War Dogs

Blu-ray Review

War Dogs Blu-ray Review Cover
Warner Home, 23.02.2017

OT: War Dogs

 


Krieg ist ein Geschäft

Absolut gelungene Satire auf das große Geschäft mit der Rüstung.

Inhalt

David Packouz ist im Jahre 2005 ein Typ, der ziemlich orientierungslos durchs Leben irrt und sich damit durchschlägt, dass er in Miami Beach die Upper Class für 75$ die Stunde massiert. Seine Idee, hochwertige Bettlaken an Altenheime zu verkaufen, platz ihm ebenfalls vor der Nase, weshalb er nun völlig pleite ist. Dann jedoch taucht ein alter Schulfreund auf. Efraim Diveroli hatte bis vor kurzem ebenfalls ein paar Geldprobleme, mittlerweile ist er aber Inhaber einer Firma und hat eine stolze Summe auf der Bank. Beim gemeinsamen Marihuana-Konsum steigt David in dessen Firma ein. Da Efraim einen Waffenschein der Klasse 3 hat und gerade ohnehin Irak-Krieg ist, lag es für ihn nahe, Rüstungsmaterial zu verkaufen – und zwar ans Pentagon. Efraim lebt dabei von den „Krümeln“ – also von dem Kram, den keine große Firma besorgen kann oder will. Er nutzt dabei ein Schlupfloch George W. Bushs, nachdem das Militär auch unter kleinen Anbietern ausschreiben muss. Mit Davids Hilfe intensiviert sich das Geschäft, bis sie sich mit dem „Afghanistan-Deal“ verheben und mit falschen Karten spielen, weil die Gier am Ende doch zu groß wird …

Todd Phillips (Hangover-Trilogie) nahm sich für seinen War Dogs die unglaubliche, aber wahre Geschichte von David Packouz (kleiner Gastauftritt als Sänger in einem Altenheim) an: Der 1982 geborene Mann schloss sich tatsächlich im Alter von 23 Jahren der Firma seines damaligen Bekannten und 19 Jahre alten Efraim Diveroli an und machte eine Menge Kohle mit kleinen und größeren Rüstungsaufträgen. Als er einen Großauftrag für die afghanische Armee jedoch mit chinesischer Munition belieferte, flog die Geschichte auf und Packouz bekam für sieben Monate Hausarrest. Immerhin wusste er davon, dass Rüstungsgeschäfte mit Material aus China einem US-Bann unterlagen. Phillips macht aus der Geschichte, die auf einem Buch von Guy Lawson fußt, eine bissige Satire im Stile von Lord of War. Er lässt seinen sonst üblichen Unter-der-Gürtellinie-Humor weg und konzentriert sich auf das Zynische Moment. War Dogs macht unmissverständlich klar, dass Krieg ein Geschäft ist und gibt Jonah Hill nach True Story – Spiel um Macht erneut die Bühne für eine glänzende Vorstellung. Er gibt den arrogant auftretenden amerikanischen Waffenhändler absolut überzeugend und mit dem nötigen Hang zur Schmierigkeit. Schon sein Auftritt mit MP in einem Viertel mit Afroamerikanern stimmt darauf ein und wenn er in Jordanien mit fast schon abstoßender Überheblichkeit den Einheimischen gegenübertritt, trifft er dennoch den richtigen Ton einer Mischung aus Fremdscham und Witz. Phillips lässt aber bei allem Sarkasmus und allem surrealen Humor auch nicht außer Acht, dass die zwei Geschäftemacher sich naiv und ahnungslos in unfassbar gefährliche Situationen gebracht haben. Wenn sie mit einem Schmuggler ihre Ladung Berettas per LKW in den Irak fahren, zieht die Spannung merklich an und löst sich nur zwischendurch, wenn „Marlboro“ die Überlebenschance immer wieder auf „Fifty Fifty“ beziffert.

