3 From Hell

Blu-ray Review

Studiocanal, 21.11.2019

OT: 3 from Hell

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Free the Three

Rob Zombie macht die Trilogie um die Familie Firefly voll.

Inhalt

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Wie einst Charles Manson

Zehn Jahre ist es her, dass Baby, Otis und Captain Spaulding im Kugelhagel der Polizei untergingen. Doch gestorben sind sie dabei nicht, sondern schwer verletzt im Knast gelandet. Dort schmiedet Otis seit Langem mit Knastgenosse und Halbbruder Winslow einen Plan zum Ausbruch, während Baby einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellt – selbstredend wird dieser abgelehnt. Otis und Winslow gelingt indessen tatsächlich während eines Arbeitseinsatzes die Flucht – erste Leichen inklusive. Verhindern kann das allerdings nicht, dass an Spaulding das Todesurteil vollstreckt wird. Damit Otis aber wenigstens mit Baby wieder vereint ist, dringt er bei deren Wärter Harper ein und setzt dessen Frau fest. Mit diesem Druckmittel in der Hand bringt er Harper dazu, Baby aus ihrem Trakt zu befreien. Das neu geformte Trio bedankt sich blutig und flieht nach Mexiko. Doch dort hat noch ein lokaler Drogenbaron eine Rechnung mit Otis offen …

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Winslow ergänzt das Trio

Rob Zombie bewies schon 1985 seine Filmleidenschaft, als er seine Kult-Band nach dem 1932er Bela-Lugosi-Werk White Zombie benannte. Es war also gar nicht zu überraschend, dass er dann 2003 sein erstes Werk in Spielfilmlänge inszenierte (nachdem er schon einige Musikvideos für die eigene Band realisiert hatte). Mit Haus der 1000 Leichen zeigt er vor 16 Jahren, dass er einerseits sein Handwerk versteht, bot andererseits ein buntes und irrwitziges Szenario, das vor allem im Finale nicht von jedem verstanden wurde. Die Bilder, die er lieferte, verstörten und waren für die damalige Einschätzung der FSK eindeutig zu viel. Zweieinhalb Minuten kürzte man für eine 18er Freigabe damals raus, während parallel eine Spio-Fassung uncut erschien. Allerdings nicht lange, denn beide Versionen des Films wurden 2005 indiziert – just in dem Jahr, in dem mit The Devil’s Rejects der (actionreichere) Nachfolger erschien. Zombie lieferte mit der Fortsetzung einen geradlinigeren Film ab, der mehr wie ein entfesseltes Roadmovie wirkte und dabei Elemente des Roadmovies integrierte. Publikum und Kritik gefiel das besser, weshalb TDR aus dem Stand zum Kultfilm avancierte. 14 Jahre sind seitdem vergangen. Rob Zombie hatte sich zwischenzeitlich um ein Remake von Halloween und um dessen Fortsetzung gekümmert und damit eine düster-bittere Interpretation der bekannte Geschichte abgeliefert. Mit Lords of Salem indes ging er etwas baden und auch der 2016er 31 war noch nicht so ganz das Gelbe vom Ei.

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Gefängiswärter haben immer schäbige Bärte

