George Orwells Animal Farm

Blu-ray Review

George Orwells Animal Farm Blu-ray Review Cover
AL!VE AG/Winkler Film, 03.03.2017

OT: Animal Farm

 


Die Früchte der Revolution

Die Verfilmung von George Orwells Roman erscheint erstmals auf Blu-ray.

Inhalt

George Orwells Animal Farm Blu-ray Review Szene 3
Bauer Jones betreibt seit einiger Zeit Misswirtschaft und quält die Tiere

Bauer Jones hatte mal einen florierenden Bauernhof. Doch mittlerweile ist das Anwesen mitsamt der Tiere heruntergekommen und Jones dem Alkohol verfallen. Nachdem er eines Abends erneut sturzbetrunken heimkommt, beruft der alte und weise Eber „Old Major“ eine Versammlung ein, in der er zur gemeinsamen Revolution gegen den Bauern aufruft. Gleichzeitig beschwört er die Tiere, im Nachgang nicht die gleichen Fehler zu machen und sich an den Grundsatz „Alle Tiere sind gleich“ zu halten. Und tatsächlich schaffen es die Tiere bei nächster Gelegenheit, Bauer Jones vom Hof zu jagen und dessen Gegenangriff abzuwehren. Fortan bewirtschaften sie gemeinsam das Anwesen und leben nach fünf Grundsätzen, von denen Old Majors „Alle Tiere sind gleich“ der Wichtigste ist. Doch dem Schwein Napoleon missfällt, dass die gewitzte Sau Schneeball die Führung angenommen hat. Als Schneebal mit einem Plan kommt  Als die Zeiten schlechter werden, weil der Winter einbricht, hat die gewitzte Sau Schneeball einen Plan, wie sämtliche Tiere schon in einem Jahr im Luxus von Elektrizität und und reduzierter Vier-Tage-Woche leben könnten. Doch bevor er diesen verkünden kann, vertreibt ihn Napoleon vom Hof, übernimmt an seiner statt die Kontrolle und gibt dessen Plan vom Bau einer Windmühle als den eigenen aus. Mit unerbittlicher Hand treibt er das Vorhaben vorwärts und lässt die Tiere Überstunden bei reduzierten Essensrationen machen. Gleichzeitig lebt Napoleon selbst mit den anderen Schweinen im Haus von Bauer Jones und tritt die einst aufgestellten Gebote mit Füßen. Einige Tiere scheinen eben gleicher zu sein als andere …

George Orwells Animal Farm Blu-ray Review Szene 7
Old Major ruft zur Revolution der Tiere auf

Die Comic-Verfilmung von George Orwells Klassiker Animal Farm wurde 1954 vom ungarisch-stämmigen John Halas und der Britin Joy Batchelor verwirklicht, die zuvor mit ihrem Studio vor allem TV-Werbung für Kellogg’s oder andere Firmen produziert hatten. Die Geschichte, in der sich Orwell kritisch mit dem Verrat des Kommunismus durch den Stalinismus auseinandersetzte und die als scharfe Kritik an allen totalitären Regierungssystemen gelten darf, wurde seinerzeit tatsächlich von der CIA mitfinanziert, die vornehmlich die antikommunistischen Züge sah und propagiert haben wollte. Man munkelt außerdem, dass von dort aus die Abänderung des Filmendes bewirkt wurde, denn das Buch sah keine Gegenrevolution der Tiere gegen die Schweine vor, sondern schloss damit, dass Napoleon und sein Gefolge auf zwei Beinen zu gehen begann und die anderen Tiere den Unterschied zwischen Mensch und Schwein nicht mehr erkennen konnten. Zwar schmälert das heute wie damals etwas den ursprünglichen Gedanken des Films, doch bis dahin bleibt Animal Farm eine hochinteressante und scharfzüngige Parabel auf die Februarrevolution, bzw. den Verrat der sozialistischen Ideale durch den Stalinismus. Sensationell wird der entscheidende Moment des Films beschrieben, wenn Napoleon Schneeball vertreiben und liquidieren lässt und dessen Plan im Anschluss als den eigenen ausgibt, während er Schneeball als Verräter denunziert, der angeblich Bauer Jones zurückholen wollte. Hier wird auch deutlich, dass nahezu jede wichtige Figur der russischen Geschichte dieser Zeit eine Entsprechung in einer Tierfigur hat. Napoleon ist unverkennbar Josef Stalin, der alte und weise Old Major entspricht Lenin und/oder Marx und Schneeball ist unverkennbar an Trotzki und dessen Schicksal (Vertreibung) angelehnt. Mr. Jones, der Farmer, steht natürlich für Zar Nikolaus II., dessen Dekadenz und Arroganz gegenüber dem Volk ja erst zur Revolution führte.
Inszenatorisch muss Animal Farm den Vergleich mit den Werken der große Animationsstudios kaum scheuen und auch die Zeichnungen halten das Niveau eines Disney-Films der Zeit. Lediglich die pastellartigen Hintergründe sind etwas einfach gehalten und aus heutiger Sicht wirkt die Filmmusik doch arg anstrengend. Für Kinder sind die politischen Zusammenhänge allerdings (noch) nicht in der Form verständlich und der teils düstere Charakter sowie die dramatischen Szenen beim Bau der Windmühle dürften den einen oder anderen Sechsjährigen durchaus etwas verstören.

