Russen sterben, Victor wird verhaftet. Nur der als Fahrer engagierte Rápido kann entkommen – und der kennt ein pikantes Geheimnis Victors …

Der Inhalt von Einer gegen Alle beschreibt zusammenfassend knapp die ersten 40 Minuten des Films. Viel ist bis dahin nicht passiert, mehr zu verraten würde ihm allerdings die größte Überraschung vermiesen. Regisseur Iñaki Dorronsoro (Auf Distanz) konzentriert sich voll und ganz auf seine Hauptfigur Victor – und das ist gut so. Dessen Hintergründe sind immerhin spannend und geheimnisvoll genug, um an den Bildschirm zu fesseln. Leider fällt Einer gegen Alle nach der Offenbarung der überraschenden Wendung in ein tiefes erzählerisches Loch, aus dem er erst in den letzten 20 Minuten wieder herauskommt. Bis dahin fragt man sich (ähnlich wie Kommissar Teniente), was denn eigentlich noch passieren soll? Gut, dass Hauptdarsteller Alain Hernández (Palmen im Schnee) derart charismatisch agiert, dass man sich an ihm innerhalb dieser Zeit entsprechend festhalten kann. Ihm ist es zu verdanken, dass man weiterhin wissen möchte, was der im klassischen Gewand eines Heist-Movies daherkommende Film noch parat hält. Der finale Coup gefällt dann auch in seiner Inszenierung und dem Tempo. Schade, dass man den Film mittendrin während der Vorbereitungen zum Bruch so unvermittelt abwürgt und im Geplänkel mit persönlichen Hintergründen und Frauengeschichten (fast) untergehen lässt. Neben Hernández ist es übrigens erneut Luis Tosar (Sleep Tight, Toro – Pfad der Vergeltung), der sich immer mehr als spanischer Charakter-Darsteller fürs Genrekino entpuppt – selbst wenn seine Rolle hier erstaunlich gradlinig angelegt ist. Ein bisschen Action gibt’s übrigens auch – immerhin darf eine halbe Hundertschaft von Interpol die Russen hochnehmen und auch in der Bankraub-Sequenz zum Schluss geht’s explosiv zu.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Einer gegen Alle liegt im Format 1,85:1 vor. Das kommt recht laufstabil daher, leidet nicht unter deutlichem Rauschen. Das dezente Korn lässt sich hauptsächlich auf uniformen Hintergründen erkennen, lässt den Thriller aber angenehm filmisch wirken. Ein ganz dezenter Grünfilter liegt über dem Geschehen, was Gesichter schon mal etwas kränklich wirken lässt. Die Bildruhe lässt glücklicherweise auch in dunklen Szenen nicht nach, die obendrein nicht unter Vermatschungen im Schwarz oder Kontrasteinbrüchen leiden. Die Schärfe geht in Nahaufnahmen sehr in Ordnung, lässt lediglich bei Halbtotalen ein wenig nach. Ganz dezente Farbverfälschungen auf Gesichtern in ganz dunklen Szenen sind ein weiteres kleines Manko und bei gemischten Helligkeiten dürfte der Kontrastumfang ein wenig höher sein.
Akustisch beginnt Einer gegen Alle mit seinem erstaunlich räumlichen Titelsong, der bereits die Heist-Thematik verkündet. Die darauf folgende Besprechung im Präsidium lässt Tosars Stimme sehr plastisch und gut verständlich erklingen. Bereits in der nächsten Szene tönen die Organe aber ein klein wenig dumpf und muffig. Die Schweißarbeiten Victors gelangen jedoch stets räumlich ins Heimkino und auch die Schreibarbeit im Präsidium von Teniente lässt sich nett anhören. Während des Überfalls darf die Musik dann noch eine Spur akzentuierter und räumlicher werden, kurbelt die Geschwindigkeit akustisch an und wird von ein paar echten Actionelementen ergänzt. Dynamisch bleibt das zwar eher auf mittlerem Niveau, dennoch hat man das schon schwächer gehört.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Einer gegen Alle hat man neben dem Trailer noch ein 25-minütiges Making-of abgelegt. Das liefert zahlreiche Interviews und Einblicke von hinter der Kamera. Die Filmemacher nennen außerdem ihre Inspiration für den Film, die sie (nicht ganz ohne Selbstbewusstsein) auf die Namen Sidney Lumet und Alfred Hitchcock beschränken. Außerdem orientiere man sich am Heist-Klassiker Rififi.

Fazit

Einer gegen Alle beginnt stark und endet überraschend – dazwischen gibt’s leider mal 30 Minuten Leerlauf. Als Genre-Ergänzung und wegen der Darsteller aber dennoch sehenswert.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: Spanien 2016
Regie: Iñaki Dorronsoro
Darsteller: Luis Tosar, Javier Gutiérrez, Alain Hernández, Alba Galocha, Itziar Atienza, Florin Opritescu
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, sp
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 104
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Einer gegen alle – Trau niemals einem Dieb

Einer gegen alle - Trau niemals einem Dieb - Trailer

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!