Pet – Wenn du etwas liebst, lass es nicht los

Blu-ray Review

Pet - Wenn du etwas liebst, lass es nicht los Blu-ray Review Cover
Edel/Pandastorm, 23.06.2017

OT: Pet

 

 


„Ich bin kein Psycho“

Entführungsthriller mit überraschender Wendung.

Inhalt

Seth ist ein ebenso zurückgezogener wie bekümmerter Pfleger im lokalen Tierheim. Sein Leben besteht daraus, für neun Dollar die Stunde Tiere einzusammeln, ihnen Fressen hinzustellen und sich ein wenig um sie zu kümmern, bevor sie (eventuell) eingeschläfert werden müssen. Als er einer alten Bekannten aus der Schule im Bus begegnet, beginnt er, sich für ihr Leben zu interessieren und spioniert sie via sozialer Netzwerke aus. Zunächst einfach nur, um sie etwas besser kennen zu lernen, damit der schüchterne Mann ihr selbstbewusster begegnen kann. Doch das erste Aufeinandertreffen nach diesen Recherchen verläuft überhaupt nicht nach Plan – Holly lässt Seth astrein abblitzen. Als ihm per Zufall die schriftlichen Notizen Hollys in die Hände fallen, erinnert er sich an den Satz, den ihm vor Kurzem der Tierarzt bei der Arbeit sagte: „Er müsse sich nehmen, was er will“ – und Seth nimmt es sich. Er entführt Holly und sperrt sie im Keller des Tierheims ein. Doch der junge Mann muss sich bald wundern, wer wirklich hinter seinem Opfer steckt …

Dominic Monaghan (der Meriadoc Brandybock aus Herr der Ringe) mal ganz anders. Mit bravem Seitenscheitel mimt er den Durchschnitts-Amerikaner, dessen Leben bisher wenig zufriedenstellend verlaufen ist. Als er eine alte Schulkollegin wieder trifft, die damals schon jeder toll fand, sieht er seine Chance gekommen, endlich mal eine Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Wie bereits einige Vertreter (bspw. #Zeitgeist) vor ihm, drückt Carles Torrens die gleichen Knöpfe der Gefahren sozialer Netzwerke und schafft es dabei, äußerst nachvollziehbar zu schildern, wie aus purem Interesse an einer Person aus der Vergangenheit wahnhaftes Verhalten erwachsen kann. Pet – Wenn du etwas liebst, lass es nicht los zieht den Zuschauer geschickt auf die Seite von Seth, der scheinbar keiner Fliege etwas zu Leide tun kann und dem man sogar wünscht, dass er mal bei einer Frau landet. Die Neugier, sich mal das facebook-Profil eines Menschen anzuschauen, den man ewig nicht gesehen hat, kann vermutlich jeder Zuschauer nachempfinden. Weshalb der Beginn des Films durchaus auch eine unangenehme Komponente mit sich bringt – ist man etwa selbst schon ein Stalker, wenn man sich mal das Profil eines Menschen im Internet anschaut

Bis dahin macht Torrens alles richtig und kann sich auf einen Hauptdarsteller verlassen, der ziemlich perfekt in der Lage ist, die Ambivalenz zwischen nettem Kerl von Nebenan und Psychopath darzustellen. Auch Ksenia Solo als Holly macht ihr Sache gut – ist anfänglich die unnahbare und arrogante Schöne und vollzieht sowohl den Wandel zum Opfer wie auch die spätere Entwicklung zur Entführten mit Motiven glaubwürdig.
Was Pet zunächst schuldig bleibt, ist die Erklärung für den abrupten Sinneswandel Seths. Er wirkt nach seiner Tat einfach zu schnell zu dominant und selbstsicher, was zunächst abwegig erscheint und auch dann nicht ausreichend unterfüttert wird, wenn man nach 50 Minuten die erste Überraschung des Films präsentiert bekommt. Denn so normal wie es scheint, ist auch Holly nicht. Von da an entspinnt sich ein Thriller-Szenario, das sich immer mehr zum Psycho-Duell mit SAW-Anleihen entwickelt und für spannende Momente sorgt. Seinen vorläufigen Höhepunkt hat der Film, wenn Holly aus ihrem Knast heraus mehr Einfluss auf Seth ausübt, als man erwarten könnte. Geschickt sorgt sie dafür, dass der Plan ihres Entführers, sein Opfer zu „heilen“ sich in Wohlgefallen auflöst. Schade, dass Film und Regisseur am Ende etwas der Mut verlässt und der Ausgang doch eher nach gängigen Konventionen abgehandelt wird.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Pet liefert von Beginn an rattenscharfe Close-ups und eine äußerst dynamische Performance mit sehr hohem Kontrastumfang. Selbst die Einstellungen im dunklen Keller des Tierheims bleiben vollkommen frei von Körnung oder Rauschen. Dazu kommen die Farben sehr lebhaft und gleichzeitig natürlich zur Geltung – egal, ob es Hauttöne sind oder das kräftige Rot triefenden Blutes ist. Einzig die im späteren Verlauf auftauchenden color-banding-Effekte bei Ab- und Aufblendungen wirken sich negativ auf die Bewertung aus.
In Sachen Akustik zeigt sich Pet zwar vor allem während der spannenden und etwas actionreicheren Szenen effektvoll, überbetont allerdings die Dynamik-Momente und komprimiert dann hörbar. Den Stimmen schadet das nicht, denn die sind und bleiben gut verständlich und kommen hervorragend ortbar aus dem Center. Echte, direktionale Effekte gibt’s abseits der Filmmmusik nur selten – beispielsweise, wenn Holly mit ihrem Auto verunfallt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Pet finden sich lediglich die Originaltrailer des Films.

Fazit

Pet – Wenn du etwas liebst, lass es nicht los erfindet zwar das Subgenre des Entführungs-Horrorfilms nicht neu, ist aber wendungs- und trickreich genug, um innerhalb der eigenen Grenzen zu bestehen. Gerade die Entwicklung, die Seth durchmacht ist (wenn auch nicht immer plausibel) stets interessant und wird von Monaghan leidenschaftlich vorgetragen. Selbst wenn der Verlauf am Ende doch in gewissen Konventionen geschieht, heben es die Darsteller und die routinierte Inszenierung über den Durchschnitt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%

Anbieter: Edel/Pandastorm
Land/Jahr: USA/Spanien 2016
Regie: Carles Torrens
Darsteller: Dominic Monaghan, Ksenia Solo, Jennette McCurdy, Da’Vone McDonald, Nathan Parsons, Gary J. Tunnicliffe
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

Trailer zu Pet

PET | Trailer deutsch german HD | Horrorthriller

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!