Bild- und Tonqualität

George Orwells Animal Farm Blu-ray Review Szene 5
Napoleon schwingt sich zum Diktator auf und herrscht mit Terror

Animal Farm liegt zum ersten Mal in hochauflösendem Format vor, wofür man das Bild remasterte und von den gröbsten Fehlern befreite. Wie sauber und gut das geworden ist, kann man exemplarisch sehen, wenn man sich die Filmausschnitte im Making-of des Bonusmaterials anschaut. Hier wimmelt es nur so vor Drop-outs, Schmutzpartikeln und Helligkeitschwankungen. All das ist beim Film selbst drastisch reduziert und deutlich verbessert worden. Zwar ist es sichtbar körnig und nicht jeder Blitzer wurde entfernt, doch für einen Zeichentrickfilm, der nicht aus den Disney-Studios kommt und mittlerweile über 60 Jahre auf dem Buckel hat, ist das Ergebnis beachtlich. Sieht man von Totalen und Halbtotalen ab, die arg unscharf daherkommen, sind in den Naheinstellungen sogar reichlich Details zu sehen und die helleren Szenen wirken durchaus kräftig. Farben dürften wohl noch etwas mehr Leben haben, passen aber gut zur Zeit aus der der Film kommt. Hätte man hier künstlich nachgeholfen, wäre das Ergebnis wenig authentisch geworden. Doppelkonturen oder digitale Artefakte sind übrigens nicht auszumachen, sodass die Blu-ray bisher die beste erhältliche Fassung des Films ist.
Was für das Bild gilt, kann man für den Ton von Animal Farm nur bedingt sagen. Sowohl die englische als auch die deutsche Fassung kratzt uns spratzt mitunter als hätte man eine zerkratzte und verstaubte Langspielplatte für den Filmscore herangezogen und die Stimmen live dazu eingesprochen. Während die Originalfassung die Stör- und Schmutzgeräusche etwas dezenter wiedergibt, weil sie deutlich dumpfer abgemischt ist, klingt die hiesige Version frischer und offener, kratzt dafür aber noch mehr. Und während der Actionszenen wird es so hektisch und krachig-laut, dass man freiwillig runterregelt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Animal Farm wartet ein von Comedian-/TV-Moderator/Politiker Tony Robinson kommentiertes Making Of von 1995, das zahlreiche interessante Fakten über der Produktion liefert. So zum Beispiel die Tatsache, dass Maurice Denham sämtliche Tiere in der Originalfassung einsprach oder das die Idee, den Film zu machen von einem Amerikaner angestoßen wurde, der die Geschichte natürlich als Antikommunistische Story sah. Auch die CIA als Finanzier wird genannt, was das Making-of wirklich äußerst interessant und auch politisch werden lässt. Dazu gibt’s noch ein Interview mit John Halas sowie ein Audiokommentar vom Filmhistoriker Brian Sibley – letzterer leider ohne deutsche Untertitel.

Fazit

Trotz der Missinterpretation durch die amerikanischen Finanzgeber – Animal Farm ist ein Klassiker des Animationsfilms und bis heute ein lehrhafter Beitrag über die Entstehung eines totalitären Systems. Die Blu-ray liefert dazu ein überzeugendes Bild, leidet nur etwas unter dem qualitativ schwankenden Ton.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 45%
Tonqualität (Originalversion): 40%
Bonusmaterial: 70%
Film: 75%

Anbieter: AL!VE AG/Winkler Film
Land/Jahr: GB 1954
Regie: John Halas, Joy Batchelor
Sprecher: Wilhelm Borchert, Eduard Wandrey, Hans-Dieter Zeidler, Arnold Marquis, Horst Gentzen
Tonformate: PCM 2.0 (mono): de, en
Bildformat: 4:3
Laufzeit: 72
Codec: AVC
FSK: 6

(Copyright der Cover, Szenenbilder: © 2016 Winkler Film, All Rights Reserved.)

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!