Lost After Dark Uncut Edition

Blu-ray Review

Lost After Dark Uncut Edtion Blu-ray Review Cover
Mad Dimension/AL!VE, seit 04.03.2016

OT: Lost After Dark

 


Die Schule von 1984

Warum nicht mal einen Slasher machen, der sich an einschlägigen Vorbildern orientiert?

Inhalt

Michigan 1984: Weil die Aschlussparty an der lokalen Highschool nicht der Hit ist, beschließen acht Teenager rund um die zahme Adrienne mit dem geklauten Schulbus auf Spritztour zu gehen. Der Weg ist erst einmal das Ziel, denn in so einem Bus kann man ja ohnehin schon anständig einen draufmachen. Hätten die Kids doch mal den Spritinhalt des Schülerbeförderungsmittels kontrolliert, denn irgendwo in der Walachei bleibt das Ding stehen. Jetzt ist man natürlich nicht gewillt, den Weg wieder zurück nach Hause zu laufen, sondern findet im Wald eine Hütte, die man gemeinschaftlich erkundet. Das ist solange spaßig und aufregend, bis ein brutaler Killer auftaucht, der mit sämtlichen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Kids dezimiert …

asdLost After Dark spielt, wie unschwer zu erkennen ist, mitten in den 80ern und zollt den Slashern dieser Zeit liebevoll Tribut. Das ist auch ein Grund, warum die vollkommen klischeeisierten Figuren gar nicht mal stören – immerhin geht’s genau darum: Eine Hommage an Freitag, der 13. oder Texas Chainsaw Massacre. Und da muss man das Rad ja nicht zwingend neu erfinden. So gibt’s dann vom dicken Nerd und der Rockerbraut über den Sportlerschwarm und das Mauerblümchen bis hin zum Afroamerikaner gleich die komplette Bandbreite an gängigen Charakter-Abziehbildern. Atmosphärisch kann Lost After Dark aber durchaus Punkte machen. Die Stimmung in der einsamen Hütte ist angemessen schmuddelig und durch ein paar nette Kameraeinstellungen kommt hin und wieder sogar Spannung auf. Hauptdarstellerin Kendra Leigh Timmins ist sympathisch genug, um mit ihr mitzufiebern und Robert Patrick als Schuldekan Mr. C darf ein authoritärer Arsch mit Herz am rechten Fleck sein. Dass Regisseur Kessner dann einfach mal dort als erstes zuschlägt, wo man es nicht erwartet, zeugt von seinem Mut, mit der Erwartungshaltung der Zuschauer zu spielen. Demgegenüber wirkt ein mutwilliger Filmriss zur Mitte der Laufzeit etwas gewollt innovativ. Macht aber nichts, wenn man sich auf die durchaus blutigen und recht einfallsreichen Tötungssequenzen konzentriert, die auch schon mal an Ein andalusischer Hund erinnern. Erstaunlich genug, dass die Uncut Edition ohne jeden Schnitt durch die FSK gekommen ist – immerhin wird hier schon mal ein Mensch mit einem riesigen Holzbohrer umgekrempelt. Der degenerierte Kannibale am anderen Ende von Spitzhacke, Schaufel & Co. ist fies genug geraten, um auch dem Zuschauer ein wenig Angst einzuflößen – zumal seine Taten wirklich völlig unbarmherzig daherkommen. Lost After Dark bemüht sich dabei auch nicht um irgendeine Art von erleichterndem Humor. Nein, hier wird gemetzelt, was das Zeug hält und weil Dialoge in anderen Genrebeiträgen schon mal dümmer geraten sind, wendet man zwischen den Mordstaten Blick (und Ohr) auch nicht genervt ab. Schade, dass das Ende dann doch ein wenig konstruiert und unlogisch daherkommt.

Bild- und Tonqualität

Während der Rückblende zu Beginn von Lost After Dark wurden dem Bild absichtlich Blitzer, Störstreifen und Drop-outs hinzugefügt, um die Anlehnung an die 70er-Jahre-Slasher perfekt zu machen. Das hört mit Einsatz der 80er-Gegenwart dann (bis auf wenige gezielte Einsätze) auf, während das deutliche Filmkorn beständig konstant bleibt und während der ab dem zweiten Kapitel nicht mehr endenden Dunkelheit noch etwas deutlicher wird. Dunkelheit ist auch ein Stichwort für den Kontrastumfang, der durchgängig besser sein dürfte, um die Details in den dunklen Szenen herauszuarbeiten. Man muss oft schon sehr genau hinschauen, um überhaupt etwas zu erkennen. In den etwas besser ausgeleuchteten Szenen herrschen etwas fade, dem Zeitkolorit angepasste Farben vor, die Schärfe geht in Close-ups in Ordnung, wird aber schwächer, wenn Bewegung ins Spiel kommt. Das sieht zwar alles nicht sonderlich schön aus, ist aber durchaus bewusst als Stilmittel so gewollt.
Ganz schlecht trifft’s den deutschen Ton von Lost After Dark, der unter seiner akustisch dünnen, zischelnden und subjektiv stark komprimierten Synchronisation leidet. Die Sprecher sind nicht mal so schlecht aber gerade im Verhältnis zur Filmmusik und zur Umgebungsatmosphäre fallen die Stimmen einfach deutlich ab. Man muss die Lautstärke deutlich erhöhen, um sie zu verstehen, was wiederum zu viel zu lauten Geräuschen und Musik führt. Die Originalvertonung ist da deutlich homogener eingebettet, wenngleich auch diese keine Referenzqualität erreicht. Ebenfalls etwas unangenehm ist das tieffrequente Brummeln während der Suspense-Szenen – definiert ist anders und so klingt’s auch hier ganz nach der dritten VHS-Kopie eines Horrorstreifens aus den 80ern.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Lost After Dark warten insgesamt zehn Programmtipps und der Originaltrailer zum Film.

Fazit

Lost After Dark ist ein kleiner und dreckiger Genrebeitrag, der sich lustvoll an bekannten Genregrößen abarbeitet und dabei ein paar blutige Einlagen zelebriert. Mehr kann und muss man aber auch nicht erwarten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Mad Dimension/AL!VE
Land/Jahr: CA 2015
Regie: Ian Kessner
Darsteller: Sarah Fisher, Mark Wiebe, Jesse Camacho, Kendra Leigh Timmins, David Lipper, Robert Patrick
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 85
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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