What Happened To Monday?

Blu-ray Review

What Happened to Monday Blu-ray Review Cover
Splendid Film, 23.02.2018

OT: What Happened To Monday?

 


Nachgeburten

Packende Sci-Fi-Dystopie mit einer siebenfachen Noomi Rapace.

Inhalt

Die Welt in einer nicht all zu fernen Zukunft. Wegen akuter Überbevölkerung und damit verbundener Rohstoff-Verknappung hat die totalitäre Regierung ein Kinderzuteilungs-Gesetz erlassen, nach dem jede Familie nur noch ein Kind haben darf. Verstößt man dagegen, werden die „überschüssigen“ Kinder in einen Cryo-Schlaf versetzt – angeblich auch, um später mal eine bessere Zukunft für sie zu haben. Die genetische Manipulation an Lebensmitteln führte dummerweise gleichzeitig zu einem sprunghaften Anstieg von Mehrlingsgeburten. Sieben an der Zahl gebiert die Tochter von Terrence Settman – und stirbt bei der Geburt. Terrence sieht aber gar nicht ein, sechs der Kids in den Kälteschlaf versetzen zu lassen und wendet einen Trick an: Indem er sie jeweils nach einem Wochentag benennt und sie auch immer nur einzeln das Haus verlassen, kann er sie 30 Jahre lang vor der Regierung als ein Einzelkind ausgeben. Doch eines Montags steht eine wichtige Präsentation von Karen Settman (so der offizielle Name der sieben Geschwister in der Öffentlichkeit) an, von der „Monday“ nicht mehr zurückkommt. Schon für „Tuesday“ wird es damit zum Wagnis, überhaupt vor die Tür zu gehen. Gleichzeitig versuchen die übrigen Sechs, herauszufinden, was mit ihrer Schwester passiert ist und ob der Staat vielleicht Wind von ihrem Geheimnis bekommen hat …

Der in Norwegen geborene Tommy Wirkola begeisterte Genrefans zunächst mit dem irrwitzigen Dead Snow und dessen Fortsetzung Dead Snow – Red vs. Dead. Einem größeren Publikum wurde er dann mit Hänsel & Gretel: Hexenjäger bekannt. Dessen Erfolg gab ihm Rückenwind, auch anspruchsvollere Werke zu verfilmen. Und das tut er nun mit What Happened to Monday. In der dystopischen Geschichte vertraut er dabei aber nicht nur der interessanten Grundprämisse, sondern vor allem seiner Hauptdarstellerin. Denn Noomi Rapace muss nicht eine, sondern gleich sieben Figuren glaubwürdig porträtieren. Um das für den Zuschauer erfahrbar zu machen, ist das Septett natürlich charakteristisch vollkommen unterschiedlich angelegt. Und hier liegt auch die größte Gefahr des Films. Denn wenn sieben äußerlich identische Personen an einem Tisch sitzen, sich aber durch teils deutliche Wesens-Unterschiede und Bekleidung sowie Haarschnitt voneinander differenzieren, kann das auch unbewusst albern und gewollt wirken. Doch Rapace ist ja nicht irgendeine Schauspielerin, sondern eine, der es scheinbar mühelos gelingt, von mondän über rebellisch bis hin zu gelangweilt oder nerdig zu spielen – notfalls halt auch in sieben unterschiedlichen Personen. Und wenn es von ihr gefordert wird, das hat sie schon oft bewiesen, kann sie auch richtig zulangen. Was What Happened to Monday dann auch ausgiebig von ihr fordert. Denn das, was als dystopische Zukunftsvision mit bissiger Gesellschaftskritik beginnt, entwickelt sich schnell zum Action-Thriller, in dem Karen Settman sich ihrer Haut (und der ihrer sechs Geschwister) immer wieder aufs Härteste erwehren muss. Spätestens in der ersten Kampfszene mit den drei Killern gelingt es ihr eindrucksvoll, sich ihrer Haut auf fünf unterschiedliche Arten zu wehren.

Hart geht es aber durchaus auch inhaltlich zu. Wirkola erzählt seine Story mit zahlreichen Rückblicken, um zu schildern, durch welchen Sozialisierungsprozess die Geschwister gegangen sind und um zu zeigen, mit wie viel Akribie der Großvater für die Uniformität der Schwestern nach außen hin sorgte. Als eine der Sieben einen Tag lang unerlaubt verschwindet und sich beim Skaten einen Zeigefinger abtrennt, wird drastisch klar, was solche Aktionen für alle Geschwister bedeuten, um auch in Zukunft nicht aufzufallen. Willem Dafoe ist großartig (nicht nur in dieser Szene) und schafft es, seinen Enkelinnen leid anzutun, dabei aber gleichzeitig wie ein umsorgter und bekümmerter Vater zu erscheinen. Lange schon war er nicht mehr so gut wie in dieser Rolle. Wirkola gelingt es außerdem hervorragend, seine Geschichte ungefähr 30 Minuten lang aufzubauen und mit Inhalt zu füllen, bevor er eine der Schwestern verschwinden lässt und seine Thriller-Inhalte ausbreitet. War What Happened to Monday bis zu diesem Zeitpunkt vornehmlich auf Szenen in Innenräumen beschränkt, geht es schlagartig raus in die kühle Welt der überbevölkerten Gesellschaft.

