War of the Worlds: Goliath 3D

Blu-ray Review

War of the Worlds Goliath Blu-ray Review Cover
Kinostar/EuroVideo, seit 26.03.2015

OT: War of the Worlds: Goliath 3D

 


„Morgen begegnen wir unserem Schicksal“

Welchen Feind soll man als erstes bekämpfen, wenn Marsianer angreifen und der erste Weltkrieg ausbricht?

Inhalt

Leeds 1899: Eric sieht als kleiner Junge mit an, wie riesige, dreibeinige Marsmaschinen seine Eltern zu Asche pulverisierten. Nun, knappe 15 Jahre später ist er ein aufstrebender Soldat der Aliierten Widerstandsarmee (A.R.E.S.) und muss als solcher erfahren, dass die Umlaufbahn des Mars lange schon nicht mehr so nahe war und entsprechende Signale darauf deuten, dass ein erneuter Angriff der Außerirdischen bevorsteht. General Sergei Kushnirov, der einst seine eigene Familie durch die Marsianer verloren hatte, hat darauf die richtige Antwort, wie er meint: Einen 20 Meter hohen Kampfroboter, der die Marsianer-Ärsche wieder dahin befördern soll, wo sie hergekommen sind. Eric und eine Truppe aus internationalen A.R.E.S.-Soldaten bekommen das Kommando über eines dieser gigantischen Geräte, das sie passenderweise Goliath nennen. Doch bevor es in den Kampf gegen die Außerirdischen geht, bricht Europa zusammen. In Sarajevo wurde der Erzherzog Franz Ferdinand ermordert und die jeweiligen Länder berufen ihre Kämpfer in den eigenen Krieg. Eric jedoch sieht das große Ganze dahinter und ruft zum gemeinsamen Kampf gegen die Marsianer bar jeder nationaler Unterschiede auf …

50 Kinobesucher in Deutschland bei einer Kopienanzahl von 20, die ein Einspiel von 492€ generierten – das muss man erst einmal schaffen. Damit’s jetzt auf Blu-ray ein paar mehr werden, gibt’s unter anderem auch dieses Review. Denn: War of the Worlds: Goliath hat durchaus ein Zielpublikum. Zwar muss dieses zunächst mal schlucken, dass munter H.G. Wells‘ Roman-Marsianer mit Motiven aus Pacific Rim oder des ersten Weltkriegs sowie einem Manfred von Richthofen gekreuzt werden, doch wir sind ja auch in einem Animationsfilm, mithin dem Genre, in dem am meisten möglich ist.
Im immer noch angesagten Steampunk-Look vermischt Joe Pearson in War of the Worlds: Goliath Zukunftsdesign mit klassischen Elementen – exemplarisch schön zu sehen am Haupteinsatzschiff der A.R.E.S.-Flotte. Während man bei der Ausstattung voll auf Opulenz und fließende Bewegungen setzte, bleiben die Charaktere rudimentär, eckig und offenbar bewusst im oldschool-Look der 80er-Jahre-Japan-Animes. Gerade bei den bewusst geringfügigen Bewegungen der Münder während des Sprechens oder in Actionszenen fühlt man sich an die Zeit von Captain Future erinnert (nichts gegen den guten alten Curtis Newton, so dessen Geburtsname). Neben dem etwas flachen Ausdruck der Charaktere sind auch die Dialoge und die Story selbst eher zweidimensional.Geschrieben wurde das Drehbuch von David Abramowitz, der als Autor und Produzent für die Highlander-Fernsehserie zuständig war – vielleicht ein Indiz dafür, warum hier Optik klar vor Substanz geht. Abramowitz hat auch das entsprechende Stimm-Ensemble versammelt: Adrian Paul, Peter Wingfield, Jim Byrnes und Elizabeth Gracen sprechen hier – eben jenes Cast, das bei Highlander als Duncan MacLeod, Methos, Joe Dawson und Amanda auftrat. Im Deutschen merkt man das nicht mehr, da man nicht dieselben Synchronsprecher verpflichten konnte, wie seinerzeit bei der TV-Serie. Dies ist dann auch ein Grund, die Originalspur anzuwählen, welche die unterschiedlichen Dialekte noch besser und etwas weniger klischeehaft zur Geltung bringen. Das Manko der Inhaltslosigkeit kann dadurch zwar auch nicht wettgemacht werden, aber letztlich zählt hier eben vor allem die Action. Und die, das muss man konstatieren, ist nicht nur pausenlos, sondern auch opulent gefilmt. Was War of the Worlds: Goliath, unterstützt von einem wuchtigen Tonsektor hier an Licht-, Feuer-, Rauch- und Partikeleffekten abfeuert, ist aller Ehren wert.

