Muppets Most Wanted

Blu-ray Review

Muppets Most Wanted Blu-ray Review Cover
Walt Disney, ab 11.09.2014

OT: Muppets Most Wanted

 


Welttournee

Die Puppen tanzen wieder …

Inhalt

Kaum ist das Theater vor dem fiesen Ölbaron gerettet und das Muppets-Team wieder vereint, stellen die Truppe fest, dass die Kameras immer noch laufen. Klarer Fall: Es gibt ein Sequel! Die wahrhaft geniale Idee dafür: Eine Welttournee. Moment? Welttournee? Wer kam den darauf? Und wer ist dieser gelackte Typ, der sich plötzlich zum Manager der Muppets aufspielt? Dem Team stellt er sich als Dominic Bösewicht vor, ein angeblich erfolgreicher Tourmanager von U2, Rihanna und Co., der ab und an auch mal mit Präsident Obama spricht. In Wahrheit jedoch ist er die Nummer Zwei des Internationalen Verbrechens – gleich hinter einem grünen Frosch namens Constantin, der soeben aus einem russichen Gulag geflohen ist. Der gemeinsame Schurkenplan: Kermit, ein perfekter Doppelgänger Constantines, wird als Entflohener ausgeliefert und Nummer Eins kann unter dem Deckmantel der Theatertruppe gemeine Verbrechen begehen. Doch sie haben die Rechnung ohne die Muppets und Kermit gemacht. Während Letzterer im Gulag neue Freunde findet, die ihm helfen, wundern sich seine Kumpanen über den „neuen“ Kermit mit dem seltsamen Akzent …

„Eine Fortsetzung ist nie so gut …“ – Kaum hat Muppets Most Wanted begonnen, nimmt Kermit höchstpersönlich allen Kritikern den Wind aus den Segeln. Man weist sogar darauf hin, dass man noch keine echte Story habe, das Studio aber doch sehr gerne schon losdrehen würde. Die Muppets wären natürlich nicht die kreativsten Puppen der Welt, wenn sie nicht bald einen Einfall hätten. Oder sagen wir besser: eingeflüstert bekämen.
Regisseur James Bobin, der auch für das Reboot der Kino-Muppets verantwortlich zeichnete, setzt praktisch direkt am Ende vom 2011er-Vorgänger an und liefert einen Mix aus Gaunerkomödie und Doppelgängerthriller mit hohem Tempo. Schon zu Beginn beim Ausbruch Constantins legt man ein irres Pacing vor, lässt den bösen grünen Frosch in Yoda-Manier sämtliche Wärter des Gulags ausschalten. Charmant wie immer: Der bewusste Verzicht, das ganze perfektionistisch zu animieren, sondern die Puppen altmodisch und ungelenk zu inszenieren. Ebenso charmant, wie die Gesangsnummern. Ich bin wahrlich kein Fan von süßem Disney-Sing-Sang, doch die sarkastischen, sich nie zu ernst nehmenden Musicalnummern in Muppets Most Wanted machen einfach Spaß. Kritik an der im Gegensatz zum Vorgänger nicht ganz so innovativen und schlüssig erzählten ist berechtigt, wird aber durch Schlagzeugsoli (na klar) und nette Running-Gags wie das Lattenmessen von CIA-Agent-Adler und Interpol-Inspektor Jean Pierre Napoleon immer wieder weggefegt.