Während jeweils eine der Schwestern Nachforschungen in der Außenwelt anstellt, leiten die anderen von zu Hause aus die Operation. Und obwohl dem Zuschauer schnell eine erste Überraschung genommen wird, verhindert das nicht den Spannungsfaktor. Denn Wirkola ist eben auch ein guter Actionregisseur – und als solcher schickt er praktisch jede der Schwestern durch ihr eigenes individuelles und atemloses Szenario. Je stärker sich dabei der bisher minutiös geführte Plan in Luft auflöst, desto massiver verstricken sich die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Settmans in Widersprüche. Denn wenn die eine sich in einen Typen verknallt und mit ihm was angefangen hat, heißt das noch lange nicht, dass die anderen darüber Bescheid wissen. Für den Zuschauer entfaltet sich deshalb auch nach und nach erst ein Gesamtbild der Puzzle-Teile, die er parallel zu den Mädels zusammen kombinieren muss. Dass hier schon mal die Logik außer Acht gelassen wird (wie kommen Thursday und Adrian dermaßen einfach in den Cryo-Komplex?), die Übersicht gegen Ende etwas verloren geht und die Gewaltschraube gerade in der zweiten Hälfte drastisch angezogen wird, könnte diejenigen stören, die mit What Happend to Monday vor allem eine inhaltlich tiefgründige Dystopie erwartet haben. Wirkola aber ist vor allem ein Actionregisseur und forciert das Tempo zuungunsten der Geschichte an sich. Am Ende hätte sich vor allem die von Cayman gestellte Frage noch deutlicher darstellen lassen, denn rosig sieht die Zukunft wohl kaum aus.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von What Happened to Monday gehört zum Besten, was Realfilme zuletzt geliefert haben. Die Schärfe ist dermaßen gut, dass man auch auf dem noch jungen Gesicht von Noomi Rapace jedes Fältchen und jede Pore sehen kann. Dazu ist sie perfekt über das Bild verteilt und lässt in Randbereichen nicht ansatzweise nach. Dazu gesellen sich sehr natürliche Hauttöne und ein hervorragender Kontrastumfang. Das wird vor allem in Caymans Büro deutlich, wenn Karen und Nicolette ihre Unterredung haben (ab 100’00): Die starken Farben und dennoch hellen Lichter kommen ohne Einschränkung rüber.
What Happened to Monday
 ist akustisch von Beginn an sehr lebhaft und wird stets räumlich, wenn die Geschichte es verlangt. Schon die Steigerung zur Einblendung des Filmtitels hin enthält viel Wucht (4’00). Auch das Geräusch-Wirrwarr auf den Straßen kommt sehr räumlich rüber (5’52). Und wenn es dann zum ersten Kampf mit den Geschwistern kommt, sitzt jeder Schlag mit dynamischem Einsatz. Wunderbar auch der extrem präsente Score, der aufgrund seiner elektronischen Herkunft bisweilen etwas an Sci-Fi-Highlights wie Tron: Legacy erinnert. Wenn es draußen regnet, werden die Tropen fast einzeln greifbar (73’11) und die Explosion nach knapp 90 Minuten reißt nicht nur das Haus der Settmans ab (97’50) – ein wirklich vorzüglicher Tonsektor.

Bonusmaterial

Neben den Trailern und der enthaltenen B-roll gibt’s noch ein 14-minütiges Behind the Scenes, das die Darsteller etwas zu Wort kommen lässt und ihre Gefühle schildert, die sie beim Lesen des Skripts hatten.

Fazit

What Happened to Monday ist packende Sci-Fi-Unterhaltung mit einer hervorragenden Noomi Rapace – tiefschürfende Dystopie stellt der Film allerdings nicht zur Schau. Es werden also mehr die Actionfans als die Arthaus-Freunde angesprochen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Splendid Film
Land/Jahr: Großbritannien/Frankreich/Belgien/USA 2017
Regie: Tommy Wirkola
Darsteller: Noomi Rapace, Glenn Close, Willem Dafoe, Marwan Kenzari, Christian Rubeck, Pål Sverre Hagen, Tomiwa Edun, Cassie Clare, Cameron Jack, Clara Read, Kirsty Averton, Lucy Pearson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 123
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu What Happened To Monday?

What Happened To Monday? - Trailer Deutsch - Noomi Rapace - Ab 23.02.2018. im Handel!

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