Monsters – Dark Continent

Blu-ray Review

Monsters Dark Continent Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 11.09.2015

OT: Monsters – Dark Continent

 


Falscher Krieg

Gareth Edwards Monsters erfährt eine Fortsetzung mit ungewöhnlichem Verlauf …

Inhalt

Zehn Jahre nach der Entdeckung einer außerirdischen Monsterpopulation in Mittelamerika haben sich die ungebetenen Gäste über die ganzen Kontinente verbreitet. Besonders wohl fühlen sie sich in der Wüste des Mittleren Ostens. Die USA führen hier Krieg gegen sie, was nicht jedem der einheimischen Bevölkerung gefällt. Michael, Frankie und Shaun, drei Jugendfreunde aus der weniger noblen Gegend von Detroit haben sich freiwillig zur Monsterbekämpfung gemeldet, bekommen es aber in erster Linie mit lokalen Partisanen zu tun. Die sind dann auch bedeutend feindlicher als die vielbeinigen Wesen aus dem All. So kämpft man dann bald gegen zwei Feinde und merkt, dass das ach so cool in der Heimat erdachte Kriegsspiel in Wahrheit eine ziemlich miese Sache ist – vor allem, wenn man in Gefangenschaft der Einheimischen gerät …

Gareth Edwards war 2010 mit Monsters ein kleiner aber feiner Mix aus Grusel, Sci-Fi und Roadmovie gelungen, das von einer außerirdischen Invasion erzählte. Das Ganze lief so gut und erweckte so viel Aufsehen, dass man Edwards vier Jahre später das Big-Budget-Reboot von Godzilla anvertraute. Die Fortsetzung seines eigenen Films übernahm er jedoch nicht. An dessen Stelle trat Tom Green, der nun in Monsters – Dark Continent die Geschichte um die fremdartige Spezies in die Wüste des Nahen Osten verlegt. Dort tobt der Krieg dann auch an zwei Fronten, denn nicht nur die Außerirdischen gilt es zu bekämpfen, sondern auch die Einheimischen, die ein großes Problem mit der militärischen Präsenz der USA auf eigenem Territorium haben. Green wechselt also von einer eher intimen Atmosphäre hin zu einem möglichst groß angelegten Szenario mit Platz für Stereotypen. Von denen gibt’s dann auch gleich von Beginn an eine ganze Menge. Seien es die markigen Sprüche des holzköpfigen Soldatentrios oder die unvermeidlichen Szenen in irgendwelchen runtergekommenen Ghettos, um auch ja zu verdeutlichen, dass die drei Kumpels es beim Heranwachsen ganz dolle schwer hatten, aber füreinander sterben würden. Trinkrituale, ein Hundekampf und sexistische Sprüche, dazu ein Off-Kommentar des Hauptdarstellers, der bedeutungsschwanger hinter dem Geschehen liegt. Was Monsters – Dark Continent zu Beginn versucht, ist ein Sozialdrama vor dem Hintergrund kriegierischer Zeiten zu inszenieren. Das gelingt aber so schlecht, dass man sich wünscht, die Kerle würden endlich in die Wüste geschickt. Genau dort geht’s dann nach 16 Minuten hin und der Zuschauer wird erstmals Zeuge der für das Wüstenszenario massiv angepassten Monster. Hier, das sei ehrlich gesagt, dürfen die Münder schon mal runterklappen, denn die Biester sind fantastisch animiert und sehen, ähnlich wie im Vorgänger, erfrischend anders und originell aus.

Noch besser und unheimlicher übrigens, wenn der erste Nacheinsatz des Teams ansteht und (auch hier darf man ehrlich sein) die Spannungskurve steil nach oben geht. Wenn die schwerbewaffneten US-Boys einen aufgebrachten einheimischen Bauern beruhigen wollen, während die riesigen Aliens aufgrund der Lautstärke der Diskussion immer näher kommen, dann darf man Green attestieren, dass er in Sachen Thrill durchaus seine Hausaufgaben gemacht hat. Sogar bei der Entwicklung seiner Figuren kommt er voran, lässt Frater und Parkes gemeinsam durch die Hölle gehen und stellt sich später vor eine fast schon traumatische Entscheidung, als sie ein schwer verletztes Kind finden. Ein Alienfilm ist Monsters – Dark Continent dann aber schon lange nicht mehr. Hätten Tom Green und sein Co-Autor Jay Basu sich auf das monsterlose Kriegsszenarion beschränkt und ihren Figuren zu Beginn weniger Plattitüden verpasst – wer weiß, vielleicht wäre ihr Film dann ein wirklich passables Antikriegswerk geworden. Durch die Überfrachtung mit der Monsterthematik und die Entwicklungslinien der beiden Protagonisten inklusive Völkerverständigungsszenen mit freundlich gesinnten Bevölkerungsgruppen wirkt das Ganze dann aber zu zerfahren und unentschlossen. Wer auf einen adäquaten Nachfolger zu Edwards Monster gehofft hatte, kann hier kaum zufrieden sein.

