The Survivalist

Blu-ray Review

The Survivalist Blu-ray Review Cover
Pierrot Le Fou, seit 01.07.2016

OT: The Survivalist

 


Augustus

Die Zukunft ist unwirtlich und nicht gerade freundlich.

Inhalt

Mit dem Ende der Ölvorkommen sank der Wohlstand der Menschheit – Hunger und Kriege erledigten den Rest und dezimierten die Menschheit auf einige Wenige. Seit dieser Zeit hat sich ein Überlebender in einer Hütte eingerichtet, pflanzt Samen an, geht auf die Jagd und wäscht sich mit dem Wasser, das der Regen ihm spendet. Sieben Jahre geht das nun so und davon sehr lange alleine, nachdem sein Bruder starb. Mittlerweile droht er über diesen Zustand bereits verrückt zu werden. Eines Tages jedoch taucht eine ältere Frau mit ihrer Tochter Milja auf und bittet um etwas Nahrung und Asyl. Im Austausch bieten sie dem Mann die Sexualität Miljas an. Trotz großer Bedenken und entsprechender Vorsicht nimmt er die beiden bei sich auf und entwickelt zu Milja bald Zuneigung jenseits des reinen Pragmatismus. Deren Mutter plant jedoch, die Hütte zu übernehmen – bis der Überlebende Milja das Leben rettet …

The Survivalist beginnt grafisch simpel. Wo andere Apokalypse-Filme Bilder von Atombombenexplosionen zeigen, um zu verdeutlichen, dass die Erde quasi entvölkert wurde, reicht dem britischen Endzeitwerk ein roter Graph, der zu unangenehmen Frequenzen den Werdegang der Erdbevölkerung im Zusammenspiel mit dem Rohstoff Öl darstellt. Viel mehr als diese dreißig Sekunden braucht es nicht, um zu wissen, worum es geht und gleichzeitig ein bedrückendes Gefühl in der Magengegend zu bekommen. Letzteres lässt den Zuschauer dann auch nicht mehr los, wenn der titelgebende „Survivalist“ seine Morgen-Katzenwäsche betreibt und wortlos auf Jagd geht. Ohnehin ist Stephen Fingletons Regiedebüt kaum ein Dialogfilm – gesprochen wird erstmals nach 17 Minuten und hernach auch nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Über allem schwebt stets eine bedrohliche Atmosphäre, die ankündigt, dass das Ganze nicht gut ausgehen kann. The Survivalist zeichnet ein kaum positives Bild einer nachapokalyptischen Welt, charakterisiert deren Bewohner als in eine darwin’sche Zeit Zurückgefallene, die nur noch äußerst schwer Vertrauen aufbauen. Dargestellt von einem absolut herausragenden Trio, das die Tortur der Figuren äußerst authentisch vermittelt. Martin McCann (’71 – Hinter feindlichen Linien) beweist ebenso wie seine weiblichen Kollegen Mut zur schonungslosen Darstellung seines Körpers und seiner Psyche. Ohnehin wurde Nacktheit selten so selbstverständlich, zugleich aber auch emotionslos-pragmatisch inszeniert. Das gilt auch für Mia Goth, die man zuletzt in Everest sah und die hier eine ähnliche Szene absolvieren muss wie Charlotte Gainsbourg zuvor in Nymphomaniac: Vol. 2 – einem Film, in dem Goth übrigens ebenfalls mit von der Partie war. Olwen Fouéré, die mit schlohweißen langen Haaren wirkt, als hätte sie schon zwei Welten überlebt, nimmt sich keinen Deut zurück und überzeugt durch ihr ebenso unterkühltes wie hinterlistiges Schauspiel, das überraschend endet. Wer Fan von The Walking Dead ist, wird hier sicher die eine oder andere Parallele ausmachen – gerade zum Ende hin. Das macht aber nichts, denn rein von der Atmosphäre her passt das hier gut rein. Neben der Atmosphäre ist es aber auch die Spannung, die den Zuschauer immer wieder auf den Nägeln kauen lässt. Fingleton gelingen Bilder nervenzerrender Anspannung wie in dem Moment, in dem der Überlebende die von einem Jäger entführte Milja sucht oder die Drei in ihrer Hütte belagert werden.

Bild- und Tonqualität

Ebenso dreckig wie sich die apokalyptische Zukunft in The Survivalist darstellt, ist auch das Bild geraten. In dunklen Szenen und Rückblicken nimmt das Rauschen bisweilen derart heftige Ausmaße an, dass es überall zu wuseln scheint (11’20/11’50/55’40). Das ist natürlich bewusst so stilisiert, weil es andernorts eben auch klar, gut kontrastiert und plastisch ist. Gut ausgeleuchtete Innenaufnahmen machen richtig Freude. Die Außenszenen bei Tageslicht wurden leicht grünlich eingefärbt und auf Gesichtern wirken Farben dann schon mal etwas kränklich. Dafür erstrahlt und leuchtet der Wald geradezu. Die Kontrastierung ist immer dann gut, wenn Licht auf das Geschehen einwirkt. Während der Szenen in der Hütte gibt’s fast nur Grau- und Brauntöne.
Akustisch hätte man aus The Survivalist durchaus mehr herausholen können. Weder die abgegebenen Schüsse, noch die Waldatmosphäre gelangen sonderlich effektvoll aus den Lautsprechern. Die Stimmen hingegen sind gut verständlich und auf der Front gibt’s auch mal Stereoeffekte. Druck, Dynamik oder direktionale Aktivität sucht man jedoch vergeblich.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Survivalist findet sich neben den zwei Kurzfilmen Insulin und Awaydays noch das Making-of zum Hauptfilm. Das läuft knapp 20 Minuten und schildert die Geschichte aus der Sicht des Regisseurs. Man geht natürlich auch auf die Hintergründe ein, die zur Idee des Films geführt haben und schildert auch die Drehbedingungen im Wald. Selbstverständlich kommen auch die Darsteller zu Wort. Die beiden Kurzfilme sind mit an Bord, da Stephen Fingleton für sie seinerzeit das Drehbuch verfasst hatte. Insulin nimmt einen Teil der Story von The Survivalist bereits vorweg.

Fazit

The Survivalist ist gefundenes Fressen für Freunde des anspruchsvollen Apokalypsenfilms. Mit herausragenden und authentischen Darstellern besetzt sowie einer kammerspielartigen Atmosphäre gehört die Independentproduktion zu den Highlights der letzten Wochen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 50%
Film: 80%

Anbieter: Pierrot Le Fou / AL!VE AG
Land/Jahr: GB 2015
Regie: Stephen Fingleton
Darsteller: Martin McCann, Mia Goth, Olwen Fouéré, Andrew Simpson, Barry Ward, Douglas Russell, Ciaran Flynn
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 104
Codec: AVC
FSK: 16

THE SURVIVALIST | Trailer deutsch | Jetzt erhältlich!

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