Zoolander 2

Blu-ray Review

Zoolander 2 Blu-ray Review Cover
Paramount Home, seit 16.06.2016

OT: Zoolander 2

 


Quelle der ewigen Jugend

Erneut ruft Derek Zoolander Billy Zane an – dieses Mal, um seinen Sohn vor dem bösen Schurken Mugatu zu retten.

Inhalt

Nachdem Derek Zoolander nicht ganz unschuldig ist am Tod seiner Frau (und anderer) und damit auch das Sorgerecht für Söhnchen Derek jr. verloren hat, hat er sich als Eremit in irgendeine zurückgebliebene Gegend (New Jersey) zurückgezogen und bläst dort Trübsal. Doch dann begeht ein unbekannter Killer Morde an verschiedenen und ebenso zahlreichen Prominenten. Deren letzte Tat ist es jeweils, ein Selfie mit Zoolanders originärem Gesichtsausdruck zu posten. Ohne davon zu wissen, werden sowohl Derek als auch Hansel unter einem Vorwand auf eine große Modenschau in Rom gelockt. Dort sind sie allerdings alles andere als die Gaststars der Show, sondern dienen lediglich der Belustigung des Publikums, dessen Geschmack eben 15 Jahre weiter ist und mit den anachronistischen Dinosauriern der Branche nichts mehr zu tun haben wollen. Das gilt auch für Derek jr., der ebenfalls in Rom verweilt und von seinem peinlichen alten Herrn nichts wissen will. Als jedoch die Interpol-Agentin Melanie Valentina die Bühne betritt und sich von Zoolander und Hansel Hilfe in Sachen Ergreifung des Serienkillers verspricht, müssen die beiden Vertreter der Spontan-Intelligenz zeigen, ob sie doch noch was drauf haben – zumal auch Derek jr. in allerhöchste Not gerät …

2001 nahm Ben Stiller zum zweiten Mal nach Cable Guy auf dem Regiestuhl Platz und schrieb, koproduzierte und inszenierte mit Zoolander eine vollkommen überdrehte Satire auf das Modegeschäft, das vor Gastauftritten bekannter Stars aus Lifestyle, Musik und Film nur so zerbarst und durchaus bissig zu kommentieren verstand, wie affektiert eine ganze Branche ist. Weder Film noch Stiller konnte etwas anhaben, dass man sich außergerichtlich mit Bret Easton Ellis (American Psycho) aufgrund dessen Vorwurfs eines Plagiats einer seiner Geschichten einigen musste. 15 Jahre später setzte sich Stiller erneut hin und schrieb mit seinen Kollegen ein Skript zur Fortsetzung Zoolander 2, die sich erneut über die Modeszene lustig macht. Nun bekommt es vor allem deren Kurzlebigkeit ab, wenn Derek und Hansel erfahren müssen, dass sie aber mal sowas von old school sind, was ihren Look angeht. Auch wird integriert, was 2001 noch niemand in der Form kannte: die mehr als deutlichen Seitenhiebe auf soziale Netzwerke beginnen schon in der (erstaunlich brutalen) Eröffnungsszene mit Justin Bieber. Der Selfie-Wahn junger Menschen und vor allem auch der jungen Prominenz wird aufs Bissigste überhöht, wenn Bieber am Boden liegend und sterbend noch die Zeit findet, ein Selfie von sich zu machen, zu bearbeiten UND hochzuladen, bevor ihm das Lebenslicht ausgeht. Auch die fortschreitende Technik (und deren Wankelmut) bekommt ihr Fett weg. Wenn Zoolander sein (natürlich übertrieben kleines) Miniatur-Klapp-Handy öffnet und ihm gegenüber der elfjährige Assistent (ein computergeschrumpfter Fred Armisen ) mit seinem Smartphone in der Größe eines überdimensionierten Tablets ein Foto davon macht, dann ist das zugleich witzig und ein beißender Kommentar darauf, dass die Branche zunächst alles von Groß nach Klein entwickelte und nun wieder den Weg zurück geht. Apropos Branche: Die gibt sich erneut die Klinke in die Hand. Eine zum zweiten Mal absurde Anzahl von Stars tritt in Nebenrollen auf und spielt (meist) sich selbst – mit dem genüsslichen Hang zur Selbstironie. Wer hätte gedacht, dass Justin Bieber sich mit geschätzt 187 Kugeln erledigen lassen würde und sich im Anschluss über den eigenen Selfie-Wahn und die vermeintliche Schönheit lustig macht? Des Weiteren gibt’s da noch Katy Perry, Naomi Campbell, Tommy Hilfiger, Sting, Kiefer Sutherland, John Malkovich, MC Hammer Susan Sarandon, Valentino sowie natürlich Billy Zane, der (erneut) einen der besten Running Gags des Films bekommt.

