USS Indianapolis – Men of Courage

Blu-ray Review

USS Indianapolis - Men of Courage Blu-ray Review Cover
KSM, 23.10.2017

OT: USS Indianapolis: Men of Courage

 


Himmelfahrtskommando

Die wahre Geschichte des Kriegsschiffs, das eine der zwei Atombomben transportierte, die kurze Zeit später auf Japan abgeworfen wurden.

Inhalt

Die USS Indianapolis wird 1945 dafür ausgesucht, eine der Atombomben, die auf Japan abgeworfen werden sollen, nach Tinian zu transportieren. Die Mission ist streng geheim und das Schiff fährt ohne Geleitschutz, um möglichst nicht aufzufallen. Es gelingt in der Tat, den Sprengkörper abzuliefern, doch auf dem Heimweg wird die Indianapolis von einem japanischen U-Boot angegriffen. Die Torpedos treffen das Kriegsschiff derart schwer, dass es innerhalb kürzester Zeit sinkt. Ein Hilferuf per Funk ist nicht drin, da es die Mission verraten könnte. Außerdem stehen nur wenige Rettungsboote zur Verfügung. Und als wenn das nicht genug wäre, kreisen Haischwärme um die in Seenot geratenen Männer, die langsam dehydrieren und dem Tod ins Auge schauen …

Die USS Indianapolis wurde 1932 in Dienst gestellt und beteiligte sich im Zweiten Weltkrieg mehrfach an Geleitschutzaktionen im Rahmen der Reaktionen auf den Angriff von Pearl Harbor. In einer streng geheimen Aktion transportierte sie Mitte Juli 1945 die atomaren Bestandteile der „Little Boy“, eben jener Atombombe, die später auf Hiroshima abgeworfen wurde. Am 30. Juli wurde sie vom japanischen U-Boot I-58 torpediert und sank innerhalb von zwölf Minuten. Von den fast 1200 Mann Besatzung wurden weit später gerade mal knapp 320 gerettet – zum einen, weil viele noch an den Verletzungen verstarben und aufgrund der Geheimhaltungsstufe das Schiff zunächst nicht als vermisst galt, zum anderen, weil Haie unter den Schiffbrüchigen wüteten und akute Dehydrierung ihre Opfer forderte.
Bereits 1991 wurde die historische Geschichte unter dem Titel Operation Haifisch – Lautlos kommt der Tod mit Stacy Keach in der Hauptrolle verfilmt. Nun, im Jahr des Fundes des Wracks, erscheint eine neue Version unter dem Titel USS Indianapolis – Men of Courage mit Nicolas Cage in der Hauptrolle und Schauspieler/Filmemacher Mario van Peebles auf dem Regiestuhl. Das beginnt für einen Moment sehr actionlastig, liefert dann ein paar sehr klischeehafte Marine-Soldaten-Macho-Szenen und wird dann zum Thriller auf hoher See mit Katastrophen-Aspekt. Wirklich gut gelingt dem Film dabei die Konfrontation zwischen U-Boot und Kriegsschiff sowie die Tatsache, dass die japanische Seite nicht zum gesichtslosen Feind verkommt. Überhaupt nicht gut gelingen die digitalen Effekte: Denn leider wird die Gesichte von den miesesten visuellen Effekten (Achtung: Wortwitz) torpediert, die das B-Movie-Kino zuletzt gesehen hat. Sowohl die Außenaufnahmen der Indianapolis (schrecklich: die anfängliche Szene, in der sie unter der Brücke durchfährt) als auch die des U-Boots (und vor allem der abgefeuerten Torpedos) sind dermaßen missraten, dass man sich wünscht, man hätte sie einfach weggelassen.

