Let us Prey

Blu-ray Review

Let us prey uncut Blu-ray Review Cover
Pierrot Le Fou/AL!VE, ab 27.03.2015

OT: Let us Prey

 


Zelle 6

Endlich mal wieder ein eigenständiger Genrefilm!

Inhalt

Constable Rachel Heggi will gerade ihre erste Nachtschicht im neuen Revier, einem winzigen Küstenkaff in Schottland antreten, als sie auf ihrem Weg zur Arbeit direkt mal beobachtet, wie der stadtbekannte Raufbold Francis einen Mann überfährt. Zwar fehlt von dem Verunglückten kurz darauf jede Spur und selbst das Auto scheint unversehrt, doch wo sie schon mal Zeugin war, nimmt sie Francis mit auf die Wache. Kurz darauf erscheinen zwei weitere Kollegen mit einem seltsamen Fremden – dem augenscheinlich kaum verletzten Unfallopfer. Der ist nicht nur sprachlos und ohne Papiere, sondern scheinbar ein ganz besonderes Kerlchen. Immerhin schafft er es mit einem einzigen gesprochenen Satz den hinzugerufenen Arzt dazu zu treiben, mit dem Messer auf ihn los zu gehen. Nach und nach wird der Doktor nicht der Letzte bleiben, der von dem Fremden manipuliert wird. Im Verhör gibt der Mann dann preis, dass er Interesse an der bösen Seite der Menschen hat, und böse scheinen alle auf dem Revier zu sein – die Beamten eingeschlossen. Nun scheint es so, als würde der Fremde diese bösartigen Wesenszüge verstärken und in allen hervorbringen …

Da tritt das Horrorgenre während der letzten Monate ziemlich gemächlich und innovationslos immer wieder in ausgetretene Pfade und dann das! Let us Prey ist von der ersten (mit pumpendem Elektroniksoundtrack im Stile eines Assault on Precinct 13 unterlegten) Sekunde besonders. Schon optisch gefällt er durch die Aufnahmen einer schroffer Felsküste und einem unheimlichen Typen, der auf den Klippen entlang wandert. Endlich mal kein Jungendliche-gehen-in-eine-abgelegene-Waldhütte-treffen-auf-degenerierte-Waldschrate-und-filmen-sich-dabei-selbst-Klischee-Quark, sondern ein unverbrauchtes Szenario mit reichlich kaputten Typen. Natürlich ist die Story dünn und nur bedingt tiefschürfend, aber immerhin bekommt man in Let us Prey mal ein wenig Abwechslung. Abwechslung in Form eines gruseligen Liam Cunningham (Dog Soldiers, Game of Thrones), der in kurzer Zeit diverse andere Charaktere zu kontrollieren und manipulieren beginnt. Doch wenn man in dem Moment denkt, man habe den Film durchschaut, wartet zur Mitte noch eine faustdicke Überraschung auf den Zuschauer – in Let us Prey ist eben nicht alles so, wie es zunächst den Anschein macht. Neben dem extrem atmosphärischen Szenario, das wie schon erwähnt, des Öfteren an Carpenters Klassiker erinnert, funktioniert die Stimmung auch über den kongenialen Filmscore und die beiden Hauptdarsteller. Liam Cunningham ist eine Bank als mysteriöser Fremder mit Durchblick und Polyanna McIntosh darf die taffeste Frauenrolle in einem Genrefilm seit langem geben – durchaus überzeugend und glaubwürdig, nebenbei bemerkt. Erstaunlich, dass Regisseur Brian O’Malley bisher gerade mal mit zwei Kurzfilmen auffiel, hier aber nicht nur stilsicher, sondern mit Gespür für Spannungsaufbau, Schauspielführung und Atmosphäre exakt die richtigen Knöpfe drückt, um aus dem Horror-Einerlei herauszustechen. Apropos Stechen: Da Let us Prey einen durchaus hohen Blutgehalt hat, passierte die FSK-18-Fassung die Prüfstelle nur mit Schnittauflagen und ist nun ca. 37 Sekunden kürzer. Das wirkt sich beispielsweise in den Szenen aus, in denen Frauenprügler Ralph noch ein paar Mal öfter mit der Stirn gegen die Gitterstäbe rennt. Außerdem gibt’s mehr Kühlschrankinhalt und rohere Gewalt von Sergeant MacReady. Wer’s nicht so ultrablutig braucht, dem sei gesagt, dass die 18er Variante recht gut geschnitten wurde, die fehlenden Szenen nicht, wie sonst schon mal üblich, aufgrund abgehackter Schnittfolgen sofort ins Auge fallen. Wer sich jedoch ein Bild von der Uncut-Fassung machen möchte, der greift zur SPIO-Version von Let us Prey, die in der schwächeren Einstufung (keine schwere Jugendgefährdung) ungeschnitten abgesegnet wurde.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Let us Prey leidet des Öfteren unter mangelnder Schärfe in Halbtotalen. Bisweilen ist die Schärfentiefe so gering, dass Figuren, die nicht im Vordergrund stehen, vollkommen verwaschen erscheinen – das könnte ein Stilmittel sein, wäre aber hier wenig einleuchtend und ist letztlich fehl am Platze. Nahaufnahmen gehen in Ordnung, reißen aber auch keine Detailverliebtheits-Bäume auf. Das größtenteils dunkel gehaltene Bild ist ein wenig kontrastschwach, liefert aber immerhin recht gute Schwarzwerte.
Der Ton hält sich fast ausschließlich bedeckt und frontbezogen. Lediglich die elektronischen Sounds und kreissägenartigen Akustikimpulse kommen bisweilen über die Rearspeaker. Ein wenig Atmosphäre gibt’s im Keller, der den typischen Kurzhall enger und niedriger Räume authentisch wiedergibt. Die erste Wahl bei Let us Prey sollte aufgrund der großartigen Dialekte die Originalspur sein.

Bonusmaterial

Originaltrailer und Trailershow – mehr gibt’s im Bonusmaterial von Let us Prey nicht zu holen.

Fazit

Let us Prey ist ein höchst atmosphärischer Horrorthriller mit philosophischer Konnotation, der von einem gnadenlos guten Liam Cunningham dominiert wird und in der SPIO-Fassung deftig brutal zu Werke geht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film SPIO: 80%
Film FSK18: 70%

Anbieter: Pierrot Le Fou/AL!VE
Land/Jahr: GB/IRL 2014
Regie: Brian O’Malley
Darsteller: Pollyanna McIntosh, Liam Cunningham, Bryan Larkin, Douglas Russell, Hanna Stanbridge
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91’48 (FSK18) // 92’26 (SPIO)
Codec: AVC
FSK: 18 (geschnitten)
SPIO JK ksJ: (ungeschnitten)

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!