Was die Gags an sich angeht, so war schon Zoolander nicht in jeder Situation absolut treffsicher und das gilt auch für die Fortsetzung. Doch wenn man gefühlt 1200 Gags abfeuert, dann dürfen auch mal 500 daneben gehen und dennoch bleibt eine Menge übrig. Stiller jedenfalls kann man kaum krumm nehmen, dass er großartige Lifestyle-Kritik neben flachen Gags wie einem schwangeren Kiefer Sutherland platziert. Denn spätestens wenn er Owen Wilson sagt, dass er es „vermisse, mit ihm gemeinsam nichts zu wissen“, ist das ebenso charmant wie die sich daran anschließende Sequenz, in der beide erfahren müssen, dass Dereks „Magnum“ nicht mehr funktioniert. Diese Szene stellt auch dar, dass man Zoolander 2 zwar auch ohne Vorkenntnis des ersten Teils amüsant finden kann, es aber noch mehr Spaß, wenn man das Hintergrundwissen mitbringt. Die Modebranche präsentiert sich in der Fortsetzung als vollkommen ziellos und unentschlossen. In Person von Don Atari, der alles scheiße und gleichzeitig genial findet, sowie im unvergleichlichen Auftritt von Benedict Cumberbatch als androgyner Laufsteg-Megastar „All“. Der Brite sieht als glattgebügelte Mischung aus Marilyn Manson und Jorge González tatsächlich aus wie nicht von dieser Welt. Der Schachzug, die beiden einstigen hirnlosen Modeikonen als überholte Modelle zu porträtieren, die der heutigen Modewelt nichts mehr abgewinnen können, führt dazu, dass sie die Rolle einnehmen, die im ersten Teil noch der Zuschauer alleine ausfüllen musste. Derek und Hansel stellen sich also auf die Seite des Rezipienten und sind nicht mehr losgelöst von diesen. Das ist auch storytechnisch notwendig, damit man Zoolander die Familienzusammenführung abnimmt, die ungewohnt subtile Zwischentöne anschlägt – selbst wenn’s nur um die Akzeptanz geht, dass der eigene Filius nun mal absolut nicht so sein möchte, wie sein Herr Papa. Auf halber Strecke, wenn Will Ferrell noch irrer als im ersten Teil erscheint und sich aus dem Gefängnis schlawinert, droht Zoolander 2 für zwanzig Minuten etwas die Fassung und sich selbst in etwas zu wirrer Optik zu verlieren – dafür darf Ferrell eine absolut entfesselte Performance in seiner Rolle als Mugatu hinlegen.

Bild- und Tonqualität

Zoolander 2 beginnt zunächst einmal ziemlich dunkel, lässt dort aber nur in äußerst schwarzen Szenen ein wenig Detailtiefe vermissen Die gut ausgeleuchteten Szenen sind von immensem Kontrastumfang und äußerst lebhaften Farben. Ein wenig glattgebügelt wurden die Gesichter – gerade bei Stiller und Wilson sieht man das ganz gut. Dafür gibt’s aber keinerlei Rauschen oder grobes Korn. Hin und wieder sind Schwenks über Städte (bspw. Rom) nicht ganz perfekt, was die Detailvielfalt angeht. Erneut ein Titel von Paramount und erneut das Ärgernis, dem englischen dts:X-Sound eine lahme Dolby-Digital-Fassung gegenüberzustellen. Und auch hier ist die 3D-Tonvariante vehementer, besser aufgelöst und einfach freier. Das hört man in praktisch jeder Szene mit Effekten – selbst wenn’s nur das Büro des Modeimperiums ist, in dem überall auf Tastaturen eingehackt wird und direktionale Sounds das geschäftige Treiben unterstützen. Doch, so viel muss man anerkennen: Dieses Mal ist der Dolby-Digital-Sound der deutschen Spur respektabel dynamisch und effektreich geworden. Man kann und darf ohne Umschweife sagen, dass Zoolander 2 aus dem uralten Tonformat und der starken Komprimierung das Maximum rausholt. Diese DD-Fassung ist vermutlich eine der besten, die es bei einer Komödie jemals gegeben hat. Ob das die effektvollen Vergangenheits-Zusammenfassungs-Schnipsel zu Beginn sind oder die basskräftigen Filmsongs. Auch die Stimmen gelangen prägnant ins Heimkino und alleine die Effekthäufigkeit ist äußerst respektabel.

Bonusmaterial

Vier Featurettes warten im Bonusmaterial von Zoolander 2: Das Zoolander-Vermächtnis kümmert sich um den Wechsel vom ersten zum zweiten Teil und lässt viele der neu hinzugekommenen Gaststars kurz erzählen, was sie vom Original halten. „Geh aufs Ganze oder geh nach Rom“ schildert, wie es dazu kam, in Rom zu drehen und warum Stiller mit der italienischen Traditionsstadt seinen Film verbindet. „Drake Sather: Der Mann, der Zoolander erschuf“ geht zurück zu dem Typen, der Stiller seinerzeit zu Zoolander inspirierte. Und „Jugendmilch“ ist eine kleine Fake-Kurz-Doku über das Labor, in der die Jugendmilch gebraut wird.

Fazit

Zoolander 2 hat sein Herz am rechten Fleck und schlägt die Brücke von der Mode- und Gesellschaftssatire zum Familiendrama mit Thriller-Elementen. Die absurde Komik ist natürlich nach wie vor vorhanden und die Gastauftritte im Überfluss sorgen für zahlreiche Überraschungsmomente.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: %
Film: 60%

Anbieter: Paramount Home
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Ben Stiller
Darsteller: Ben Stiller, Owen Wilson, Will Ferrell, Penélope Cruz, Kristen Wiig, Fred Armisen, Christine Taylor
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // DD 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 104
Codec: AVC
FSK: 12

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