Mr. Turner – Meister des Lichts

Blu-ray Review

Mr. Turner Meister des Lichts Blu-ray Review Cover
Prokino Filmverleih, ab 28.04.2015

OT: Mr. Turner

 


Kunstvoll

In Mr. Turner – Meister des Lichts gibt Timothy Spalding als Landschaftsmaler eine beeindruckende Leistung ab.

Inhalt

William Turner gehört zu den Künstlern, die es Zeit ihres Lebens schon zu Ansehen und einem gewissen Wohlstand gebracht haben. Er stammt zwar aus einfachen Verhältnissen, doch sein Vater erkannte früh des Sohnemanns Talent und protegierte ihn. Als erwachsener Maler pflegt er ein exzentrisches Dasein, lässt schwarzen Humor zu seinem stetigen Begleiter werden und verbalisiert seine Ansinnen schon mal in Grunzlauten. Privat immer wieder unberechenbar und durchaus schroff, inspirieren ihn seine vielen Reisen und Gespräche mit Einheimischen zu legendären Kunstwerken wie „Das Sklavenschiff“ oder „Die kämpfende Temeraire“. Um die Stimmung in seinen Bildern einzufängen, lässt er sich auch schon mal bei turbulenter See weit oben an einem Segelschiff festmachen. Als er nach dem Tod seines Vaters zunehmend depressiv wird, kümmert sich die Hauswirtschafterin um Turner, der seine gesamten Kunstwerke dem Staat vermachen wird …

Mike Leigh hat mit Mr. Turner – Meister des Lichts einen formvollendeten Film geschaffen, der selbst wie ein Kunstwerk des porträtierten Malers wirkt. Leigh nutzt die gleiche Farbpalette wie Turner und so meint man oft, dass die Werke des Künstlers laufen gelernt hätten. Dabei ist Mr. Turner selbst mit einer Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden nie spröde oder dröge, sondern nutzt den exzentrischen Humor des Malers, um blendend zu unterhalten und die Epoche so unverkrampft wie möglich erscheinen zu lassen. Transportiert wird diese Stimmung durch einen Timothy Spalding, der in Statur, Mimik, Gestik und Verbalisierung nahe an die darstellerische Perfektion kommt. Wie er in seiner Rolle grummelnd dem örtlichen Fotographie-Künstler begegnet, in dessen Technik er eine Bedrohung der Malerei sieht, oder wie er durch eine kommende Kunstausstellung unterschiedlicher Kreativer flitzt, Anmerkungen und Tipps gibt und sich dann herausnimmt, das Bild eines anderen mit einem roten Klecks zu „verbessern“ oder seine eigenen durch Bespucken zu verändern, das macht einerseits Spaß beim Zusehen, verärgert andererseits im Hinblick auf die Ignoranz bei den diesjährigen Oscarverleihungen für die beste Hauptrolle. Nicht einmal für eine Nominierung reichte es, was schon fast ein Skandal ist. Lediglich in Nebenkategorien wie Szenenbild, Kostümdesign oder Filmmusik heimste Mr. Turner – Meister des Lichts eine Nomierung ein. Das ist auch für Mike Leigh schade, dessen Inszenierung die Spielchen von Spaldings Hauptfigur zu gerne mitmacht und der diese durch ein hinreißendes Timing unterstützt. Da macht es auch rein gar nichts, dass Mr. Turner streng genommen keinen Anfang und kein Ziel hat. Der Film beleuchtet eher episodisch die letzten zwei Jahrzehnte aus dem Leben des Künstlers, von seiner Hoch-Zeit bis hin zur Depression am Ende seines Lebens, die der Tod seines Vaters und zunehmende Kritik an seinen Gemälden verursachte. Dabei schafft das zweieinhalbstündige Werk etwas Besonderes: Ohne seinen Protagonisten der Lächerlichkeit preiszugeben oder die Kunst an sich zu verunglimpfen, gelingen mitunter bissig-kritische Kommentare zur Wichtigtuerei vermeintlicher Kunstkenner und der sich selbstbeweihräuchernden Szene. Dass man die Bildenden Künste feiern und dennoch eine kritische Distanz wahren kann, zeigt Mr. Turner eindrucksvoll und ist damit selbst für Filmfreunde unterhaltsam, die weder etwas mit der Epoche, noch mit dem Genre des Biopics etwas anfangen können.

Bild- und Tonqualität

Wie schon oben beschrieben, wirkt der Look von Mr. Turner wie ein Bild des Malers selbst. Optisch wird dies durch ausgiebigen Weichzeichner und eine deutlich Braunfilterung gekennzeichnet.
Eine objektive Bewertung der Bild- und Tonqualität muss hingegen entfallen, da der Anbieter leider keine HD-Reviewmuster versendet.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Mr. Turner beinhaltet neben den beiden Trailern auch einen Audiokommentar von Regisseur Mike Leigh. Dazu gibt’s eine zusätzliche Szene und das Feature „Die Farbwelt des Mr. Turner“.

Fazit

Mr. Turner – Meister des Lichts ist ein großartig gespieltes, luftig inszeniertes Biopic, das trotz seiner Laufzeit von 143 Minuten jederzeit kurzweilig unterhält und mindestens einen wichtigen Oscar verdient hätte – leider reichte es nicht mal für einen in den vier nominierten Kategorien.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: keine Wertung möglich
Tonqualität (dt. Fassung): keine Wertung möglich
Tonqualität (Originalversion): keine Wertung möglich
Bonusmaterial: 30%
Film: 85%

Anbieter: Prokino Filmverleih
Land/Jahr: GB 2014
Regie: Mike Leigh
Darsteller: Timothy Spall, Paul Jesson, Marion Bailey, Dorothy Atkinson, Ruth Sheen, Patrick Godfrey, Leo Bill, Lesley Manville
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 143
Codec: AVC
FSK: 6

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