Miles Teller (Whiplash) der als Kriegsgegner David mitten in eine Dynamik aus Geld, Gefahr und Sorge um seine Familie gezogen wird, bleibt der Sympathieträger in War Dogs. Man leidet mit ihm mit, wenn er im Trio durch das „Dreieck des Todes“ fährt und erkennen muss, dass ihr Schmuggler-Fahrer ausgerechnet in Falludscha zum Tankstopp anhält. Dennoch ist allgegenwärtig, dass auch Packouz sehenden Auges in halblegale Machenschaften einwilligte, weil die Gier dann doch größer war als jede Vernunft. Wenn das Geschäft dann expandiert und der Ton düsterer wird, kommt wieder mehr zum Tragen, dass War Dogs eben auch äußerst beißende Kommentare auf die Schlupflöcher der Bürokratie und die Turbo-Mentalität amerikanischer Geschäftsleute liefert. Vor allem das Pentagon geriet in arge Bedrängnis und wurde öffentlich bloßgestellt, dass es mit solch jungen und unerfahrenen Typen Geschäfte machte. Aus diesen Anschuldigungen und den Erfahrungen aus der Geschichte mit Packouz und Diverolis Firma zog das Verteidigungsministerium immerhin die Konsequenz, die Ausschreibungsverfahren zu ändern – selbst wenn es auch in Zukunft immer mal wieder Schlupflöcher geben wird, die andere ausnutzen werden.
Inszenatorisch erstaunlich an War Dogs ist die Tatsache, dass Todd Phillips die Kurve zum Drama bekommt, wenn David und Efraim die Konsequenzen ihres Tuns am eigenen Leib zu spüren beginnen. Sowohl die Freundschaft als auch alle persönlichen Beziehungen leiden oder gehen sogar daran zugrunde. Plötzlich ist es gar nicht mehr so witzig, ein erfolgreicher Waffenvermittler zu sein. Bizarr genug, dass der Afghanistan-Deal nur deshalb aufflog, weil Diveroli zu geizig wurde – und das, wo er gleichzeitig schon Geld einsparen und im Prinzip darin schwimmen konnte. Aber so ist: Wer viel hat, will mehr und wer richtig viel hat, will eben noch richtig viel mehr.
Dass Diveroli auch heute übrigens noch in jeder Situation ein Geschäft wittert und sich als Bad Guy der Geschichte entpuppt, kann man daran ablesen, dass er versucht hat, Warner vom Release des Films abzuhalten: Er sah das Script und die Geschichte basierend auf seinem eigenen Buch an.

Bild- und Tonqualität

Äußerst lebhaft und dynamisch präsentiert sich das Bild von War Dogs. Ein wenig zu bunt, denn Gesichter wirken stets ein wenig überzogen sonnengebräunt – und das liegt nicht (nur) an Hills braungeschminktem Teint. Der Kontrastumfang ist deshalb ebenfalls etwas zu krass. Eine leichte Körnung auf uniformen Hintergründen steigert der authentischen Look, ansonsten ist das Bild sehr ruhig und stabil. Die Schärfe in Nahaufnahmen ist sehr gut und die generelle Auflösung ist ebenfalls gut. Während der kühlen und schmutzigen Szenen in Albanien gesellt sich ein wenig mehr Korn hinzu, was aber gut zu den dortigen Szenen passt.
Akustisch macht War Dogs durchaus Spaß. Die Atmosphäre auf den Straßen Miamis und in Innenräumen ist authentisch und wenn die beiden in der Disko auf Frauenfang gehen, geht’s ziemlich dynamisch und wuchtig zur Sache. Dialoge bleiben dabei stets gut eingebettet und verständlich. Beim Filmsoundtrack rumpelt es manchmal ein wenig zu undifferenziert („Passenger“ 35’20). Dafür entschädigen dann wiederum die Effektszenen im Irak, wenn die Falludscha-Milizen hinter David, Efraim und „Marlboro“ her sind und ihre MG-Magazine leerfeuern.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von War Dogs finden sich drei Featurettes: „General Phillips: Boots on the Ground“ zeigt offensichtlich sehr entspannte Dreharbeiten und erklärt ein paar Hintergründe zur Entstehung des Films.
„Access Granted“ läuft knapp zehn Minuten und lässt auch den echten David zu Wort kommen. Allerdings doppeln sich hier auch einige Beiträge. „Pentagon Pie“ hingegen ist ein kleiner animierter Singalong-Cartoon, der verdeutlicht, wie das mit den Stückchen vom Kuchen der Pentagon-Geschäfte funktioniert hat.

Fazit

War Dogs ist eine engagiert vorgetragene Kriegs- und Geschäftssatire, die den Vergleich mit Wolf of Wall Street nicht scheuen muss. Sowohl die Humor- als auch die dramatischen Elemente funktionieren und lassen den Zuschauer ebenso amüsiert wie schockiert zurück.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 40%
Film: 80%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Todd Phillips
Darsteller: Jonah Hill, Miles Teller, Bradley Cooper, Ana de Armas, Kevin Pollak
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 114
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu War Dogs

War Dogs – Main Trailer – Warner Bros. UK

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