The Bachelor Weekend – Leben lieber wild!

Blu-ray Review

Bachelor Weekend Leben lieber wild Blu-ray Review Cover
EuroVideo, ab 07.05.2015

OT: The Stag

 


Naturburschen

The Bachelor Weekend ist besser als sein Titel es vermuten lassen würde.

Inhalt

Fionan (sprich: Fi-noo-ann) heiratet bald seine Freundin Ruth und bekommt vor lauter Überorganisation der Trauung kaum noch Luft. Und das, obwohl Ruth es gar nicht so perfekt haben muss. Also schlägt sie Fionans bestem Freund und Trauzeugen Davin vor, dass der einen Junggesellenabschied organisiert. Der Zukünftige ist zwar alles andere als begeistert, willigt aber letztlich ein, mit vier seiner Freunde gemeinsam auf Bergwanderung zu gehen. Vier Freunde? Nein, fünf. Denn Ruths plumper und vollkommen chaotischer Bruder Richard, genannt „The Machine“, soll auch mit. Leider lässt sich das trotz beharrlicher Vermeidungsversuche nicht verhindern und vom ersten Moment an wird’s peinlich für alle Beteiligten. Nicht nur peinlich, sondern auch abenteuerlich, denn Machine feuert am ersten Tag direkt mal den lebensnotwendigen Kompass in einen Tümpel. Doch während der Bruder der Braut so vor sich hin poltert, bewegt gerade seine schroffe und direkte Art, dass die kleinen und großen Problemchen der Freunde plötzlich recht einfach zu lösen sind, wenn man es einfach mal anpackt …

Was der deutsche Verleihtitel suggeriert, klingt nach RTL2-Nachmittags-Daily-Soap. Glücklicherweise handelt es sich bei The Bachelor Weekend – Leben lieber wild! um eine irische Produktion, was per se schon mal ein wenig mehr Niveau verspricht. The Stag, so der Originaltitel, ist dann zwar in „The Machines“ Rolle zu Beginn überzogen albern, dennoch muss man nicht fürchten, eine Mischung aus Doku-Casting-Show und US-Flachwitz-Katastrophenfilm beizuwohnen. The Bachelor Weekend hat echte Schauspieler, die sogar agieren können, die gar Mimik und Ausdruck mitbringen. Vor allem Andrew Scott (Jim Moriarty aus Sherlock und demnächst im neuen Bond Spectre zu sehen) spielt variantenreich und hat von allen Figuren die interessanteste abbekommen. Schon seine erste Szene, in der ihm Fionan vorwirft, zu perfektionistisch zu sein, wenn es um die Suche nach einer Partnerin geht, zeugt von authentischer Beobachtung der Drehbuchautoren. Noch dazu machen alle Rollen eine gewisse Entwicklung durch und zeigen interessante Ecken und Kanten. Selbst Querulant Richard hat seinen Moment, wenn er vollkommen konsterniert vor Simon steht, als dieser behauptet, bei U2 nicht eine Gefühlsregung zu haben. Das kann der stolze Ire nun überhaupt nicht nachvollziehen. Und wenn es dann mal albern wird, dann gelingt das im Gegensatz zu ähnlich gelagerten flachen US-Komödien wenigstens mit Slapstick und komischer Note. So kann man über Richards Versuch, den Hochvolt-Zaun zu überspringen durchaus lachen. Und wenn alle Sechs irgendwann nackt durch den Wald rennen, um im entfernten See das kühle Nass zu spüren, dann hat das etwas von purer Lebensfreude. Am Ende ist The Bachelor Weekend auch kein simpler Schenkelklopfer, sondern die Geschichte von sechs erwachsenen Männern, die irgendwo in der großartigen Natur Irlands mehr über sich selbst erfahren als sie zuvor geahnt hatten. Der durchaus originelle Kniff von Regisseur John Butler diese Selbsterkenntnisse durch die schroff-direkte Art des ungeliebten Begleiters auszulösen, gibt dem Film Würze – addiert gar ab der Hälfte ein durchaus bewegendes Element, das seinen Höhepunkt hat, wenn Davin am Feuer eine irische Volksweise zum Besten gibt – da ist dann sogar The Machine plötzlich ganz still.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Bachelor Weekend liefert harsche Kontraste, weshalb auf der Schattenseite der Ausleuchtung alles in Dunkelheit versumpft. Die grundsätzliche Braunfilterung lässt den Film warm wirken, die Schärfe ist nur bedingt ausgewogen. Ganz schlimm wird’s am Lagerfeuer, wenn Farben völlig ausreißen und absurd verbrannt aussehen. Nur wenige jüngere Filme sahen zuletzt unterdurchschnittlicher aus.
Der Ton von Bachelor Weekend wird genau einmal räumlich – und das ist im Sound des Logos vom produzierenden Studio vor Beginn des Films. Selbst im Wald oder am Lagerfeuer gibt’s nur ganz dezente Naturgeräusche von den Rears, während sowohl Stimmen als auch Filmscore ausschließlich von Vorne kommen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Bachelor Weekend – Leben lieber wild gibt’s neben elf Promo-Clips ein paar kurze Interviews der Schauspieler, die ihre jeweilige Rolle kurz vorstellen.

Fazit

Von wegen peinlich-pubertärer-Reality-Soap-Humor – The Bachelor Weekend ist entgegen seines deutschen Titels ein fast durchweg unterhaltsamer Männerselbstfindungstrip mit guten Darstellern und vielen witzigen aber auch bewegenden Momenten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 45%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 20%
Film: 70%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: Irland 2013
Regie: John Butler
Darsteller: Andrew Scott, Hugh O’Conor, Amy Huberman, Peter McDonald, Brian Gleeson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 12

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