Gut, dass man für die Explosions-Szenen an Deck echtes Feuer genutzt hat, was um Längen authentischer wirkt. Außerdem geraten die Szenen, in denen sich die Crew vor dem eindringenden Wasser im Schiff in Rettung bringen muss, durchaus spannend und actionreich. Nachdem das Schiff dann gesunken ist, beginnt der zweite Teil von USS Indianapolis – Men of Courage, wenn die überlebenden Männer in Panik und mangels Struktur oder Führung im Wasser ums Überleben kämpfen. Das ist im Falle der jüngeren Darsteller bisweilen dramatisch und akzeptabel gespielt. Wer allerdings heute noch glaubt, Tom Sizemore wäre ein guter Darsteller, der hat spätestens seit Black Hawk Down beide Augen fest verschlossen. Während Cage seine Rolle annehmbar spielt, fügt sein Kollege eine weitere Knallchargen-Leistung seiner Vita hinzu, sodass man früh hofft, er möge an Wundbrand sterben und nicht weiter winselnd herumbrüllen. Gut, dass es noch die Haie gibt. Deren Attacken geraten erstaunlich gut umgesetzt (siehe Bonusmaterial) und sorgen trotz der Tatsache, dass man heute davon ausgeht, dass die großen Fische nur die Toten angefressen haben und nicht die Lebendigen angriffen, für Thrill. Respekt muss man dafür zollen, dass man tatsächlich im Ozean drehte und nicht im nächst gelegenen Schwimmbad um die Ecke – das sorgt tatsächlich für ein authentisches Bedrohungsszenario. Apropos Realismus: Der im Finale zum Sündenbock gestempelte Kapitän wurde erst im Jahre 2000 rehabilitiert. Zu spät für den gebrochenen Mann, der sich 1968 das Leben nahm.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von USS Indianapolis – Men of Courage leidet zu Beginn zum einen unter deutlichen Unruhen in den schnellen Bewegungen der japanischen Bomber und zum anderen unter vordergründigem Korn auf den Gesichtern der Mannschaft, wenn von außen durch das Glas der Kommandobrücke gefilmt wird. Besser wird’s, wenn die Szenen in Innenräume wechseln und ruhiger bleiben. Bei der Beratung der Strategen nach zwei Minuten ist die Schärfe in Close-ups hervorragend und die Bildruhe sehr hoch. Richtig schlecht sind die Ruckler und Unschärfen während der Außenszenen des sich auf dem Wasser bewegenden Schiffs.Außerdem gibt’s in den dunklen Szenen während des Untergangs der Indianapolis immer wieder Banding-Artefakte. Wen es Nacht wird auf dem Wasser, dürften Schwarzwert und Kontrastierung zudem besser sein und bei der Rettung durch Lt. Adrian Marks hagelt es Wischunschärfen in den kurzen Bewegungen.
Akustisch gelangen die Sturzflüge der Bomber zu Beginn äußerst räumlich ins Heimkino. Allerdings dürften die Geschütze am Schiff mit mehr Wucht feuern. Auch die Explosionen hätten mehr Dynamik verdient. Wenn dann nach gut einer Dreiviertelstunde das Schiff sinkt, kracht es durchaus ordentlich im Heimkino. Zwar kann auch hier der Subwoofer keine großen Akzente setzen, aber immerhin hat man sich dann im Soundstudio doch Mühe gegeben, das Geschehen räumlich zu gestalten.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von USS Indianapolis – Men of Courage findet sich neben den Trailern noch ein halbstündiges Making-of, das durchaus detailliert erzählt, warum man die Geschichte verfilmen wollte und welcher Aufwand betrieben wurde. So wurden bspw. rund 200 Versionen des Drehbuchs verfasst. Außerdem betont man, dass es eine gute Überlegung war, die Überlebens-Szenen im Wasser als erstes zu drehen. So bekamen die Darsteller eine Verbindung zusammen und konnten daraufhin die „trockenen“ Szenen an Bord des Schiffs mit größerer Authentizität spielen. Auch die Arbeiten mit den mechanischen Haien werden gezeigt – erstaunlich, wie real diese ferngesteuerten Modelle heute sind.

Fazit

USS Indianapolis – Men of Courage liefert ein etwas zwiespältiges Vergnügen. Halbwegs gute Darsteller sorgen in der zweiten Stunde für annehmbare Dramatik, während die digitalen Tricks vollkommen misslungen sind und ein Tom Sizemore besser zuhause geblieben wäre. Für Cage-Fans und Freunde historisch verbürgter Kriegsgeschichten dennoch einen Blick wert.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 55%

Anbieter: KSM/Universum Film
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Mario van Peebles
Darsteller: Nicolas Cage, Tom Sizemore, Thomas Jane, Matt Lanter, James Remar, Brian Presley
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 125
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu USS Indianapolis – Men of Courage

USS Indianapolis - Men Of Courage (Deutscher Trailer) | Nicolas Cage | HD | KSM

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