Marco Polo – Worlds Will Collide Season 1

Blu-ray Review

Marco Polo - Worlds Will Collide Season 1 Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 12.12.2015

OT: Marco Polo

 


Der Lateiner

Vom Leben des jungen venezianischen Entdeckers.

Inhalt

Kublai Khan, Enkel von Dschingis und König der Mongolen, herrscht über das größte Reich der Welt. Einzig Kanzler Jia Sidao und seine Rebellen leisten ihm seit 30 Jahren Widerstand. Mitten hinein in diese kriegerische Zeit reist die Familie Polo, die als Händler und Forscher immer auf der Suche nach neuen wirtschaflichen Verknüpfungen ist. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Niccolò Polo und sein Sohn Marco werden von Khan gefangen genommen und der Herr Papa kommt nur über einen Handel aus dem Königshaus wieder heraus: Um Handel entlang der Seidenstraße treiben zu dürfen, lässt er Marco als Pfand zurück, verspricht ihm jedoch, dass dies nicht für immer sein werde. Dieses Versprechen lässt jedoch auf sich warten, sodass Marco keine andere Wahl hat, als seine Situation anzunehmen und sich entsprechend anzupassen. Der Khan lässt ihn in der Kultur der Mongolen ausbilden, vertraut ihm nach und nach Aufgaben an und schickt ihn zum Kampftraining mit dem blinden Lehrmeister „Hundert Augen“. Immer öfter zieht Kublai Marco ins Vertrauen und der revanchiert sich mit fundierten Eindrücken in Sachen gemeinsamer Kriegsführung. Dabei setzt er sich über die Meinung von Dschingim, dem Sohn des Khans hinweg, der Marco ohnhin kaum wohlwollend gegenübersteht. Auch die Verbindung mit der „Blauen Prinzessin“ könnte für den „Lateiner“ zu einem Problem werden. Dennoch betraut der Khan, nachdem man einen Anschlag auf seinen Leben verübt hat, ihn mit der ehrenvollen aber gefährlichen Mission, an der Seite von Hundert Augen die Festungsstadt Xiangyang einzunehmen …

Die Entstehungsgeschichte von Marco Polo ist beinahe so aufregend wie die Serie selbst. Zunächst sollte der US-Bezahlsender „Starz“ (unter anderem verantwortlich für Spartacus) das Projekt schultern, übergab aber nach zwei Jahren an den Streamingdienst Netflix. Der ging zwar auf Abstand vom komplizierten Dreh an Originalschauplätzen in China, nahm aber in Kooperation mit der Weinstein Company sage und schreibe 90 Mio. US-Dollar in die Hand, um die ersten zehn Episoden auf den Weg zu bringen. Gedreht wurde nun in Kasachstan, Italien und den frisch errichteten Pinewood Studios in Malaysia. Dies tat der Authentizität allerdings kaum Abbruch, denn immerhin wurden gut 130 Tonnen Styropor verarbeitet, um die prächtigen Bauten zu realisieren. Natürlich hat man nicht komplette Städte errichtet, sondern visuelle Effekte genutzt, um das Geschehen zu einem vollständigen Bild zu vervollkommnen (siehe Featurettes im Bonusmaterial), dennoch kann Marco Polo es in Sachen Set-Design mit dem oft in einem Atemzuge genannten Game of Thrones aufnehmen. Die 90 Mio. Dollar Produktionsgeld machen die von John Fusco (Hidalgo) erdachte und konzipierte Serie dann auch zur zweitteuersten TV-Show nach genanntem GoT. Fusco war es eine Herzensangelegenheit, die Show umzusetzen, da er erklärter Fan der chinesischen Historie ist und wie um dies zu beweisen, durchreiste er für seine Recherchen 2007 gemeinsam mit seinem Sohn die zentrale Mongolei auf dem Rücken von Pferden. Die Tatsache, dass Marco Polo auch eine Serie geworden ist, die sich stark von asiatischem Martial Arts beeinflussen ließ, könnte daran liegen, dass Fusco selbst Träger eines Schwarzgurtes im Shaolin Kung Fu ist und oft mit Trainingspartner Jet Li ins Sparring tritt. Erzählerisch ist Marco Polo ein Spagat zwischen authentischer Schilderung von Bräuchen und Traditionen auf der einen sowie hinzugegefügten Martial-Arts-Künsten und frei interpretierter Kriegsführung auf der anderen Seite – Dinge, die Polo in dieser Form wohl kaum vollzog.

