Gänsehaut – Goosebumps

Blu-ray Review

Gänsehaut - Goosebumps Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, seit 09.06.2016

OT: Goosebumps

 


Slappys Rache

In Gänsehaut zeigt Jack Black als Gruselautor R.L. Stine, was er für eine blühende (Grusel)fantasie hat.

Inhalt

Zach ist gerade mit seiner Mutter von der großen Stadt ins vorörtliche Kaff gezogen und begegnet der neuen Umgebung mit gesundem Sarkasmus. Einzige die nette und hübsche Nachbarin Hannah sorgt für ein wenig Optimismus in seinem Gesicht. Dumm, dass deren Vater mit gestrenger Härte auf den Zaun zwischen den Grundstücken verweist, den Zach gefälligst nicht zu übertreten hat. Unmissverständlich ist klar, dass der mürrische Herr keinen fremden Kontakt zu seiner Tochter wünscht. Das mag zunächst verwunderlich und weltfremd wirken, doch der Nachbar erweist sich als kein Geringerer als R.L. Stine. Der ist der Autor der monstermäßig erfolgreichen „Gänsehaut“-Romane und hat einen Grund, so schroff zu sein. Denn die Monster, von denen er schreibt, existieren wirklich. Damit sie nicht ausbrechen, schließt er sie in seinen Romanen ein. Als Zach sich jedoch eines Nachts Sorgen um die vermeintlich schreiende Hannah macht und ins Haus der Nachbarn eindringt, öffnet er eins der Manuskripte und entfesselt damit den legendären Schneemenschen. Während man den Yeti schnell noch auf Eis legen kann, gestaltet es sich bedeutend schwieriger, Slappy wieder ins Buch zu fesseln. Denn die bösartige Bauchrednerpuppe leidet nicht nur unter einem Napoleonkomplex, sondern lässt gleich noch alle anderen Kreaturen frei – selbstredend nicht, ohne alle Bücher zu verbrennen, um die Rück-Verbannung zu verhindern. Von nun an ist guter Rat teuer …

Rob Letterman bleibt den Monstern treu. Der Regisseur des Animationshits Monsters vs. Aliens leiht sich für Gänsehaut die Motive der Gruselgeschichten von R.L. Stine, erweckt aber vor allem dessen Schöpfer zum Leben. Getreut der Atmosphäre von Meine teuflischen Nachbarn geht Zach davon aus, dass der Herr Nachbar gar Schauriges im Schilde führt, bis er erfährt, was hinter dem schroffen Typen steckt. Jack Black erweckt den Schauerroman-Autor mit anfänglicher Gruselpräsenz zum Leben, entwickelt sich nach seiner Offenbarung aber wieder zum (wenn auch cholerischen) Witzbold als den man ihn kennt. Glücklicherweise übertreibt er es in Gänsehaut mit seinem albernen Gestikularium nicht fortwährend und hat sogar ein paar großartige Lacher auf seiner Seite – so zum Beispiel, wenn er Zach etwas „zu Stephen King erzählt“.  An seiner Seite überzeugen Dylan Minnete (Prisoners) als Zach und Odeya Rush (Hüter der Erinnerung – The Giver) als Hannah. Minnete ist ein ebenso cooler wie authentischer Typ, der ohne großes Ich-bin-der-Schönste-Gehabe auskommt und dadurch die Sympathien auf seiner Seite hat. Rush ist ein taffes Mädel und zeigt den Jungs bisweilen, wo’s lang geht. Einzig Ryan Lee als Champ nervt in seiner stereotypen Nerd-Sidekick-Rolle.
Von seiner Geschichte her funktioniert Gänsehaut auf einer ähnlichen Ebene wie Nachts im Museum, allerdings mit durchweg fiesen und wenig liebenswerten Kreaturen. Hüben wie drüben ordnet sich die Story den Effekten und Slapstickmomenten unter, wobei hier nicht alle visuellen Effekte gelungen sind. Manche Kreatur wirkt in ihrer Umgebung etwas isoliert, weil der Schattenwurf und die Umrisse nicht immer perfekt umgesetzt wurden. Sei’s drum: Sowohl die Gottesanbeterin als auch der Yeti sorgen für spannende und rasante Momente, denn inszenatorisch kann man Gänsehaut nichts vorwerfen. Rob Letterman hat seinen „Grusel-Jumanji“ routiniert in Szene gesetzt und lässt das Ganze in einem fulminanten Showdown gipfeln. Dazu gesellen sich im Übrigen noch zahlreiche Genre-Zitate für die Filmfans unter uns sowie ein netter Gastauftritt von R.L. Stine, den ausgerechnet Jack Black in dessen Rolle als neuen Schauspiellehrer „Mr. Black“ vorstellt.

Bild- und Tonqualität

Gänsehaut bekommt man beim Sichten der Blu-ray nicht. Allerdings dürfte die Bildruhe in kurzen Bewegungen etwas besser sein, denn hier gibt’s schon mal Ruckler und Wischeffekte. Die Schärfe geht in Ordnung, ohne dass Auflösungsbäume ausgerissen werden. Der Kontrastumfang passt, lässt in einigen Einstellungen nur ein wenig den Punch im Schwarz vermissen. Faben sind kräftig, was den vielen Kreaturen zugute kommt.
Akustisch fetzt Gänsehaut mit seinen beiden verlustfreien dts-HD-Master-Spuren spätestens von dem Moment an alles weg, in dem die Manuskripte zu Boden fallen und die Kreaturen sich ihren Weg nach draußen bahnen. Was hier an Dynamik und Effektreichtum abgefeuert wird, sucht im Komödienfach seinesgleichen (30’14). Natürlich bietet die fantastische Story auch genug Anlass, gerade solche Effekte zu nutzen, wenn ein drei Meter großer Yeti durchs Wohnzimmer wütet und mal eben die Hauswand sprengt. Auch das Zurücksaugen des Schneemenschen ins Buch ist äußerst spektakulär und wenn die Armada aus Gartenzwergen in den Bärenfallen zerschellt, werden sämtliche Lautsprecher mit Signalen versorgt. Ein echtes Highlight ist dann die überdimensionale Gottesanbeterin, die mit äußerst präzisen und coolen Sounds von den Rearspeakern herübergrunzt und mit ihren langen Beinen durchs Heimkino stakst.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Gänsehaut warten neben einer Gag-Reel und alternativen Eröffnungs- sowie entfernten Szenen noch fünf Featurettes. In „Alles über Slappy“ kommt die böse Handpuppe zu Wort. „Wie man eine Gänsehaut-Kreatur überlebt“ erzählt von den Methoden, diverse Monster zu überleben – von den Gartenzwergen bis zu den Gottesanbeterinnen. „Seltsame Dinge passieren auf dem Set“ gibt ein paar (kaum ernst gemeinte) Eindrücke von den Dreharbeiten und „Kreaturisiert“ schildert, wie viel Arbeit am Make-up notwendig war. Zum Schluss warten in „Besetzungs-Screen-Test Galerie“ noch ein paar Castingtests der Darsteller.

Fazit

Gänsehaut ist ein kurzweiliger Mix aus Grusel und Komödie, der mit einem gut aufgelegten Jack Black aufwartet und dessen Blu-ray über einen extrem effektvollen und knalligen Sound verfügt. Da ist es verschmerzbar, dass die Story flach ist – zumal sie augenzwinkernd präsentiert und inszeniert wurde.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Rob Letterman
Darsteller: Jack Black, Dylan Minnette, Odeya Rush, Amy Ryan, Ryan Lee, Jillian Bell
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 12

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