Lommbock

Blu-ray Review

Lommbock Blu-ray Review Cover
Universum Film, 29.09.2017

OT:

 


Genmanipulierte Haze-Scheiße

Warum „Polenfluch“ und Mehmet Scholl in einen Film passen, demonstriert Lammbock-Nachfolger Lommbock auf gewohnt verkiffte Art und Weise.

Inhalt

Vor 15 Jahren hat Stefan sein Jurastudium abgebrochen, um doch seinen Lebenstraum von einer Strandbar in der Karibik zu leben. Mittlerweile lebt er ganz gut in Dubai und steht tatsächlich kurz davor, eine Lounge-Bar auf dem Dach eines Wolkenkratzers zu eröffnen. Freilich nicht mit seinem Geld, sondern dem seines zukünftigen Schwiegervaters, denn Stefan möchte in Kürze dessen reiche Tochter Yasemin heiraten. Dummerweise muss er dafür noch seine Geburtsurkunde aus Würzburg holen, was ihn zurück in die Arme von Kai treibt, der auf dem Flughafen doch tatsächlich mit einer Gourmet-Pizza inklusive üblichem Überraschungsinhalt auf ihn wartet. Während Stefan dem Dope offiziell abgeschworen hat (immerhin bekommt man in der Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate schon mal zehn Jahre Haft für ein Gramm Hasch), ist Kai immer noch der Alte. Naja, fast. Immerhin muss er sich mit dem pubertierenden Sohn seiner aktuellen Partnerin auseinandersetzen, was selbst in frischer Jugendsprache nicht ganz so einfach ist. Und weil Stefan zwar seine Urkunde bekommt, aber dummerweise vor dem Rückflug noch einen Joint durchzieht, verzögert sich die Abreise. Ein paar Flunkereien von Kai reichen aus, um den alten Freund noch für 14 Tage in Deutschland zu halten. Genug Zeit zu überlegen, ob der gewählte Weg in Dubai der richtige ist …

Lammbock war 2001 nicht nur das Regiedebüt von Christian Zübert, sondern trotz aller Kritikerschelte, man habe lustlos Quentin Tarantino und Kevin Smith kopiert, ein kleiner Hit im Kino. Immerhin gut 800.000 Besucher wollten die Kifferkomödie mit Moritz Bleibtreu und Lucas Gregorowicz in den Kinos sehen und im Videobereich mauserte sich der Film gar zum kleinen Kulthit. Während die Darsteller immer offen für eine Fortsetzung waren, wollte Zübert dies schon alleine deshalb nicht, weil er das Ansehen des Erstlings nicht demolieren wollte. 15 Jahre später schien das Drehbuch gut genug und die Zeit gekommen, die alte Crew zu versammeln und ein Sequel zu produzieren. Und sie kamen alle: Von Bleibtreu und Gregorowicz über Wotan Wilke Möhring bis hin zu Alexandra Neldel und Elmar Wepper. Ergänzt um Jungtalent Louis Hofmann (Mitte der Welt) konnte man, kein Scherz, Mehmet Scholl für einen Gastauftritt begeistern. Damit schließt sich in Lommbock der Kreis zum Vorgänger, während sich aufgrund der vergangenen Zeit ganze neue Möglichkeiten eröffnen. Waren 2001 die Sprüche von Kai und Stefan up to date, wirkt es heute bizarr und absurd, wenn sich Kai im Gang-Slang mit dem Filius seiner Freundin unterhält. Bleibtreu macht das aber auch zum Brüllen komisch, wenn er von „Bitch“, „Wayne“ oder „Swag“ spricht und meint, er habe den pubertierenden Jungen erreicht.

Geblieben sind die verklausulierten Verschwörungstheorien Kais, die heute wie damals improvisiert daherkommen, aber (angeblich) so im Drehbuch standen. Geblieben ist auch die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, die sich nach wie vor einen Joint von der Größe einer Salatgurke zusammenbasteln. Egal, ob sie miteinander kiffen (was häufig ist) oder sich zoffen (was auch oft vorkommt) – man nimmt den zwei Schauspielern ab, dass sie Spaß an Lommbock hatten. Und wenn’s um den Youporn-Vertipper geht, darf man gerne mal laut loslachen. Natürlich ist das inhaltlich weiterhin völlig dünn, aber wen kümmert hier schon eine Geschichte. Immerhin gibt’s aber eine kleine Generationen-Story, die den beiden „reifen“ Freunden vorhält, wie dämlich sie sich damals selbst verhalten haben und wie konservativ sie dann doch geworden sind. Parallel werden sämtliche Klischees über Rauschmittel durch den Kakao gezogen und der Gangsta-Rap bekommt genauso sein Fett weg. Wenn Dar Salim (Macho-Man) zwar die bösesten Songs ins WWW posaunt, dann aber mit seiner kleinen Tochter an der Hand den Hippie auf der Straße an der roten Ampel auf seine Vorbildfunktion hinweist, ist das eine symbolische Faust in die Magengrube aller Möchtegern-Rapper-Proleten.

Bild- und Tonqualität

Lommbock beginnt mit warmen Braunfiltern, um das Dubai-Feeling rüber zu bringen. Dazu kommen knackige Kontraste und für einen deutschen Film erstaunlich gute Schwarzwerte. Die Schärfe lässt in Halbtotalen schon mal etwas nach, funktioniert aber in Close-ups ordentlich. Das leichte vorhandene Korn vermittelt einen filmischen Eindruck und stört nur den Freund glattgebügelter Optik. Auch während der Szenen in Deutschland bleibt die warme Filterung weitgehend erhalten, sodass der Look konsistent bleibt.
Akustisch lebt Lommbock immer dann auf, wenn die Filmmusik aktiv wird. Ob lässige Roots-Rhythmen zu Beginn oder elektronische Diskomukke nach gut 40 Minuten – sowohl die Effektlautsprecher als auch der Subwoofer bekommen dann gut zu tun. Zwischenzeitlich regiert natürlich der Center, der die Stimmen voluminös und dennoch gut verständlich wiedergibt. Echte Actionszenen und damit Effektfeuerwerke bleiben aus, was aber auch nicht zum Film passen würde.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Lommbock enthält einen Audiokommentar des Regisseurs sowie ein Making Of und einen Bericht über die Special Effects neben einigen Trailern und Teasern. Das Making-of läuft knapp 25 Minuten und nimmt vor allem Bezug auf das Wiedersehen nach gut 15 Jahren. Alle beschwören das Familiäre und man merkt, dass sie es auch wirklich so meinen.

Fazit

Lommbock ist eine würdige Fortsetzung des Kultfilms von 2001, die witzig genug ist, um ein Doppel-Feature-Abend mit dem Original zu zelebrieren. Und dazu ein gutes Stück Weed – Hups, habe ich das jetzt wirklich geschrieben?
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 50%
Film: 65%

Anbieter: Universum Film/Senator
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Christian Zübert
Darsteller: Lucas Gregorowicz, Moritz Bleibtreu, Alexandra Neldel, Wotan Wilke Möhring, Antoine Monot, Jr., Louis Hofmann, Mavie Hörbiger, Melanie Winiger
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 106
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Lommbock

LOMMBOCK | Offizieller deutscher Trailer | ab 23. März im Kino!

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