Fuscos Umsetzung konzentriert sich dann auch vornehmlich auf die Opulenz seiner Bilder, die in atemberaubenden Totalen gezeigt werden und trotz hinzugefügter digitaler Ausschmückungen sehr realistisch wirken. Auch gelingen der Serie teilweise herausragende Kampfkunsteinlagen, die vor allem von „Hundert Augen“-Darsteller Tom Wu mit Tempo und kontrollierter Rasanz vorgetragen werden. Sein Finaler Kampf mit Jia Sidao ist ein echter Hingucker. Die Opulenz der Innenausstattungen der Paläste lädt ebenfalls zum Schwelgen ein und die eingestreuten erotischen Momente sind stilvoll und nicht zu frontal inszeniert – die Ähnlichkeit mit Spartacus ist hier also nur formell und in ihrer Häufigkeit und Drastik nicht mit der Sandalen-Serie vergleichen. Dennoch erfreut es, dass TV-Serien ihre Scham ablegen und körperliche Lust nicht andauernd züchtig hinter den Laken verstecken. Darstellerisch vertraut Marco Polo zum einen auf das bisher unbeschriebene Blatt Lorenzo Richelmy in der Titelrolle und auf einige bekannte Gesichter des chinesischsprachigen Kinos. Das macht am Ende Sinn, wollte Netflix mit der Serie doch vor allem auch auf dem asiatischen Kontinent Fuß fassen. Während Richelmy zwar optisch passend gecastet ist, jedoch schauspielerisch etwas blass bleibt, stellen Benedict Wong als Kublai Khan oder Chin Han in der überagierenden Rolle des Jia Sidao die darstellerischen Highlights dar. Hervorzuheben ist auch das Bemühen um eine ausgewogene Charakterisierung beider Seiten – sowohl die der mongolischen Kriegsherren als auch jene des chinesischen Kanzlers. Schwarz-Weiß-Malerei ist nicht das Anliegen von Marco Polo. Ob Polo, wie es die letzten beiden Episoden andeuten, auch strategisch in den Konflikt mit Xiangyang eingriff und dabei seine Kenntnisse über Trebuchets zum Einsatz kamen, sei ebenso dahingestellt, wie manch anderes Detail, von dem man nicht mal grundsätzlich weiß, ob der Entdecker und Handelsreisende alles wirklich so erlebt hat, wie er es niedergeschrieben hat. Es sei aber gesagt, dass solche Anteile durchaus noch etwas intensiver hätten dargestellt werden können. Die Eingangssequenz der finalen Folge, in der die Steinwurf-Vorrichtung getestet wird, ist in jedem Falle kurzweilig und amüsant geraten. Und wenn dann während der letzten 25 Minuten die Belagerung in echte Kampfhandlungen wechselt, darf man ob der bloßen Schauwerte durchaus mal sprachlos sein. Der Cliffhanger am Ende der ersten Staffel lässt zudem auf dramatische Entwicklungen in der zweiten Season hoffen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild der digital gefilmten Marco Polo im ungewöhnlichen Format von 2.00:1 dürfte anfangs etwas kontrastreicher sein. Die Schwarzwerte sind nicht ganz so knackig wie man sie sich wünschen würde und die Farben hätte etwas mehr Strahlkraft verdient – immerhin befinden wir uns in einem äußerst bunten Zeitalter. Während der Außenaufnahmen in der zweiten Hälfte der zehn Episoden und im Verlaufe der Belagerung Xiangyangs ändert sich das Ganze etwas: Die schwarzen Haare der Asiaten wirken knackiger, die Schärfe arbeitet die prächtigen Uniformen der Krieger detailliert heraus und die Bildruhe ist exemplarisch hoch.
Neben wenigen Ausnahmeserien wie Game of Thrones gibt es kaum eine andere Show, die einen derart effektvollen Sound liefert wie Marco Polo. Von Beginn an werden die Effektlautsprecher mit einbezogen, spiegeln nicht nur die kämpferischen Auseinandersetzungen wider, sondern vor allem den großartigen, von Trommeln dominierten Score. Die Stimmen der deutschen Synchro sind dagegen ein kleinwenig dünn und etwas zu leise geraten – das kann der O-Ton besser und voluminöser. Das ist aber nur eine kleine Kritik am Rande eines wirklich hervorragend-lebhaften Sounds. Wenn nach zwanzig Minuten der Sandsturm über die Polos hinwegrast, darf man auch im Heimkino schon mal zu Husten anfangen, da die Siliziumverbindungen akustisch praktisch Richtung Zuschauer rieseln. Natürlich leben auch die Schlachtszenen im Finale von dem dynamischen Sound und lassen Schwerter oder Pfeile über die Zuschauerköpfe rauschen und Pferde durchs Wohnzimmer galoppieren.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Marco Polo finden sich auf Disk 1 zunächst entfernte Szenen sowie das Making-of der Titelsequenz. Wenn man sieht, welch ein Aufwand schon dafür betrieben wurde, kann man nachvollziehen, dass sich das Budget auf 90 Mio. Dollar summierte. Auf Disk 2 lockt eine Dokumentation, die in gut 40 Minuten über die aufwändige Produktion aufklärt. Zu Wort kommen dabei nicht nur Serienschöpfer John Fusco, dem man anmerkt, wie sehr diese Serie sein Herzensprojekt war, sondern auch die vielen kulturellen Berater, die dazu beitrugen, die Show möglichst authentisch wirken zu lassen. Man erfährt tatsächlich einiges über Marco Polo und die Zeit, die er in der Mongolei verbrachte – ein wirklich sehenswertes Making-of. Dazu gesellen sich Bloopers, ein Vergleich zwischen dem Konzept und der Umsetzung sowie Bildergalerien. Drei weitere Featurettes runden das Angebot ab: In „Martial Arts“ erklärt Fusco, das er tief in die traditionellen Werte des asiatischen „WuXia“ eintauchen wollte, um die Kampfszenen und die spirituelle Motivation dahinter darzustellen. Natürlich gibt’s auch Hinter-der-Kamera-Material von den Choreografien. In „Kampftraining“ werden Bilder von den Proben der Kämpfe jenen aus dem fertigen Material anschauchlich gegenübergestellt und „Visuelle Effekte “ zeigt drei Minuten lang unterschiedliche Vorher-Nachher-Szenen – beeindruckend, welchen Aufwand die Produktion bereits betrieben hat, BEVOR überhaupt digitale Effekte hinzukammen.