Bild- und Tonqualität

Im typisch weichen Animationsstil konzentriert sich War of the Worlds: Goliath auf bunte Farben während der Kriegsaktionen und eine graue Farbpalette in den tristeren Hafen- und Stadtszenen. Die Schärfe ist dadurch beeinflusst, dass der bewusste Weichzeichnerlook gewählt wurde, der eine allzu hohe Auflösung praktisch verhindert. Dafür ist das Bild absolut ruhig, an Kanten ohne jede Artefaktneigung und auch auf Hintergründen rauschfrei.
Akustisch gefällt War of the Worlds: Goliath durch seine präsente Filmmusik, die aus sämtlichen Lautsprechern erschallt und weitläufigen atmosphärischen Effekten, die beispielsweise im Pub zu Beginn eine sehr lebhafte Räumlichkeit erzeugen. Die Inbetriebnahme der Tripods und der schweren Kriegsgeräte wird ebenfalls durch eine Vielzahl an direktionalen Sounds begleitet und die Stimmen werden prägnant über den Center wiedergegeben. Das Aufstampfen der Kriegs-Tripods aktiviert den Subwoofer entsprechend und lässt analog zum Bild auf der Leinwand auch das Heimkino etwas erzittern. Und wenn von Richthofen mit seiner Einmotorigen waghalsige Manöver fliegt, begleitet die dts-HD-Master-Tonspur das mit knatternden Propellergeräuschen von überall her.

3D-Effekt

Der 3D-Effekt von War of the Worlds: Goliath entfaltet durch seinen eigenwilligen oldschool-Look eine ganz eigene (Tiefen-)Wirkung. Die oft zweidimensionalen Hintergründe sorgen dafür, dass sich die Hauptfiguren massiv davon absetzen und mitunter extrem weit vorne im Raum zu stehen scheinen. Die sehr klar konturiert gezeichneten Details mit harten Kanten schälen sich extrem kontrastintensiv vom weichen Hintergrund ab. Im Inneren des Luftschiffs erstaunen dann wiederum bis zu drei Ebenen den Zuschauer (28’50). Auch Rauch- und Lichteffekte werden plastisch genutzt und die Energiestrahlen der Marsianer feuern direkt Richtung Sofa. Die dreidimensionale Fassung von War of the Worlds: Goliath lässt bisweilen noch stärker das Gefühl eines Cell-Shading-Games wie Borderlands aufkommen als es die 2D-Version es ohnehin schon tut.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von War of the Worlds: Goliath enthält zwei animierte Storyboards und ein Making-of. Letzteres läuft rund 24 Minuten, lässt die Produzenten berichten, wie sie zum Projekt kamen und wie es letztlich finanziert wurde – erstaunlicherweise mit Finanzspritzen aus Malaysia. Außerdem gibt’s ein paar Einblicke in die Synchronisationsarbeit, die Teile der TV-Serie „Highlander“ wieder zusammenführte. Insgesamt ein erstaunlich unterhaltsames und gehaltvolles Featurette. Obendrauf gibt’s noch einen Audiokommentar von Regisseur Pearson und Drehbuchautor Abramowitz.

Fazit

War of the Worlds: Goliath ist klischeehafter als jeder Actionfilm der letzten Jahre – Stallone-Produktionen inbegriffen! Allerdings kann man bei dieser Art Animationsfilm ganz gut davon ablenken, indem man die Schauwerte entsprechend hoch ausfallen lässt, und das passiert in diesem wilden, inhaltslosen aber optisch beeindruckenden Mix aus Zeithistorie und Fantasy. Eins ist sicher: Es muss nicht jeder diesen Animations-Kriegsfilm mögen, doch ein paar mehr als die angesprochenen 50 Kinobesucher hat er definitiv verdient.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%

Anbieter: Kinostar/EuroVideo
Land/Jahr: USA/Malaysia/Japan 2012
Regie: Joe Pearson
Sprecher (Original): Adrian Paul, Peter Wingfield, Jim Byrnes, Elizabeth Gracen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 88
Codec: AVC
FSK: 12

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!