Die Gags sind übrigens richtig gut getimt – zumeist selbst in der deutschen Synchronisation, die im Vergleich zum Sprachwitz der Originalfassung zwar immer wieder den kürzeren zieht, insgesamt aber als gelungen gelten darf. Der stetige Schauplatzwechsel ist allerdings Mummenschanz, denn gedreht wurde ausschließlich in England und Kalifornien. Schade ist auch, dass viele potenziell brüllkomische Figuren wie Waldorf und Statler, der dänische Koch oder Professor Doktor Honigtau Bunsenbrenner mit seinem Assistenten Beaker nur kurze Rollen haben. Unverzeihlich ist gar, dass Rowlf, immerhin die älteste der Muppetfiguren und bis zu seinem Tod von Jim Henson selbst gespielt und gesprochen, nur zu Beginn und im Abspann auftaucht und praktisch keine Rolle spielt. Gekontert wird das mit den (Gast)stars, die zahlreicher kaum sein könnten. Vom typischen One-Liner-Cameo Lady Gagas (die ihre Rolle dabei selbst auf den Arm nehmen darf) über Christoph Waltz, der einen – Achtung, Schenkelklopfer: Walzer tanzen darf, bis hin zu Danny Trejo und Ray Liotta als Gulag-Insassen oder Usher als Platzanweiser (was als Wortwitz leider nur im Englischen funktioniert). Herausragend, weil ihre Figuren an sich schon viel hergeben: Tina Fey als abgeklärte Aufseherin im russischen Gefängnis und Ty Burrell als Interpol-Inspektor Shawn, sorry: Jean Pierre Napoleon.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Muppets Most Wanted entspricht im Wesentlichen dem des Vorgängers: Die Puppen tanzen farbkräftig und recht kontraststark. Der Filzkopf von Kermit offenbart in Nahaufnahmen beinahe jeden Fussel – und das, obwohl ein dezenter Weichzeichner über dem Bild liegt, der für etwas nostalgisches Flair sorgt. Zu Beginn von Kapitel sieben holt die hohe Bilddynamik noch einmal alles raus, präsentiert Ty Burrell als Interpol-Agenten mit famos schwarzem Haar und ebensolchen Augenbrauen, sein Hemd dagegen lupenrein weiß. Auch im Gulag, bei der Ankunft von Kermit/Constantine weiß der Kontrastumfang zu überzeugen.
Akustisch muss sich der Film ebenfalls nicht verstecken: Egal, ob man die englische 7.1-dts-HD-Master-Variante oder das deutsche 5.1-dts-HD-High-Resolution-Pendant wählt – Muppets Most Wanted präsentiert sich dauerhaft extrem räumlich und atmosphärisch. Die Musiknummern sind ein Muster an Transparenz – vor allem, wenn noch ein wenig Steptanz dabei ist. Aber auch die generelle Atmosphäre und Räumlichkeit überzeugt. Und wenn der Gulag zu Beginn explodiert, gibt’s richtig Zunder und Druck im Heimkino.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Muppets Most Wanted hätte etwas üppiger ausfallen dürfen. Hinter „Das längere längste Pannen-Special der Geschichte der Muppets“ verbirgt sich natürlich ein Blooper-Gag-Reel. „Rizzos größter Fan“ schildert, wie der größte Muppets-Fan aller Zeiten (eine Ratte mit coolem Cap, eine E-Mail an den Produzenten schreibt, dass er enttäuscht darüber ist, dass seine Lieblingsfigur Rizzo im aktuellen Film nicht auftaucht. „Im Gulag“ zeigt ein paar kurze Interview der üblen Gangster, die im russichen Gefängnis einsitzen mussten. Danny Trejo gesteht, dass er vor allem vor Constantine einen Höllenrespekt hatte. „Am Set mit Walter“ ist das letzte Featurette. Der smarte junge Reporter führt uns acht Minuten lang hinter die Kulissen von Muppets Most Wanted. Das Musikvideo von Bret McKenzies „I’ll Get You What You Want“ ist ebenfalls enthalten und zum Schluss wartet noch ein jüngerer Micky-Maus-Sketch: „Kleider machen Leute“.

Fazit

Muppets Most Wanted lohnt sich alleine schon dafür, weil wohl jeder gerne mal Danny Trejo singend und tanzend ein Knastmusical aufführen sehen wollte. Szenen wie diese lenken davon ab, dass man aus der Gaunergeschichte noch mehr Witz hätte herausholen können und das Auftauchen der vielen Charaktere bisweilen etwas gehetzt wirkt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalfassung): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 70%

Anbieter: Walt Disney Company
Land/Jahr: USA 2014
Regie: James Bobin
Darsteller: Ricky Gervais, Ty Burrell, Tina Fey, Chloe Grace Moretz, Tom Hiddleston, Stanley Tucci, Salma Hayek, Christoph Waltz, Til Schweiger, Lady GaGa, Toby Jones, Usher, P. Diddy uvm.
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts HD High Resolution 5.1: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 107
Codec: AVC
FSK: 0