Shot Caller – Safety Comes With a Price

Blu-ray Review

Shot Caller - Safety Comes With a Price Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, 07.09.2017

OT: Shot Caller

 


Money Man

Harter und gnadenloser Knast-Thriller mit Nikolaj Coster-Waldau.

Inhalt

Josh Harlon hat ein tolles Leben. Er hat Familie, ist als erfolgreicher Geschäftsmann sozial integriert und trifft sich mit Kumpels zum Basketball. Dann jedoch begeht er einen Fehler, der sein Leben verändert wird. Als er sich eines Abends etwas angetrunken ans Steuer setzt und einen Unfall baut, bei dem sein bester Kumpel zu Tode kommt, bringt ihm das aufgrund eines Deals „nur“ ein Jahr Gefängnis ein. Im Knast muss Harlon ein völlig neues Leben leben, arbeitet sich aber nach und nach in der Hierarchie hoch. Vor allem, weil er sich auf die Seite der White-Pride-Nazis schlägt, die hinter den Mauern die stärkere Fraktion bilden. Weil er für diese immer drastischere Aufgaben erfüllen muss, wird aus dem einstigen Geschäftsmann bald ein Killer und das Strafmaß erhöht sich auf insgesamt zehn Jahre. Das bringt ihm allerdings gleichzeitig den nötigen Respekt ein, sowie einen gefährlichen Auftrag, den er erfüllen soll, sobald er aus dem Knast ist. Draußen ist das Leben natürlich nicht mehr wie es vorher war und ein eifriger Cop heftet sich außerdem auch noch an seine Fersen …

Bevor Ric Roman Waugh in Kürze die Regie des dritten „… has Fallen“ (nach Olympus und London) übernehmen darf, schwang sich der für Snitch – Ein riskanter Deal bekannte Ex-Stuntman auf den Stuhl des Dirigenten und vollbrachte diesen Knast- und Milieu-Thriller, der in Sachen Intensität und Spannung bisweilen Grenzen überschreitet. Dabei erscheint nicht nur aufgrund der vorzüglichen Besetzung überraschend, dass Shot Caller keine Kino-Auswertung zuteil wurde. Denn alleine Game-of-Thrones-Star Nikolaj Costter-Waldau hat momentan genug Starpotenzial, um die Leute ins Lichtspielhaus zu bewegen. Vielleicht war den Anbietern die Story etwas zu kompliziert erzählt, denn Waugh inszeniert nicht konventionell linear, sondern verschachtelt und in den Zeitebenen hin- und her wechselnd. Man muss sich als Zuschauer den Film also nach und nach zusammen puzzlen und herausfinden, warum aus dem Familienvater und Geschäftsmann ein tätowierter Killer und Verbrecher wird. Wie das geschildert wird, gerät vor allem während der Knast-Szenen mit hoher Intensität und roher Direktheit. Schon die erste Nacht in Haft macht unmissverständlich klar, dass Harlons Leben kein Zuckerschlecken wird. Wenn er dann nach seiner ersten körperlichen Auseinandersetzung sabbernd und bluttriefend in seiner Zelle steht, weiß auch der romantisch veranlagteste Zuschauer, dass Prügeleien nicht mit zweimal Hochschnäuzen weggesteckt werden. Waldau macht diesen Wandel vollkommen authentisch mit und seine Figur wirkt durch die Präsenz des Darstellers wirklich beeindruckend. An seiner Seite agiert Jon Bernthal zum wiederholten Male beim gleichen Regisseur und zeigt, dass er den Absprung als Shane aus The Walking Dead mehr als gut hinbekommen hat.

