The Party

Blu-ray Review

The Party Blu-ray Review Cover
Universum Film / Weltkino, 01.12.2017

OT: The Party

 


Kleine Runde, große Auswirkungen

Ebenso kurzer wie vergnüglicher Film über unausgesprochene Wahrheiten.

Inhalt

Janet ist soeben zur Gesundheitsministerin ernannt worden und nimmt zahlreiche Glückwünsche übers Telefon entgegen. Eingeladen hat sie zudem ihre engsten Freunde. Da wäre die Zynikerin April mit ihrem hippiesken und bei jeder Gelegenheit meditierenden Ehemann Gottfried, die homosexuellen Freundinnen Martha und Jinny sowie der junge Banker Tom, dessen Kokskonsum ihn zum Nervenbündel werden lässt. Die Party war als nettes, intellektuelles Treffen geplant, nimmt aber schon nach kurzer Zeit einen ganz anderen Verlauf. Während man frühzeitig mitbekommt, dass Janet ihren Mann Bill hintergeht, weiß April, dass sie sich demnächst von ihrem Langweiler-Esoteriker Gottfried trennen wird. Jinny ist derweil mit Drillingen von einem anonymen Spender schwanger und Bill verkündet sein Endstadium im medizinischen Sinne. Lunge, Leber … Janet dürfe sich was aussuchen. Während all dieser Ereignisse klingelt unaufhörlich ihr Handy mit all den Familienmitgliedern und Parteifreunden, die ihr gratulieren wollen. Und als wäre das nicht alles schon zerfahren genug, haben die Gäste noch zahlreiche weitere Überraschungen in petto …

The Party beginnt wie er endet: Janet streckt mit wackeliger Hand eine Waffe in die Kamera und damit demjenigen vors Gesicht, der gerade an der Tür geklingelt hat. Dazwischen entfaltet sich auf gerade einmal 65 Minuten ein ebenso entlarvendes wie komisches Szenario, das die vermeintlich linksliberale Gesellschaft seziert. Schon der Beginn, in dem der dem Alkohol nicht gerade abgeneigte Bill die selbstherrlichen Worte seiner Frau mit zynischer Wiederholung belegt, gibt die Marschrichtung vor. Doch das ist ja nur der Anfang eines bösartig-witzigen Schlagabtausches, der nicht nur famos besetzt ist, sondern auf herrlich flotte Art und Weise destilliert, was Der Gott des Gemetzels und The Dinner mit anderen zugrunde liegenden Themen schon auf dramatische Weise entfalteten. Regisseurin Sally Potter (Ginger & Rosa) nutzt dafür harsche Schwarzweiß-Bilder und einen jazzigen Score, der ebenso wild und frei durch den Film wütet wie es die entfesselte Handkamera tut. Meist auf die Gesichter der Protagonisten konzentriert und mit unglaublich scharfzüngigen Dialogen gespickt, glänzen sämtliche Schauspieler mit herausragenden Darbietungen.

Und obwohl Kristin Scott Thomas die innere Zerrissenheit ihrer Figur auf den Punkt spielt, Bruno Ganz einen herrlich naiven Esoteriker gibt und Timothy Spall als Todkranker schon alleine deshalb authentisch wirkt, weil er als Mensch zuletzt stark an Gewicht verlor, ist es doch Patricia Clarkson (Station Agent), die ihre zynischen Kommentare wie mit dem Maschinengewehr abfeuert und dabei ebenso souverän wie unnachahmlich erscheint. Wenn sie beispielsweise Martha als „erstklassige Lesbe, aber zweitklassige Denkerin“ bezeichnet oder erwähnt, dass sie „viel zu beschäftigt gewesen sei mit den vielfältigen Defekten ihres eigenen Mannes“, dann ist das ein großer Spaß. Ebenso wie die sich immer deutlicher offenbarenden Abgründe der einzelnen Figuren. Bill und Tom, die sich irgendwann lautstark angreifen, liefern sich ein Duell über die Moral von Geld und Diebstahl, das viele Wahrheiten preisgibt. Der Konflikt zwischen Marthy und Jinny eskaliert ebenfalls und das Schlussbild, das die Brücke zum Beginn schlägt, liefert eine völlig unerwartete Überraschung.

Bild- und Tonqualität

Die Schwarz-Weiß-Bilder von The Party werden bisweilen sehr kontrastreich wiedergegeben. So drastisch, dass Weiß schon mal überstrahlt und helle Spitzlichter überzeichnen. Die Naheinstellungen sind dafür ziemlich knackig und scharf, Gesichter schälen sich deshalb plastisch vor dem Hintergrund ab. In den Mischhelligkeiten gesellt sich etwas Korn hinzu, das sich vor allem auf dem Antlitz der Protagonisten zeigt.
Akustisch sollte man von The Party nichts erwarten. Denn trotz 5.1-dts-HD-Master-Kodierung gibt’s die Dialoge ausschließlich vom Center und die Hauptlautsprecher klimpern etwas Jazz vor sich hin. Subwoofer und Effektlautsprecher bleiben komplett stumm. Über die 2.0-Stereo-Variante, die ebenfalls enthalten ist, ist das Geschehen etwas homogener, allerdings kommen die Dialoge dann einfach

Bonusmaterial

Sechs Interviews mit den Darstellern und der Filmemacherin sowie ein Making-of über das eigens angefertigte Set stellen das Bonusmaterial von The Party dar. Nur drei Wochen hatte der Set-Designer Zeit, um im Studio die Wohnung von der Skizze bis zur fertigen Dekoration zu realisieren.

Fazit

The Party liefert großartige Darsteller und ebensolche Dialoge auf kleinstmöglichem Raum in kammerspielartiger Manier und mit Jazzklängen unterlegt – für Freunde von Der Gott des Gemetzels, Immer Ärger mit Harry oder Sterben für Anfänger ein echtes Fest.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 80%

Anbieter: Universum Film / Weltkino
Land/Jahr: GB 2017
Regie: Sally Potter
Darsteller: Patricia Clarkson, Bruno Ganz, Cherry Jones, Emily Mortimer, Kristin Scott Thomas, Cillian Murphy, Timothy Spall
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 71
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu The Party

The Party | Offizieller Trailer Deutsch HD

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