Bild- und Tonqualität

Wie es sich für einen Film mit Kriegsszenario gehört, ist das Bild von Monsters – Dark Continent extrem grobkörnig und farblich etwas entsättigt. Green arbeitet oft mit extremen Naheinstellungen und dadurch bedingter geringer Schärfentiefe, was den Vordergrund meist sehr krisp und scharf wirken lässt. Die Farbtupfer des Films landen ausgerechnet die Aliens, wenn sie im Dunkeln eine Lasershow mit Sporenverbreitung im Stile eines Avatar veranstalten. In Sachen Kontrastumfang geht man ebenfalls den bekannten Werk ähnlicher Filme und lässt helle Bereich schon mal überstrahlen.
Während der Gefechte in der Wüste sind die Rearspeaker praktisch allgegenwärtig und direktionale Effekte hageln im Sekundentakt auf den Zuschauer ein. Extrem druckvoll (bisweilen etwas übertrieben dick) treibt’s der Subwoofer – vor allem während diverser Soundtrackattacken 41’00. Die kurz darauf folgende Minenexplosion, die einen ausgewachsenen Humvee zerfetzt sowie das sich anschließende Feuergefecht verzetzen den Zuschauer dann mitten hinein ins Kiregsgeschehen von Monsters – Dark Continent. Bei all dem Bombast geht dann schon mal die Dialogverständlichkeit etwas verloren

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Monsters – Dark Continent findet sich ein Making-of, das gut 12 Minuten andauert und vor allem Bezug auf die Dreharbeiten in Jordanien nimmt. Hinzu kommen noch zwei Featurettes über die Entwicklung der Monster sowie die visuellen Effekte während des Hundekampfes. Beim Design der Kreaturen nahm man bewusst eine andere Route als im Vorgänger und wollte zeigen, wie sich die eher gallertartigen Wesen aus Monsters in der Wüste entwickelt hätten.

Fazit

Monsters – Dark Continent entwickelt sich nach höchst klischeehaftem Beginn zu einem respektabel dramatischen Kriegsfilm, dessen Monstereinlagen zwar nett anzuschauen sind, leider aber inhaltlich irgendwie nicht reinpassen wollen. Vielleicht schließt sich aber noch ein dritter (dann wieder monstermäßiger) Teil an, denn das Ende lässt dafür durchaus Raum.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: GB 2014
Regie: Tom Green
Darsteller: Johnny Harris, Sam Keeley, Joseph Dempsie, Nicholas Pinnock, Kyle Soller, Parker Sawyers, Sofia Boutella, Jesse Nagy
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 119
Codec: AVC
FSK: 16

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dc_coder_84

Hab mir gestern Abend den ersten Teil angeschaut. Immer noch ein toller Film! Hatte ihn vor ein paar Jahren schon mal gesehen. Spannend fand ich auch das Zusatzmaterial mit der Entstehung der CGI Effekte. Erstaunlich mit welch bescheidener Hardware man heutzutage tolle CGI Effekte hinbekommt. „Selbst handelsübliche Laptops haben heute mehr Rechenleistung als früher die Computer welche für Jurassic Park und andere Filme verwendet wurden“, heißt es in den Filmextras. Auch fand ich die Aussage des Regisseurs Gareth Edwards interessant, dass er die Inhalte der Filmschule erschreckend fand. Es ginge dort weniger um die Idee oder das erzählen von Geschichten als viel mehr um Logistik, Finanzen, Equipment etc. Deswegen entschied er sich für den seiner Ansicht nach viel besseren Weg und studierte Computer Animation. Offensichtlich sehr erfolgreich wie wir gesehen haben. Vielleicht könnten sie auch mal noch den ersten Teil reviewen. Ja, ich weiß, Sie wissen wahrscheinlich vor lauter Filme die es noch zu testen gilt, gar nicht mehr wo Ihr Fernseher steht ^^