Fazit

Historisch mag Marco Polo nicht vollständig akkurat sein und bisweilen zieht sich die Geschichte ein wenig in die Länge. Gerade zum Finale hin fehlt ein wenig mehr Tempo und der eine oder andere Charakter verhält sich auch nicht ganz logisch. Optisch und in Sachen Ausstattung macht der Serie von Schöpfer John Fusco allerdings so schnell keine andere etwas vor. Noch dazu kann man einiges über die mittelasiatische Kultur der Mongolen lernen und darf sich aufgrund einiger starker Figuren auf eine intensive zweite Staffel freuen
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 70%
Serie: 70%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2014
Regie: David Petrarca, John Maybury u.a.
Darsteller: Lorenzo Richelmy, Benedict Wong, Olivia Cheng, Joan Chen, Zhu Zhu, Mahesh Jadu, Remy Hill, Tom Wu, Uli Latukefu, Corrado Invernizzi, Pierfrancesco Favino,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 551
Codec: AVC
FSK: 16

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2 Kommentare
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Samingruen

Hallo zusammen,
Ich habe die erste Staffel auf Bluray gekauft und finde sie gut.
Leider konnte ich die 2. Staffel nirgends finden. Weiß jemand ob die überhaupt
auf Disks erschienen ist oder nur als Nett.ix- Stream geschaut werden kann.
Grüße