I Remember You

Blu-ray Review

I Remember You Blu-ray Review Cover
Concorde Home Entertainment, 18.01.2018

OT: Ég man þig

 


Mehr Grün!

Gruseliges Kleinod aus Island.

Inhalt

Psychiater Freyr arbeitet hauptsächlich im lokalen Krankenhaus an der Westküste Islands. Doch dann wird er zu einem Selbstmord gerufen. Eine Frau hat sich erhängt und baumelt in einer kleinen Kapelle von der Decke. Überall hat sie mysteriöse Sprüche an die Wand gekritzelt, was auch die Polizei ermitteln lässt. Schon bald nach diesem Ereignis beginnt Freyr, seinen totgeglaubten Sohn zu sehen.
Zur gleichen Zeit will ein junges Pärchen gemeinsam mit einer Freundin ein altes Haus renovieren, um daraus ein Bed & Breakfast zu machen. Während ihrer Umarbeitungs-Maßnahmen sieht vor allem Katrin seltsame Dinge und stürzt kurz darauf eine Treppe hinunter.
Freyr recherchiert indessen, dass die Tote zu einer Gruppe von älteren Erwachsenen gehörte, die seinerzeit einen gleichaltrigen Mitschüler gehänselt haben. Sie ist nicht die einzige der damals gemeinen Schüler, die heute nicht mehr am Leben ist – begeht da vielleicht einer späte Rache? Und warum scheinen sich die Toten vor ihrem Ableben intensiv für Freyrs Sohn interessiert zu haben …?

Island, das Land in dem jeder Nachnahme scheinbar auf „son“ oder „dóttir“ endet; das Land, das zur Fußball-EM 2016 in Frankreich praktisch entvölkert war; das Land, das für ebenso schrullige wie großartige Musik steht (Björk, Sigur Rós, Of Wolf and Men), wird Genrefilm-Land immer noch unterschätzt. Zu Unrecht, wie Dead Snow 2: Red vs. Dead oder Frost zeig(t)en. Mit I Remember You betritt man nun den Subgenre-Bereich des Geister- und Spukfilms – und das ebenso ambitioniert wie atmosphärisch. Für die Stimmung sorgt schon die karge Gegend an der Küste. Die nur vereinzelt herumstehende Häuser, die alle mal einen Anstrich bräuchten; der kühle Wind, der durch das braune Gras fegt und der wolkenverhangene Himmel bieten den Hintergrund für eine sich langsam steigernde Atmosphäre. Ein erster Spannungs-Höhepunkt gelingt dann im Keller des Krankenhauses, wenn Freyr das erste Mal mit seltsamen Geschehnissen konfrontiert wird. Hier funktioniert gerade die Stille und das Fehlen von Filmmusik, was die Nerven angespannt lässt und durch vereinzelt eingefügte Bass-Sweeps noch intensiviert wird. Die eingestreuten Schwarz-Weiß-Bilder, die die Vergangenheit schildern, geraten intensiv und schaurig – auch das funktioniert gut. Als Zuschauer sollte man aber nicht mit einem rasanten, im US-Stil realisierten Grusler rechnen, sondern mit einem, der sich Zeit nimmt, seine Geschichte zu erzählen und Schauer zu erzeugen. Zwar gibt’s auch hier typische Effekte wie blasse Kindergesichter oder vorbeihuschende Gestalten, doch das nimmt nicht die bekannte CGI-Form Hollywoods an. Es sind die menschlichen Abgründe, die sich hier auftun und neben der Mystik für eine gewisse Intensität sorgen – gerade im Zusammenspiel mit dem Trio im zukünftigen B&B. Denn dort entwickelt sich abseits von den unerklärlichen Geschehnissen eine Tragödie, die nach 80 Minuten in überraschend grafische und deshalb umso schockierende Bilder gipfelt.
Wenn dann kurze Zeit später eine faustdicke Überraschung auf den Zuschauer wartet, nimmt I Rememeber You noch mal eine unerwartete Wendung – wenngleich das Motiv und einige Ungereimtheiten weiterhin (leider) im Dunkeln bleiben.

Bild- und Tonqualität

Wie das Land, so das Bild – I Remember You liefert graue und verregnete Einstellungen, die nur wenig Farbe liefern und vom Kontrastumfang her mehr als mittelmäßig sind. Schwarzwerte sind nie richtig knackig und alles wirkt auf einem farblich reduzierten Grau festgewachsen. Dunkle Szenen in der Hütte der drei Renovierer leiden dazu unter einem grellen Gelb-Grün-Stich, der die Kontraste auf den Gesichtern schon mal wachsartig werden lässt.(26’00). Außerdem gibt’s in dunkleren Szenen und bei schwankendem Licht auch noch Banding-Effekte (32’40, 48’56).
Akustisch bleibt I Remember You weitgehend frontbezogen und öffnet den Raum nach hinten nur sehr bedingt. Die Konzentration auf den Center bleibt vorrangig, präsentiert dort aber recht gut verständliche Dialoge, die nur einen Hauch lauter hätten eingepegelt werden können. Die atmosphärischen Aufnahmen am Hafen bringen dann aber doch mal ein paar Geräusche auf die Effektlautsprecher und auch das alte Haus knarzt immer wieder ganz hübsch von hinten (10’20). Für einen schicken Jumpscare-Effekt sorgt dann die zufallende Keller-Luke nach knapp 50 Minuten, die von den Rearspeakern effektvoll in Szene gesetzt wird.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von I Remember You finden sich lediglich die Originaltrailer und weitere Programmtipps des Anbieters.

Fazit

I Remember You bietet eine ebenso spannende wie willkommene Abwechslung vom teuer produzierten US-Gruselfilm und überzeugt mit Atmosphäre, guten Darstellern, gezielt gesetzten Schockeffekten und einem ziemlich überraschenden Twist zum Schluss.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%

Anbieter: Concorde Home Entertainment
Land/Jahr: Island 2017
Regie: Óskar Thór Axelsson
Darsteller: Johannes Haukur Johannesson, Thor Kristjansson, Ágústa Eva Erlendsdóttir, Sara Dögg Ásgeirsdóttir, Anna Gunndís Guðmundsdóttir
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 106
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu I Remember You

I Remember You – Official Trailer I HD I IFC Midnight

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