Weil die Ereignisse stetig hin- und herspringen, wechselt man bisweilen von einem innigen Besuch der Ehefrau vor der Verurteilung zu einem Besuch zehn Jahre später, wenn Josh aus dem Knast raus ist und die Eheleute sich nichts mehr zu sagen haben. Klar und deutlich kommt rüber, dass der Knast Menschen verändert. Wo Shot Caller innerhalb dieser Szenen einen realistischen Eindruck vermittelt, schwächelt er bei der Milieu-Schilderung der Szenen in Freiheit. Nicht nur werden die Nazis möglichst stereotyp dargestellt, schmeißt man (wie so oft in US-Genrewerken) White-Pride-Faschisten mit Punks in einen Topf und lässt sie gemeinsam in Clubs zu Punkrock abfeiern. Das ist ärgerlich und vermittelt in solchen Situationen ein wenig, dass schlecht oder einfach etwas gedankenlos recherchiert wurde. Da es in der Geschichte draußen allerdings nur bedingt um politische Einstellungen geht, sondern um einen Waffendeal, schlägt das dann doch nicht so wesentlich ins Gewicht. Was Shot Caller dem Zuschauer überhaupt nicht leicht macht, ist die Identifikation. Denn sich mit einem Typen zu solidarisieren, der im Knast zum echten Gewalttäter wurde und der nun als Nazi eine neue Kriminalitäts-Karriere anstrebt, ist nicht sonderlich leicht. Allerdings ist genau dies in diesem Fall der herausragende Punkt. Denn Ric Roman Waugh macht es dem Zuschauer bewusst nicht leicht, fordert ihn dazu auf, sich mit den Figuren und der Thematik auseinander zu setzen. Zumal man bis zum Schluss nicht weiß, was für eine Überraschung der Film noch bereithält. Trotz des eher gemächlichen Erzähltempos entwickelt Shot Caller eine fast sogartige Atmosphäre, die auch durch den subtilen Geigen-Filmscore unterstützt und verstärkt wird. Dass es hier nicht gerade zimperlich zugeht, wenn Gewalt passiert, trägt ebenfalls zum Gelingen bei und untermauert die harte Story mit ebensolchen Bildern. Und weil ausnahmslos alle Darsteller ihren Job ernst nahmen, dürfte sich Ric Roman Waughs Film zum echten Video-Hit entpuppen.

Bild- und Tonqualität

Wenn einem Genre (neben dem Western oder dem Kriegsfilm) ein bisschen Korn steht, dann dem Gefängnis-Drama/-Thriller. Und so kommt auch Shot Caller mit einem körnigen Eindruck daher, der dem Film genau das nötige Quäntchen Dreckigkeit verleiht, die den Knastfilm authentisch wirken lassen. Was daneben sofort ebenfalls auffällt, ist die in Nahaufnahmen vorzügliche Schärfe, die jedes Detail in Gesichtern plastisch herausarbeitet. Auch der Kontrastumfang kann überzeugen und lässt das Bild recht dreidimensional erscheinen.
Integriert Anbieter Highlight Communications normalerweise nur für die deutsche Tonspur eine HD-High-Resolution-Spur, während die Originalfassung in HD-Master vorliegt, bekommen bei Shot Caller beide Tonspuren „nur“ das leicht datenreduzierte dts-HD-HR. Ein Manko ist das zunächst nicht, denn die Dialoge werden ebenso glasklar reproduziert wie der unterschwellig vorhandene und zwischendurch aufbrandende Score. Dass der Film aber auch anders kann, zeigt er nach zehn Minuten, wenn MP-Feuer das Haus der Nazis heimsucht und schlagartig den Raum nach hinten öffnet. Der Autounfall allerdings hätte etwas wuchtiger ausfallen dürfen. Im letzten Drittel gibt’s dann noch eine zünftige Schießerei, wobei es Shot Caller nie wirklich darauf anlegt, ein Muster an Direktionalität oder Dynamik zu sein.

Bonusmaterial

Insgesamt 13 Interviews mit Cast & Crew warten im Bonusbereich neben den Originaltrailern von Shot Caller. In den Interviews wird vor allem ziemlich erschöpfend erklärt, was ein „Shot Caller“ ist.

Fazit

Hart, bisweilen zynisch und unerbittlich – die Rekonstruktion eines Kerls, der vom einfachen Geschäftsmann zum mordenden Schwerverbrecher wird. Ein starkes Genrestück mit gnadenlos guten Darstellern.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 80%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Ric Roman Waugh
Darsteller: Nikolaj Coster-Waldau, Jon Bernthal, Lake Bell, Omari Hardwick, Emory Cohen, Jeffrey Donovan, Evan Jones, Benjamin Bratt, Holt McCallany
Tonformate: dts HD-High-Resolution 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 121
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Shot Caller

Shot Caller Official Trailer #1 (2017) Nikolaj Coster-Waldau, Jon Bernthal Crime Drama Movie HD

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