Voyage of Time – Life’s Journey

Blu-ray Review

Voyage of Time - Life's Journey Blu-ray Review Cover
Universum Film, 23.02.2018

OT: Voyage of Time

 


Mutter

Eindrucksvolle Naturdoku von Terrence Malick.

Inhalt

Terrence Malick ist bekannt für hintergründe Dramen wie Knight of Cups oder auch das geniale Kriegs-Epos Der schmale Grat. Wenn man weiß, dass er schon seit Jahrzehnten Material und Ideen für einen Dokumentarfilm angesammelt hat, wird einem schlagartig auch klar, warum seine Filme zuletzt schon diesen semidokumentarischen Look haben. Denn mal ehrlich: Die oft träumerischen Bilder der Terrence-Malick-Filme wirken bisweilen so poetisch, elegisch und philosophisch, dass man schon mal das Gefühlt hatte, man befand sich in einer Dokumentation. Was lag also für den Regisseur näher, als genau diesem Genre mal einen Besuch abzustatten? Mit Voyage of Time tut er dies nun. Dabei greift er in der Tat auf ein Konzept zurück, dass er vor über vierzig Jahren entwickelt hatte und das sich mit der Geburt und Entstehung des Universums ebenso beschäftigt, wie mit dessem etwaigen Untergang. Malick beschreibt den Film als sein absolutes Traumprojekt und bereiste teils entlegenste Ort der Welt, um die Aufnahmen zusammen zu sammeln. 2016 führte er den Film in seiner Langversion (eine 40-minütige Short-Version lief in IMAX-Kinos) bei den Filmfestspielen in Venedig zum ersten Mal auf. Dort gewann er zwar nicht den Goldenen Löwen, aber durchaus Anerkennung. Voyage of Time beginnt dabei ähnlich wie seine jüngsten Filme. Die sanfte Stimme einer Erzählerin (Cate Blanchett im Original) klagt wehmütig „Mutter“ an und meint damit natürlich im übertragenen Sinne die Erde. Zu älteren Bildern von Obdachlosen und Naturkatastrophen fragt sie, wer diese „Mutter“ sei? Dazu baut sich unterschwellig ein sonorer Score auf, der sakral wirkt und typisch auch für die letzten Filme des Regisseurs ist.

Wer eine leicht konsumierbare Doku erwartet und erhofft, ist bei Voyage of Time fehl am Platze. Man muss sich auf Malicks Spielchen hier ebenso einlassen wie bei den Spielfilmen des Regisseurs – warum sollte es auch anders sein? Die Welt des Terrence Malick erschließt sich nun mal nicht jedem – und das will er offenbar auch gar nicht. Nach den anfänglichen Fragen an Mutter Erde bleibt auch der Kommentar für gut 15 Minuten still und man hört lediglich die schwebenden bis dröhnenden Töne der Filmmusik. Dazu liefert das Werk Bilder ab, die den Kiefer schon mal runterklappen lassen können – selbst wenn man schon viele beeindruckende Dokumentarfilme gesehen hat. Sicher: Voyage of Time hilft hier digital ein wenig nach (Dan Glass „Matrix Trilogie“ und Douglas Trumbull „2001 – a space oddyssey“, „Blade Runner“ fungierten als VFX Supervisoren), doch die Übergänge sind fließend, oft unmerklich und ergänzen die sagenhaften Naturaufnahmen kongenial. Gefilmt wurde an Schauplätzen wie Southwestern U.S, Hawaii, Islland, Monterey, Chile, Palau, Solomon Islands oder Papua Neu Guinea, was man nur noch mehr dazu animiert, diese Gegenden mal zu besuchen.
Interessanterweise hat sich inhaltlich teilweise nur noch bestätigt und stärker verifiziert, was Malick schon in den späten 70ern, als das Projekt erwuchs und mit ersten Aufnahmen ins Leben gerufen wurde, schon als These in den Raum gestellt hatte. Beispielsweise war die Idee, dass wir nur in EINEM von vielen Universen leben, vor 40 Jahren noch viel theoretischer als heute. Um die durchweg atemberaubenden Bilder einzufangen, vertraute man auf Kameramänner wie Paul Atkins, der im Umfeld von Vulkanen schon zuvor gearbeitet und entsprechende Aufnahmen gefilmt hatte. Selbstverständlich zog man zudem Wissenschaftler hinzu, die immer wieder in den Rohschnitt involviert wurden und Feedback gaben. Ein wichtiger Berater war hier beispielsweise Dr. Andrew Knoll, einem Professor der Naturgeschichte in Harvard.

Bild- und Tonqualität

Ausgenommen der bewusst grob gehaltenen Archivbilder zu Beginn, liefert Voyage of Time ein blitzsauberes und phänomenal kontrastreiches Bild. Die Farben, die man schon zu Beginn während der Animationen und wabernden Nebelaufnahmen von der Entstehung der Erde sieht, liefern eine absolut beeindruckende Dynamik. Selbst die schwierigen dunklen Szenen mit sich öffnenden Blenden vor nachtschwarzem Hintergrund bleiben sauber und offenbaren keinerlei color banding. Auch die Schärfe ist fantastisch. Wenn man das erkaltete Lavagestein vor der Kamera sieht, ist jede Riefe, jede Kleinigkeit zu erkennen (16’40). Und dass Malick weiß, welche Naturszenen wirklich eindrucksvoll rüberkommen, das braucht man nicht extra erwähnen. Durchweg hat das Bild der Blu-ray Referenzcharakter.
Akustisch dominiert zehn Minuten lang der sanfte bis zu leichtem Grollen anschwellende Score. Mit den Aufnahmen der Lava-Explosionen ändert sich dies und es kommen Geräuscheffekte hinzu, die den Subwoofer teilweise bis aufs Äußerste fordern und mit toller Räumlichkeit ins Heimkino gelangen, bis sich das Geschehen während der Aufnahmen eines Wasserfalls in einen lautes Rauschen verwandelt (11’56 – 14’00) – selten wurde ein Dokumentarfilm akustisch so eindrucksvoll umgesetzt.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Voyage of Time enthält ein fünfminütiges Special über die visuellen Effekte, die man anfertigte, um Naturaufnahmen zu dramatisieren oder zu visualisieren, wie die Erde und das Leben auf ihr entstand. Dabei experimentierte man viel mit chemischen Reaktionen und Nebelmaschinen, fügte aber am Computer die fehlenden Elemente hinzu.

Fazit

Voyage of Time will nicht belehren oder aufklären. Im Stile seiner regulären Filme ist die erste Dokumentation von Malick eine Art spirituelle und meditative Reise zu den Ursprüngen des Universums und deren möglichem Ende – nicht für jedermann, aber für jeden, der sich drauf einlassen kann, ein echtes Erlebnis.
Davon abgesehen gibt’s ein grandioses Bild und einen sehr räumlichen Ton.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 95%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 40%
Film: 75%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA/Frankreich/Deutschland 2016
Regie: Terrence Malick
Erzähler (Originalfassung): Cate Blanchett
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 89
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Voyage of Time

Voyage of Time - Trailer (deutsch/german; FSK 0)

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