Lake Bodom

Blu-ray Review

Lake Bodom Blu-ray Review Cover
Koch Media, 27.07.2017

OT: Bodom

 


Kleine Sünden …

… bestraft der liebe Gott sofort – und das sollen gleich mehrere Teenies im finnischen Lake Bodom erfahren.

Inhalt

Atte und Elias haben diesen kruden Gedanken, ein reales Verbrechen, das 55 Jahre zuvor an einem See in Bodom begangen wurde, nachzustellen. Unter dem Vorwand, eine Party auf einer Hütte abhalten zu wollen, überreden die zwei Jungs die Mädchen Ida und Nora, mit ihnen zum See zu kommen, denn damals waren zwei Männer und zwei Frauen die Opfer des Täters am See. Einmal angekommen können Atte und Elias ihr „Geheimnis“ zwar nicht mehr für sich behalten, doch die Mädels nehmen es ihnen zunächst nicht krumm. Während man gemeinsam am Lagerfeuer sitzt, überlegt man tatsächlich kollektiv, wer damals wohl der Mörder war und ob er heute noch leben könnte. Als man müde wird, begibt man sich ins Zelt und schläft – zunächst, jedenfalls. Bis merkwürdige Geräusche die Nachtruhe beenden. Zunächst ist es daraufhin „nur“ Elias, der mit seinen dummen Scherzen die drei anderen zu Tode erschreckt, doch dann liegt Atte ebenso blutig wie tot auf dem Boden des Zelts – wiederholen sich die Geschehnisse von damals …?

Am 05. Juni 1960 wurden vier Jugendliche, die an einem See in der Nähe des Stadteils Bodom der Stadt Espoo campierten, von einem Unbekannten überfallen. Drei von ihnen wurden ermodert, der vierte schwer verletzt. Nachdem 2004 der Überlebende mit vermeintlichen DNA-Spuren belastet wurde, ein Jahr später aber vor Gericht einen Freispruch erhielt, bleibt der wahre Täter bis heute unbekannt. Die Tat selbst gilt bis heute als großes Mysterium und die Anteilnahme mit den Opfern ist ungebunden. Wer sich im Death-Metal-Bereich auskennt, wird schon mal was von Children of Bodom gehört haben – jetzt weiß er, woher deren Name kommt. Auch Regisseur Taneli Mustonen ließ sich von den Geschehnissen für seinen Lake Bodom inspirieren und inszenierte darauf basierend einen angenehm oldschooligen Slasher, der mit einem Storytwist aufwartet, den wohl nur die wenigsten erahnen dürften. Aber selbst bis dahin ist der finnische Genrefilm atmosphärisch und packend. Weil er Filmmusik nur sehr spärlich einsetzt und sich Soundeffekte für Jump-Scares aufbewahrt, sind die Sinne bis aufs Äußerste gespannt. Der dunkle Wald lässt den Zuschauer (gerade den, der mit Dunkelheit nicht ganz entspannt umgeht) frösteln und die Kameraeinstellungen begleiten das Szenario effektiv. Dazu kommen Schauspieler, die gerade deshalb authentisch rüberkommen, weil sie nicht dem gängigen Schönheitsideal us-amerikanischer Filme entsprechen. Selbst wenn die Figuren die gleichen Witze reißen und sich die gleichen Storys erzählen, so wirkt das nicht so abgeschmackt wie beim typischen Hollywood-Slasher. Alle vier Darsteller wirken in ihren Rollen glaubwürdig – vom rothaarigen Nerd über den Draufgänger bis hin zu den beiden Mädchen, denen das Leben schon übel mitgespielt hat.

Außerdem bleibt es nicht bei dem einen Storytwist, denn Lake Bodom fügt nach 55 Minuten noch einen weiteren, sehr aktuellen und im Zeitalter von Social Media umso erschreckenderen hinzu. Regisseur Mustonen ändert während der rückblickenden Erklärung den Film tonal, was im Zusammenspiel mit der vollkommen anderen Filmmusik und den Slow-Motion-Aufnahmen einen ebenso deutlichen wie eindrucksvollen Gegenpol zum bisherigen Verlauf darstellt. Und wer dachte, dass zwei überraschende Wendungen ausreichen würden, der wird nach etwas über einer Stunde eines Besseren belehrt – und wie. Denn das, was Lake Bodom dann an intensiv-beunruhigenden Bildern auffährt, schrappt nur knapp an der FSK-18-Grenze entlang. Schon für diese letzten zehn Minuten, die an Terror kaum zu überbieten sind, lohnt sich der Film.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Lake Bodom liegt im Format 2,35:1 vor und läuft recht rauscharm. Die Farbgebung ist etwas stilisiert. So sind Gesichtstöne gelb-bräunlich und leicht überkontrastiert. Dabei ist der allgemeine Kontrastumfang eher schwach ausgeprägt, Schwarz ist beispielsweise nicht so richtig satt. Während der düsteren Szenen verfärben sich die dunklen Bereiche noch ein wenig ins Grünliche und vor allem im späteren Verlauf gibt’s häufig color-banding-Erscheinungen (60’36). Einige Vogelperspektiven der ländlichen und bewaldeten Gegend offenbaren dazu dezente Unruhen.
Beim Sound geht es Lake Bodom zunächst bewusst sehr dezent an. Im Wald ist es erstaunlich ruhig und während der ersten 20 Minuten gibt’s nur ein oder zwei Jump-Scares, die entsprechend mit direktionalen Sounds unterstützt werden. Bis dahin (und meist auch später noch) dominieren die Dialoge, die klar und deutlich aus dem Center kommen. WENN aber mal Attacken eingeplant werden und entsprechend umgesetzt werden, steht man praktisch senkrecht auf der Couch und erschreckt mindestens ebenso wie die Protagonisten im Film (28’30, 30’32). Auch wenn der alte Volvo verunglückt, rappelt es im Karton (68’00).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Lake Bodom finden sich neben den Originaltrailern noch zwei Featurettes. Im „Reaction Video“ gibt’s 20 Sekunden lang Publikumsreaktionen während einer Vorführung des Films zu sehen. Das Hinter-den-Kulissen-Feature nimmt uns für anderthalb Minuten mit in die Maske des Films.

Fazit

Lake Bodom holt mit einem geringen (finanziellen) Aufwand das Maximum aus seiner Geschichte heraus und liefert ein paar Storytwists, die zu den überraschendsten der letzten Jahre gehören. In Kombination mit den fiesen letzten zehn Minuten macht das ein echtes Genre-Highlight und beweist, dass gutes Horrorkino zuletzt des Öfteren aus Europa und nicht aus den USA kam.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 20%
Film: 75%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: Finnland/Estland 2016
Regie: Taneli Mustonen
Darsteller: Nelly Hirst-Gee, Mikael Gabriel, Mimosa Willamo, Santeri Helinheimo Mäntylä
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fi
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 84
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Lake Bodom

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