Nun besinnt sich Zombie aber wieder seiner Wurzeln und kehrt zur Familie Firefly zurück. Für die ist praktisch die gleiche Zeit vergangen, nachdem sie im Kugelhagel der Polizei doch nicht draufgegangen sind. Vielmehr kämpften sie ein Jahr um ihr Leben, bekamen einen großen Prozess und saßen danach über zehn Jahre im Gefängnis. Klar, dass Rob Zombie sie aus diesem ausbrechen lässt, um fortan eine blutige Road-Trip-Spur zu ziehen. Im Hintergrund der brutalen Reise nimmt man fast durchweg den Geist eines Natural Born Killers wahr. Oliver Stones meisterliche Kritik an den Massenmedien transportiert Zombie in 3 From Hell in die Zeit der 80er/90er und garniert sie mit Motiven von Real-Crime-TV-Shows und Verschwörungstheorien. Man kann den damaligen Hype um die Manson-Familie zu Beginn förmlich riechen und das Misstrauen der Menschen gegenüber der Reagan-Regierung. Allerdings bleibt Zombie nicht durchgängig auf diesem Pfad, sondern konzentriert sich zunehmend auf den Irrsinn seiner Figuren.
Leider atmet das aber nicht mehr die Frische der ersten beiden Teile. Während Bill Moseley als Otis fast ein wenig müde wirkt, fokussiert der Regisseur sich viel zu sehr auf seine Lebenspartnerin: Sheri Moon Zombie, die praktisch in allen Rob-Zombie-Filmen die weibliche Hauptrolle spielte, ist zwar nach wie vor so extrovertiert wahnsinnig wie nur eben möglich. Aber nach fast zehn Filmen, in denen sie mehr oder weniger durchgeknallt agiert hat, ist das mittlerweile ziemlich abgedroschen. Schlimmer noch: Es nervt bisweilen. Ein wenig reduzierter an die Sache gegangen und stärker auf die Interaktionen mit dem Gefängnispersonal konzentriert, hätte das besser funktioniert.

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Baby ist immer noch völlig crazy

Außerdem zieht sich der Film nach der sehr atmosphärischen und stimmigen 15-minütigen Eröffnung etwas. Die Belagerung von Gefängniswärter Dallas‘ Familie ist viel zu gedehnt und bis man Baby endlich aus dem Knast befreit und der Film wirklich in Schwung kommt, vergehen gut 45 Minuten. Und so kommt bisweilen das auf, worüber sich Baby auch beklagt: Langeweile. Trotz der zwischenzeitlichen Sequenz in Harpers Heim, ändert sich das Problem der Zähigkeit erst, wenn das Trio in Mexiko angekommen ist und während des Fests der Toten eine ganz eigene Stimmung entsteht. Beginnend mit der Einführung von Richard Edson als Herberge-Betreiber Carlos wird es besser. Edson spielt sämtliche anderen Schauspieler glatt an die Wand, was noch deutlicher wird, wenn man mal auf die Originalspur umschaltet.
Außerdem gelingen 3 From Hell dann auch noch ein paar nette psychedelische Bilder, die das Universum der Trilogie bereichern.
Was Zombie allerdings nach wie vor beherrscht, ist die Darstellung grafischer Gewalt in ultrarealistischen Situationen. Auch heute noch ist es unbequem anzuschauen, wenn das mörderische Trio die noch Lebenden im Haus des Gefängniswärters um die Ecke bringt. Ganz anders und fast im Western-Stil geht’s im Finale zu, wenn das Firefly-Trio auf einen vermeintlich übermächtigen Gegner stößt.

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Trio aus der Hölle

In diesem Zuge ein Wort zur Schnittfassung: Studiocanal gelang es nach einer Berufung im zweiten Durchgang, 3 From Hell ungeschnitten durch die FSK zu bekommen, nachdem er ebenfalls uncut im Kino lief. Das ist – gerade im Vergleich zu den Vorgängern – eine großartige Nachricht. Die Spitzfindigen unter den Horrorfans werden aber wissen, dass die Uncut-Fassung nicht die längste Fassung ist. Denn sie basiert auf der R-Rated-Version, die auch in den USA in den Lichtspielhäusern lief. Dort erschien allerdings mit der Heimvideo-Veröffentlichung nun auch ein Unrated-Cut, der in Summe knapp 40 Sekunden länger ist und neben ein paar (wenigen) Gewaltspitzen vor allem mehr nackte Haut zu bieten hat – kein Wunder, dass sich die amerikanische MPAA daran fast noch mehr gestoßen hat als an der Gewalt.
Unabhängig von den Schnittfassungen liefert auch die deutsche Version mehr als genug Gewalt und lässt den Zuschauer ob der FSK-18-Einstufung durchaus erstaunt zurück. Übrigens: Die Berufung bei der FSK war auch der Grund, warum der Film drei Wochen nach dem ursprünglich geplanten Heimkino-Start veröffentlicht wurde.

