400 Days – The Last Mission

Blu-ray Review

400_Days - The Last Mission Blu-ray Review Cover
Splendid Film, seit 26.02.2016

OT: 400 Days

 


400 Tage Langeweile

Wenn ein Drehbuch mal so richtig in die Hose geht …

Inhalt

Weil man so langsam mal zum Mars aufbrechen möchte, ordnet die Weltraumbehörde einen Probelauf an. Immerhin dauert die Reise zum roten Planeten einige Monate, und da will man ja idealerweise auf alles vorbereitet sein. Vor allem das menschliche Verhalten soll studiert werden, weshalb vier Probanden (drei Männer, eine Frau) für 400 Tage in einen unterirdischen Tank gesteckt werden, der die Verhältnisse eines Raumgleiters simulieren soll. Doch 400 Tage sind eine lange Zeit und Menschen eben auch nur Menschen – Konflikte scheinen also vorprogrammiert. Visionen der vermissten Anverwandten scheinen da noch das geringste Problem zu sein. Als kurz vor Ende der Mission ein Eindringling die Luke nach außen offen lässt, stellt die Crew fest, dass der Sauerstoffgehalt der Welt draußen drastisch geringer geworden ist. Was ist passiert in den 400 Tagen auf der Welt? Oder gehört das alles zur Simulation?

Thematisch nicht ganz unverwandt mit Project-M – Das Ende der Menschheit verquickt 400 Days – The Last Mission noch Elemente vom Stanford-Prison-Experiment und ein bisschen Lagerkoller zu einem Science-Fiction-Mischmasch der unspektakulären Sorte. Auffallend ist, welch ungeeigente Kandidaten man ausgewählt hat, um diese 400 Tage unter der Erde zu verbringen. Schon bei der Pressekonferenz vor der Aktion hätte man drei der vier Probanden aussortieren müssen. Sei’s drum, der Film will es so und dann akzeptiert man es eben – oder versucht es zumindest. Wenn es dann wenigstens ein bisschen spannend wäre. Die ersten 375 Tage vergehen aber (eine kleine Klopperei um eine Stationsmaus und etwas Rumpeln des Silos ausgenommen) praktisch ereignislos. Und das, wo doch ein just getrenntes Pärchen, ein proletenhafter Macho und ein schwer angstgestörter Teilnehmer unter den „Astronauten“ ist – was hätte da (mal abgesehen von der oben angesprochenen Tatsache, dass keine Institution eine derartig inhomogene Gruppe zusammengebracht ähtte) an Konfliktpotenzial dringesteckt, was für eine mögliche Dynamik. Doch geschlagene 38  Minuten passiert in 400 Days rein gar nichts und man muss mit Dialogsätzen wie „Ich kann nicht mehr, ich geh‘ schlafen!“ leben. Dann, in Minute 39 entwickelt sich endlich mal etwas und ein gruseliger Typ taucht auf. Wer das ist, was er will und was draußen los ist, bestimmt ab sofort das Geschehen in Matt Ostermans Film, der mit seinem ersten Langfilm Phasma Ex Machina 2010 einen Achtungserfolg landen konnte. Für einen Moment (so ca. 10 Minuten lang) gerät das dann sogar recht spannend und mysteriös. Man frag sich mit den Protagonisten gemeinsam, was wohl während der vergangenen 400 Tage passiert ist, dass sich die Welt so seltsam verändert hat. Dann aber verschleppt das Sci-Fi-Werk erneut das Tempo und man muss sich schon ein bisschen motivieren, um dabei zu bleiben. Vielleicht hätte man dem Scriptwriter mal sagen können, dass es nicht hilfreich ist, nur Fragen aufzuwerfen, ohne auch mal eine Antwort zu liefern. Irgendwann verliert man dann die Lust am Rätselraten und wenn man dann das wenig überraschende Ende präsentiert bekommt, fragt man sich tatsächlich, ob der Film den Zuschauer für dumm verkaufen will. Wozu denn der ganze Mumpitz? Ging es am Ende überhaupt um eine mögliche Marsexpedition? Diese und mehr Fragen werfen sich auf, die ein gutes Drehbuch im Metatext des Films untergebracht hätte – ein gutes Drehbuch, wohlgemerkt. 400 Days hat aber gar keinen Metatext. Selbst wenn man mit der Lupe sucht, wird man da nichts finden. Bezeichnend, dass Ex-Clark-Kent Brandon Routh (Superman Returns) sich in diesem Quatsch verirrt hat. Der dunkelhaarige Mime hat nach dem Versuch, als Mann im blauen Spandex-Anzug Fuß zu fassen, kaum Filmrollen ergattern können und fristet sein Dasein als TV-Akteur in Fantasy-Serien der B-Kategorie (sorry, liebe Fans von Arrow).

Bild- und Tonqualität

Die anfänglichen Außenaufnahmen schwanken ein wenig zwischen sehr plastisch und kontraststark und dezent weich. Im Inneren des Silos hat 400 Days dann ein sehr kontraststarkes und intensives Bild während der gut ausgeleuchteten Szenen. In dunklen Momenten nimmt die Körnung schon mal etwas zu, bleibt aber im Rahmen. Farben wirken natürlich, allerdings leiden kurze Bewegungen unter Nachziehen und auf Gesichtern zeigen sich schon mal unschöne Farbverläufe.
Akustisch beginnt 400 Days noch verhältnismäßig räumlich und effektvoll. Im Inneren des Silos bleibt es dann zumeist sehr vordergründig. Die hochwertige Synchronisation liefert allerdings sehr gut verständliche Dialoge und fügt sich harmonisch ins Gesamtgeschehen ein. Schade, dass es hier kaum direktionale Effekte gibt, die ein wenig Lebhaftigkeit gebracht hätten.

Bonusmaterial

Kein Bonusmaterial – abgesehen von ein paar Programmtipps des Anbieters.

Fazit

Um es kurz zu machen: Das war nichts. 400 Days – The Last Mission ist für ca. zehn Minuten spannend und leidet ansonsten unter einem untalentierten und löchrigen Drehbuch, das gerne philosophisch wie Diogenes wäre, letztlich aber nur für dessen Tonne reicht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 30%

Anbieter: Splendid Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Matt Osterman
Darsteller: Brandon Routh, Caity Lotz, Ben Feldman, Dane Cook, Grant Bowler, Sally Pressman, Mark Steger, Fernanda Romero, Dominic Bogart, Tom Cavanagh
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 90
Codec: AVC
FSK: 16

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