To Kill a Man – Kein Weg zurück

Blu-ray Review

To Kill a Man - Kein Weg zurück Blu-ray Review Cover
Meteor Film/EuroVideo, 06.10.2017

OT: Detour

 


Bedauere die Dinge, die du nicht getan hast …

Kleiner, feiner Neo-Noir-Thriller mit staubiger Atmosphäre.

Inhalt

Harper studiert Jura und verbringt seine Freizeit oft bei seiner Mutter. Die liegt seit einem Autounfall im Koma und hat praktisch keine Hoffnung auf ein Erwachen. Harper selbst glaubt, dass sein Stiefvater die Schuld an dem tragischen Ereignis trägt. Weil er seinen Kummer (mal wieder) in der billigen Spelunke nebenan ersäuft, lernt er dort den schmierigen Johnny kennen. Der ist ein Prolet und Kleinkrimineller, wie er im Buche steht. Als Harper ihm die Geschichte von seiner Mutter und seinem Verdacht erzählt, offeriert ihm das Großmaul, sich des Problems anzunehmen. Doch als Johnny am nächsten Morgen vor der Türe steht, um den Plan gemeinsam umzusetzen, ist Harper dann doch überrascht und wiegelt ab. Er sei betrunken gewesen, habe nicht gewusst, was er sagt. Und dennoch ist der Gedanke einmal eingepflanzt und durchaus verlockend – Harper muss eine Entscheidung fällen …

Tye Sheridan ist nach Mud – Kein Ausweg oder Joe – Die Rache ist sein ebenso gut für die charismatischen Rollen in kleinen Independent-Hits wie für große Filme, in denen er starke Nebenfiguren spielt (X-Men: Apocalypse). To Kill a Man gehört eher zu erster Kategorie und fokussiert sich von Beginn an auf den charismatischen Jungdarsteller. Regisseur Christopher Smith (TriangleGet Santa) orientiert sich nicht nur im Titel an den Film noir, sondern gibt im Bonusmaterial auch an, dass er sich inhaltlich von den großen Meisterwerken des Noir hat inspirieren lassen. Stilistisch unterstützt er To Kill a Man mit Split-Screens und nach etwas über einer Viertelstunde mit einer faustdicken Überraschung. Das ist der Zeitpunkt, ab dem Smith den Film auf zwei parallel erzählten Handlungsebenen ablaufen lässt. Bei Variante A entscheided sich Harper dafür, den Vorschlag Johnnys anzunehmen. In Variante B bevorzugt er es, die Offerte zum gemeinsamen Mord abzulehnen und auf eigene Faust dafür zu sorgen, dass sein Stiefvater nicht ungeschoren davon kommt. Beide Versionen enden, da verrät man nicht zu viel, gleichermaßen im Desaster und steigern sich ab der Hälfte des Films zu weiteren Story-Kapriolen und zunehmendem Tempo.

Inhaltlich reicht allerdings die offensivere Variante mit der Fahrt nach Vegas nicht ganz, um die Laufzeit zu füllen. Der Stop-Over bei anderen Schergen wirkt dünn und die Charakterisierung von Johnny und Cherry (was für eine Verwandlung vom schüchternen Teenie in The Diary of a Teenage Girl zur Stripclub-Tänzerin: Bel Powley) fällt zu schwach aus. Gerade über diese beiden Figuren hätte man noch mehr erfahren wollen. Doch dann offeriert To Kill a Man eine Storywendung, mit der man nun wirklich nicht gerechnet hatte und die den bisherigen Verlauf komplett auf den Kopf stellt. Das bringt bis zum bittersüßen Ende genug Schwung, um über ein paar Längen hinwegzutrösten. Der angesprochene Tye Sheridan bleibt zwar über die gesamte Laufzeit souverän, ihm wird aber nicht gleichermaßen viel abverlangt wie in den oben angesprochenen Dramen. Deshalb ist er zwar auch hier hervorragend besetzt, kann (bzw. muss) seiner Karriere aber keine weitere Glanzleistung hinzufügen.

Bild- und Tonqualität

To Kill a Man liegt im Breitbildformat von 2,35:1 vor. Weil Regisseur Smith das offenbar aber noch nicht genug Weite erzeugt hat, nutzt er häufig extreme Weitwinkel-Objektive, die nicht nur für optische Verzerrung sorgen, sondern auch Unschärfen an den Rändern zutage fördern. Sicher ein bewusst eingesetztes Stilmittel, aber eben eines, das mit entsprechendem Schärfeverlust einhergeht. Die Farben sind halbwegs kräftig, allerdings könnte der Kontrastumfang durchweg etwas höher sein. Abwechselnd warm oder kühl gefiltert (je nach Szenerie) und dazu mit einem leichten Korn versehen, wirkt das Bild dennoch durchgängig passend und authentisch. Akustisch braucht To Kill a Man eine kurze Zeit, bis er ein wenig dynamisch wird. Selbst die Musik in der Strip-Bar zu Beginn nutzt die Lautsprecher nur bedingt. Nach knapp 17 Minuten übernimmt dann aber ein elektronischer Song und zeigt, dass sowohl Effektlautsprecher als auch der Subwoofer ihren Dienst leisten dürfen. Danach verliert es sich allerdings wieder. Ab und an zirpen Grillen, die abgefeuerten Schüsse sind eher wenig dynamisch.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von To Kill a Man hält neben den Trailern und weiteren Programmtipps noch sechs Minuten an entfernten Szenen bereit, die unter anderem Harper in einer unbequemen Leichenbeseitigungs-Situation zeigen. Dazu gibt’s knapp acht Minuten an Interviews mit dem Regisseur und den Darstellern.

Fazit

To Kill a Man ist ein atmosphärischer Thriller mit Film-Noir-Anleihen, der bis zum bitteren Ende mit überraschenden Wendungen gleich im halben Dutzend daherkommt, aber durchweg etwas mehr Tempo verdient gehabt hätte. Dennoch: Gutes Genrekino.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 65%

Anbieter: Meteor Film/EuroVideo
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Christopher Smith
Darsteller: Tye Sheridan, Bel Powley, Emory Cohen, Stephen Moyer, John Lynch, Gbenga Akinnagbe
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu To Kill a Man – Kein Weg zurück

To Kill A Man - Offizieller Trailer

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