Bild- und Tonqualität

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Baby hat’s noch drauf

Rob Zombie wäre nicht Rob Zombie, wenn auch 3 From Hell nicht massiv verfremdet erscheinen würde. Die Story spielt Ende der 80er, wirft Rückblicke in die 70er und huldigt der VHS-Horrorfilme der damaligen Zeit. In den TV-Zusammenfassungen ist das Bild verschwommen, unscharf und leidet unter bewusst hinzugefügten Farbabrissen oder Geisterbildern. Die Szenen, die in der Gegenwart des Films geschildert werden, kommen durchweg grobkörnig daher – und zwar ebenfalls bewusst und nachträglich zugefügt. Denn die Ausgangsbasis war 2.8K-Digitalmaterial aus einer ARRI Alexas Mini – also eher sehr rauscharmes und cleanes Material. Zusätzlich zur Körnung spielt Zombie teils mit drastischer Farbfilterung, überrissenen Kontrasten, Schmutzpartikeln und schwankender Schärfentiefe. Letzteres schon deshalb, weil seine Kamera praktisch ständig in Bewegung ist und Ultra-Close-ups zelebriert.
Aus technischer Sicht ist das Bild mitunter fast unschaubar. Aus atmosphärischer Sicht hätte man es weder anders erwartet, noch sollte man es anders erhoffen. Denn genauso muss das aussehen, um als Zombie-Film identifiziert zu werden und diese spezielle Stimmung zu erzeugen. Man könnte hier also eine 10 von 10 geben, weil das Bild schlicht so geworden ist, wie der Regisseur es wollte. Oder aber man betrachtet es rein technisch und landet bei 5/10.
Akustisch ist 3 From Hell nicht so drastisch stilisiert. Zwar spielt Regisseur Zombie hier auch ab und an rumpeligen Sounds, doch sobald der Film in der Gegenwart der Ereignisse spielt, liefert er eine lebhafte Vorstellung seiner dts-HD-Master-Spuren ab. Schon die kurzen Schüsse während des Vorspanns kommen knackig und trocken rüber. Ein späteres Gewitter klingt wunderbar räumlich (36’46) und während der Momente des Filmscores gibt es durchaus dynamische Situationen.
Auch später, während der Festivitäten in Mexiko und vor allem in den Shootouts überzeugt der Ton mit direktionalen Geräuschen der abgeschossenen Pfeile und viel Druck bei den Schüssen aus der Pumpgun.

Bonusmaterial

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Ein bisschen Posing für die Werbetrommel

Im Bonusmaterial von 3 From Hell wartet das Making-of mit dem Titel „Zur Hölle und zurück“. Knapp 95 Minuten läuft das Ganze und beginnt schon mit Szenen, die wehmütig machen. Denn hatte Sid Haig im Film selbst einen seiner letzten Auftritte vor seinem Tod, kann man ihn hier hinter der Kamera noch einmal sehen – knapp anderthalb Jahre, bevor er letztlich verstarb.
Davon ab folgen wir Zombie bei der Planung von Szenen, hören ihm zu, welche Ideen er mit dem Film verfolgte und bekommen außerdem Einblick in das Stunttraining – auch mit den Nebendarstellern. Für die Gore-Fans natürlich am spannendsten: Der Part, in dem die praktischen Effekte erläutert werden.
Leider fehlt der Audiokommentar der US-Disk.

Fazit

3 From Hell fängt stark an und endet ebenso kraftvoll – umso ärgerlicher, dass es zwischendurch ziemlich zäh zugeht. In Sachen Gewalt kann Rob Zombie es aber immer noch. Und das sieht man in der deutschen Fassung zumindest auf Basis der US-R-Rated-Fassung ohne weitere Schnitte.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: Bewertung entfällt (siehe Text oben zur Bildqualität)
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%

Anbieter: STUDIOCANAL Home Entertainment Sales
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Rob Zombie
Darsteller: Sheri Moon Zombie, Bill Moseley, Richard Brake, Sid Haig, Emilio Rivera, Danny Trejo, Clint Howard, Daniel Roebuck, Jeff Daniel Phillips, Dee Wallace,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 115
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter STUDIOCANAL Home Entertainment Sales)

Trailer zu 3 From Hell

3 FROM HELL Trailer Deutsch | Am 27. September 2019 nur für kurze Zeit im Kino!

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