The Color of Time

Blu-ray Review

the color of time Blu-ray Review Cover
Lighthouse HE, seit 20.03.2015

OT: The Color of Time

 


Poesiealbum

Prominente Darsteller in einem Arthausfilm über einen bekannten US-Poeten.

Inhalt

Charles Kenneth (kurz C.K.) Williams ist einer der führenden amerikanischen Poeten. Mit nationalen und internationalen Auszeichnungen (unter anderem Pulitzer-Preisträger) überhäuft, gilt der Schrifsteller, Kritiker und Übersetzer als einer der einflussreichsten noch lebenden Autoren der USA. In The Color of Time nahmen sich zwölf größtenteils weibliche Filmstudenten der New Yorker Universität basierend auf dem Lyrikband Tar das Leben und Werk von Williams, um einen lose zusammenhängenden Film einzig mittels der poetischen Kurzgeschichten des Autors zu erzählen. Auf diese Weise nimmt der Zuschauer an kurzen, prägenden Momenten der Entwicklung Williams‘ teil. Vom Leben als kleiner Junge mit seiner Mutter über das Heranwachsen und die College-Zeit, in der er auch seine immer noch aktuelle Frau Catherine kennenlernte, bis zu den Szenen, in denen er mit ihr gemeinsam Kinder hat und in die Vaterrolle hineinwächst. Das ist mit knapp 70 Minuten Spielzeit ziemlich knapp gehalten, wirkt optisch oft wie ein Werk von Terrence Malick (schon wieder) und ist im besten Sinne ein Arthausfilm für den wenig am Mainstream interessierten Zuschauer.

Williams, der von seiner Mutter kompromisslos geliebt, vom Vater allerdings mit dominant-harter Hand erzogen wurde, entwickelte durch seinen Blick für das Besondere im Alltag und sein frühes Interesse am Schreiben eine Zuflucht vor dem schwierigen Vater und Gleichaltrigen, zu denen der Junge und später der junge Mann nur wenig intensive Beziehung aufbauen konnte. Dabei ist die Kamera stets ultranahe an den Protagonisten, berührt bei den Schwenks um die Köpfe beinahe die Darsteller und nutzt ausgiebig romantisch verklärte Bilder, die durch ihre Schräglage, das häufige Lens-Flare und den Weichzeichner extrem kunstvoll wirken. Das wirkt zwar immer wieder etwas aufgesetzt und bemüht, hebt sich allerdings wohltuend vom Einerlei ab. Die fragmentarischen Puzzleteile des Lebens von Williams muss sich der Zuschauer von Color of Time selbst zusammenfügen, was ein wenig Mitarbeit fordert, allerdings auch hier eine willkommene Abwechslung vom sonst üblichen Vorkauen in Mainstreamfilmen darstellt. Erstaunlich prominent ist die Besetzung des Films geraten: James Franco als C.K. in seinen Enddreißigern sowie Mila Kunis als seine Frau Catherine stehen gemeinsam für die manchmal schwermütigen, oft aber sehr intimen und romantischen Momente, die durch die außergewöhnliche Kameraarbeit extrem gefühlvoll und emotional eingefangen werden. Nebenfiguren wie „Goody“, der in einem Drug-Store die Vorzüge amerikanischer Fahrzeugfabrikate vorbetet, sind wie geschaffen für einen verschmitzt lächelnden Bruce Campbell und Zach Braff als kränklicher Kumpel Albert.

Bild- und Tonqualität

Seit langer, langer Zeit wird mal wieder der alte MPEG-2-Codec ausgepackt. Allerdings merkt man das dem Bild von Color of Time ohnehin nicht an, denn das präsentiert den Look des Films so, wie er offenbar gewünscht war. Im Klartext heißt das, dass so ziemliche jede Art von Filter und Verfremdung genutzt wurde, welche die drei Kameraleute in ihrem stillen Kämmerlein gefunden haben. Von brutaler Überkontrastierung, extremen Weichzeichnern und bisweilen drastischem Korn bis hin zu Farbfiltern, die jede natürliche Hautfarbe in einen ungesunden Teint verwandeln – nicht schön, aber dem künstlerischen Anspruch entsprechend.
Auch akustisch darf man in Color of Time nichts erwarten: Die Front, und hier vor allem der Center, bestimmt das Geschehen. Nur selten, dass überhaupt mal Stereoeffekte genutzt werden. Die Rears bleiben gleich ganz still – ebenso wie der Subwoofer, der hier kaum von seinem Dasein verkünden darf.

Bonusmaterial

Mal abgesehen vom Trailer des Films gibt’s im Bonusmaterial von The Color of Time nichts weiter zu entdecken.

Fazit

The Color of Time ist ein künstlerisches Projekt von zwölf Filmstudenten, das ebenso fragmentarisch inszeniert ist, wie es die Vielzahl an Dirigenten vermuten lässt. Optisch hat der Film seinen Reiz und die Darsteller fügen sich erstaunlich konsequent in die künstlerisch-poetischen Dialoge ein, die das Geschehen bestimmen. Als Gesamtkunstwerk ist Color of Time einen Blick wert, als Film entzieht er sich den herkömmlichen Sehgewohnheiten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 40%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%

Anbieter: Lighthouse Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2012
Regie: Edna Luise Biesold, Sarah-Violet Bliss, Gabrielle Demeestere, Alexis Gambis, Shruti Ganguly, Brooke Goldfinch, Shripriya Mahesh, Pamela Romanowsky, Bruce Thierry Cheung, Tine Thomasen, Virginia Urreiztieta, Omar Zúñiga Hidalgo
Darsteller: James Franco, Mila Kunis, Jessica Chastain, Zach Braff, Bruce Campbell
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 73
Codec: MPEG-2
FSK: 12

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