The Midnight Man

Blu-ray Review

The Midnight Man Blu-ray Review Cover
Universum Film, 09.03.2018

OT: The Midnight Man

 


Zurück in den Kreis!

Mystery-Thriller mit Freddy-Krüger-Darsteller Robert Englund.

Inhalt

Alex lebt seit Kurzem bei ihrer kränklichen und leicht senilen Großmutter. Die Schülerin kümmert sich um Grandma und versucht, ihre manchmal sonderbaren „Anfälle“ mit Selbstbewusstsein zu kontern. Als sie ihr einen Schminkspiegel vom Dachboden holen soll, stolpert Alex gemeinsam mit ihrem Freund Miles über eine Schachtel, in der sie Kerze, Salzstreuer und eine Anleitung für ein altes Spiel finden. Das gleiche Spiel, das Grandma Anna 63 Jahre zuvor als Kind gespielt hatte und bei dem zwei ihrer Freunde umkamen. Denn wenn man es wagt und die Anleitung richtig umsetzt, ruft man den Midnight Man auf den Plan – und der ist alles andere als ein spaßiger Geselle. Und weil Alex ein neugieriges Mädchen ist, sitzt sie schon bald im Kreis aus Salz und hält eine Kerze in der Hand. Der Schwarze Mann lässt nicht lange auf sich warten und den Teenagern bleibt nur noch eine Hoffnung: Der Arzt Dr. Goodberry, der von Annas Vergangenheit weiß und dem Bösen vielleicht etwas entgegensetzen kann …

Kinder umzubringen ist immer noch ein kleines Tabuthema im Horrorfilm. Genau diese Grenze überschreitet The Midnight Man aber schon nach fünf Minuten und setzt damit ein Zeichen, dass hier nicht gerade zimperlich mit den Opfern umgegangen wird – zumal das Ableben der Kids auch noch recht blutig gestaltet wird. Im weiteren Verlauf wandelt sich der von Travis Zariwny (Produktionsdesign für How to Catch a Monster) inszenierte Film dann mehr um mehr zum Mystik-Grusler, der eine urbane Legende aufnimmt und sie mit den bekannten Genre-Versatzstücken garniert. Kerze, Salszkreis, seltsame Spielregeln – das alles hat man schon gefühlte Tausendmal gesehen. Wenn da nicht die Darsteller und die durchaus atmosphärischen Bilder aus dem Haus wären, würde sich The Midnight Man augenblicklich ins unterdurchschnittliche Mittelmaß der Gruselfilme hinablassen. Doch gerade Lin Shaye (Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel sowie die Elise Rainier aus der Insidious-Reihe)  als Grandma mit zersaustem Haar und unberechenbarem Verhalten sorgt für deinen einen oder anderen Schauer auf dem Rücken. Ob sie, im Schrank versteckt, ihr Gebiss bleckt oder erstaunlich agil im Bildhintergrund vorbeihuscht – ihre Figur sorgt für Gänsehaut.

Angenehm normal erscheinen Gabrielle Haugh und Grayson Gabriel als Alex und Miles. Fernab von Highschool-Beauties wirken die beiden wie ganz gewöhnliche Teenager und der Identifikationsgrad ist deshalb umso höher. Dass Robert – Freddy Krüger – Englund als Dr. Goodberry ein paar Gastszenen hat, wird den Horrorfilm-Freund freuen – wenngleich seine Anwesenheit zuletzt vornehmlich in B- oder C-Movies für gebucht wurde. Was in Midnight Man für erstaunlich spannende Atmosphäre sorgt, ist das extrem reduzierte Sound-Design. Meist vernimmt man nur ein dumpfes Klopen und ganz leichte Streicher-Einlagen, die im Hintergrund leise von Unheil künden. Nur während der echten Horror-Attacken wird der Ton lauter und dynamischer – bis dahin funktioniert das leise Wirken des Sounds erstaunlich gut und lässt die Nerven angespannt. Leider ist die Stimme des Schattenmanns zwar effektvoll, aber nicht gerade subtil angelegt. Hier wird’s bisweilen ein bisschen albern. Gar nicht albern, sondern ziemlich grafisch fallen die Blutmomente aus. Da werden schon mal Augen aus ihren Höhlen gedrückt und Kehlen in Großaufnahme durchgeschnitten – durchaus drastische Szenen für eine 16er FSK-Einstufung. Das Aussehen des Bösewichts passt sich dem an und kann durchaus überzeugen. Vielleicht ist Midnight Man zu vorhersehbar und tempoarm, um hartgesottene Horrorfans zu überzeugen. Für einen wohligen Grusler reicht’s aber allemal.

Bild- und Tonqualität

The Midnight Man hat ein durchweg ruhiges und rauschfreies Bild, dessen Farben kräftig und kontrastreich rüberkomme. Leichten Unschärfen an den beiden horizontalen Bildrändern zum Trotz ist der Fokus in der zentralen Mitte sehr gut und offenbart die Details in Gesichtern und auf Gegenständen ganz hervorragend. Ganz leichte Banding-Effekte lassen sich in dunklen Übergängen oder bei Aufblendungen ausmachen. Das hat man allerdings schon wesentlich schlimmer gesehen. Nicht ganz so schön ist die mangelnde Durchzeichnung auf Schattenbereichen in Gesichtern. Und weil es im Film fast ausnahmslos dunkel ist
Der Ton übt sich erstaunlicherweise in Zurückhaltung und nutzt genau das, um gezielt Effekte zu setzen. Die Intro-Szene hält zwar einige direktionale Effekte bereit, doch dann bleibt The Midgnight Man ganz bewusst ruhig und schildert Alex‘ Erkundungen in dem großen Haus fast geräuschlos. Wenn das Mädchen dann auf den Dachboden geht, grummelt der Subwoofer langsam ein wenig und bei den 22 Schlägen an die Haustür um Mitternacht, gibt’s erstmals richtig Dynamik. Außerdem kommt natürlich die Stimme des Schattenmanns direkt von den Effektlautsprechern, um von dort für Grusel zu sorgen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Midnight Man findet sich ein knapp zehnminütiges Featurette, das etwas mehr über die urbane Legende der bösen Figur aufklärt und auch die Darsteller zu Wort kommen lässt. Dazu gesellen sich die Originaltrailer und einige Programmtipps.

Fazit

The Midnight Man könnte mehr Tempo und vor allem innovativere Eigenideen haben. Um das etwas zu egalisieren, kann man auf eine durchaus ansprechende Atmosphäre sowie gute Schauspieler setzen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 55%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Travis Zariwny
Darsteller: Gabrielle Haugh, Robert Englund, Grayson Gabriel, Lin Shaye, Emily Haine, Summer H. Howell, Louise Linton
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu The Midnight Man

The Midnight Man – Official Trailer l HD l IFC Midnight

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