The Redwood Massacre – das Böse lässt sich nicht töten

Blu-ray Review

The Redwood Massacre Blu-ray Review Cover
Maritim Pictures/AL!VE, seit 24.04.2015

OT: The Redwood Massacre

 


Wie die Axt im Walde

Den Backwood gibt’s auch in Großbritannien – wie Redwood Massacre eindeutig beweist.

Inhalt

Wenn man ein bisschen morbide drauf ist und gleichzeitig Party machen will, liegt es praktisch auf der Hand, dass man dazu einen Wald aufsucht, in dem angeblich ein legendärer Slasher vor zwei Jahrzehnten seine Familie geschlachtet hat. Bruce, Pamela, Kirsty, Jessica und Marc stoßen am abendlichen Lagerfeuer gemeinsam auf dieses sogenannte Redwood Massacre an und wollen anderntages zur Waldparty aufschließen. Was sie nicht wissen: Der Killer ist wieder da und seine Axt hat er auch gleich mitgebracht …

Regisseur David Ryan Keith fackelt nicht lange, um nach seinem Prolog das erste ahnungslose Paar niederzumetzeln. Während seine Geschichte grundsätzlich altbekannte Motive nutzt und sie in ein Sherwood-Forest-ähnliches Setting transportiert, baut er in Redwood Massacre – das Böse lässt sich nicht töten eine durchaus spürbare Atmosphäre auf. Vor allem in der Originalfassung, die deutlich authentischer wirkt. Ziemlich nett ist der Ansatz, die Geschichte des Redwood Killers durch verschiedene Erzählungen zum Leben zu erwecken – das hat etwas von einem charmanten „Lattenmessen“ am Lagerfeuer. Die britische Herkunft merkt man ausnahmsweise nur daran, dass die weiblichen Darsteller nicht aussehen wie Modepüppchen, denn ansonsten läuft es in diesem Backwood-Slasher nach gängigem US-Muster ab und muss sich vor den bekannteren Werken amerikanischer Produktion keineswegs verstecken. Im Gegenteil: Keith zeigt Gespür für Kamerawinkel und Spannungsaufbau, hat zudem ein hübsch verrottetes Anwesen gefunden und mit dem Jute-Kartoffelsack-Killer ein prägnantes Pendant zu Jason oder Leatherface integriert. Ohne die Qualität eines TCM zu erreichen, liefert der Regisseur für seinen Low(est)-Budget-Schocker ein respektabels Ergebnis ab, das noch dazu ziemlich heftig zulangt – und das ungeschnitten. Manchmal, so scheint es, hat die Freiwillige Selbstkontrolle einen guten Tag – im Falle von Redwood Massacre scheint sie sogar einen sehr guten Tag gehabt zu haben. Denn was der geneigte Betrachter hier zu sehen bekommt, ist trotz der günstig produzierten Masken- und Gore-Effeke aller Ehren wert. Wo sonst die Schere schon beim ersten Herunterschnellen einer Axt in einen Körper angesetzt wird, schlägt der Slasher hier drei-, vier- und auch noch ein fünftes Mal zu – mit herben Auswirkungen. Ein bisschen ärgerlich ist nur das etwas schwache Drehbuch, dass den Figuren nur bedingt intelligente Dialoge in den Mund legt und sie auch nicht gerade sonderlich schlau verhalten lässt – bestes Beispiel dafür ist der überraschend auftauchtende und verbitterte Vater, der einen Klischee-Vers an den nächsten reiht.

Bild- und Tonqualität

Erstaunlich ruhig und laufstabil zeigt sich das Bild von Redwood Massacre. Gerade in den gut ausgeleuchteten Szenen hat es allerdings auch einen leicht digitalen Videolook. Dafür rauscht es nur selten und die Schärfe in den Nahaufnahmen ist für einen Genrefilm sehr gut. Farben kommen kräftig zur Geltung, das karierte Holzfällerhemd des Killers sticht hervor und die feine Struktur der Jutemaske offenbart keine moiréartigen Probleme.
Wie es sich für einen Low-Budget-Horrorstreifen gehört, ist die akustische Qualität von Redwood Massacre eher bescheiden: Der nur bedingt passend ausgewähle Soundtrack klingt komprimiert und bisweilen wie ein 96kBit-mp3-File, die deutschen Stimmen sind dünn und leiden bisweilen etwas unter Nachhall und echte direktionale Räumlichkeit ist eher ein Fremdwort. Der Bach im Wald beispielsweise klingt, als würde jemand einen zehn Liter Kunststoffeimer in der Dusche auffüllen. Die deutsche Synchronisierung ist ähnlich günstig realisiert worden, wie der Film selbst, sodass nicht alle Sprecher mit ausdrucksstarken Stimmen gesegnet sind. Das englische Original ist hier passender, allerdings gibt’s dafür keine Untertitel. Die englische Fassung hat die bedeutend authentischer eingebetteten Stimmen, die noch dazu viel  mehr Volumen haben. Hinzu kommen die coolen und breit gefächerten Dialekte, die zusätzlich für Atmosphäre sorgen.

Bonusmaterial

Neben dem Originaltrailer bekommen wir in Redwood Massacre noch ein viertelstündiges Making-of ohne Untertitel, das allerdings recht charmant daherkommt und die Darsteller natürlich präsentiert. Ohne das übliche gegenseitige Beweihräucherungsgefasel nimmt man den Filmbeteiligten ab, dass sie mit dem Herzen bei der Sache waren. Sehr deutlich wird, dass hinter der Kamera in der Tat in der Regel budgetbedingt nur 2-3 Personen waren.

Fazit

Viel dunkelrotes Blut fließt in Redwood Massacre – einem Backwood-Slasher, der ohne Überraschungen, dafür aber mit einem charismatischen Killer bis zum wenig überraschenden Ende konsequent alle Stationen des Subgenres abarbeitet.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Maritim Pictures/AL!VE
Land/Jahr: GB 2014
Regie: David Ryan Keith
Darsteller: Lisa Cameron, Mark Wood, Lisa Livingstone, Rebecca Wilkie, Adam Coutts, Benjamin Selway
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 82
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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