47 Meters Down – No Help. No Hope. No Escape.

Blu-ray Review

47 Meters Down Blu-ray Review Cover
Universum Film, 01.12.2017

OT: 47 Meters Down

 


Wenn alle Stricke reißen

Ebenso beklemmender wie effektvoller Hai-Thriller.

Inhalt

Lisa hat ihre Schwester Kate zu einem Mexiko-Trip überredet. Vorgeblich, um Zeit mit ihr zu verbringen. Doch eigentlich braucht sie Abstand davon, dass ihr Freund sie hat gerade sitzen lassen. Das beichtet sie Kate eines Abends, woraufhin die Zwei ausgelassen einer Party beiwohnen. Während dieser lernen sie auch zwei fesche Jungs kennen, die sie auf einen Bootstrip aufs offene Meer einladen. Dort wollen sie alle die vor Ort schwimmenden Haie beobachten. Um wirklich spektakuläre Momente zu erleben, investieren sie 100 Dollar und gehen in einem Käfig auf Tauchgang. Dumm, dass das Kabel zum Boot reißt und der Käfig von ursprünglich fünf auf 47 Meter in die Tiefe rauscht. Und ein Entkommen scheint kaum möglich, wo doch der ebenfalls runtergekrachte Kran den Ausgang versperrt und um die beiden Mädels herum die Großen Weißen kreisen …

Knapp 45 Mio. Dollar für einen Haifisch-Schocker sind ein beachtliches Einspielergebnis – 47 Meters Down war einer der großen Überraschungserfolge in den US-Kinos im (fast) vergangenen Jahr, wofür es einige gute Gründe gibt:
Zunächst mal spielt der Film von Johannes Roberts (The Other Side of the Door) geschickt mit den Klischees des Genres und liefert zu Beginn gleich mal zwei selbstironische Wasser-/Bluteinstellungen. Seine beiden Protagonistinnen verhalten sich einigermaßen kritisch und laufen nicht völlig blind in ihr Unheil. So fragt Kate die Einheimischen vor dem Tauchgang, ob es nicht illegal sei, Haie anzufüttern. Natürlich kann die Warnung aus dem Wind geschlagen werden, aber immerhin liefert man hier einen kurzen Kommentar zum kommerziellen Hai- oder Walfisch-Tourismus. Der zweite Grund für den Erfolg ist dementsprechend in den beiden Darstellerinnen zu suchen. Claire Holt (Vampire Diaries) und Mandy Moore (Swinging with the Finkels) wirken zunächst wie die typischen Dummchen, vermeiden aber die großen Fettnäpfchen aus Klischee und Stereotypen weitgehend.
Grund #3: Die erstaunlich gut gelungen Haie, die allesamt dem Computer entstammen. Zwar sind sie vielleicht doch etwas groß geraten, doch wir sind ja immerhin in einem Thriller. Da darf auch mal übertrieben werden. Gar nicht übertrieben, sondern erstaunlich nahe an den Fakten bleibt man in punkto Taucher-Routinen. So dürfte 47 Meters Down der erste Hai-Attacken-Film sein, der mal wert auf Dekompression legt, etwas von „Tiefenrausch“ zu erzählen weiß und die korrekte Vorgehensweise beschreibt, wenn man tatsächlich mal von einem Hai angegriffen wird (immer auf die Augen!)

Grund #4: 47 Meters Down nutzt sein begrenztes, extrem enges Szenario ab der 35. Minute für eine äußerst beklemmende Atmosphäre, die auch den Stunttaucherinnen und Schauspielerinnen einiges abverlangte. Die Tatsache, dass man die beiden eingeschlossenen Mädels nur durch ihre Masken miteinander sprechen hört, sorgt ebenfalls für Spannung und vermittelt die Panik hautnah. Extreme Naheinstellungen der Gesichter der Beiden unterstützen das noch. Zwar sind die Optionen dort unten im Käfig etwas begrenzt, doch 47 Meters Down macht das geschickt und lässt immer wieder Hoffnung aufkeimen, die dann (natürlich) wieder zerstört wird. Die Haiangriffe werden dabei gezielt und nicht inflationär genutzt. Damit bleibt man halbwegs im Rahmen dessen, was man als Zuschauer für plausibel empfindet, ohne dass man irgendwann vor lauter offenem Hai-Gebiss ermüdet. Tatsächlich kommen die Attacken immer überraschend und verfehlen damit ihre Wirkung nicht. Unterstützt mit entsprechenden Soundeffekten gibt’s dann effektive Jump-Scares. Die spannendste Szenen aber ist sicherlich Lisas Ausflug aus dem Käfig, der mit einer Orientierungslosigkeit einhergeht. Während dieser Szenen wechselt die Kamera in die Ego-Perspektive und jeder, der sich vor der Tiefe des Meeres fürchtet, wird hier Beklemmungen bekommen.
Und wem diese vier guten Gründe noch nicht genug sind, der ist vielleicht Fan von effektvollem Sound, denn den liefert die Blu-ray obendrauf (siehe nächstes Kapitel). War noch was? Ach ja: 2019 geht’s noch einen Meter tiefer runter, denn 48 Meters Down befindet sich aktuell in der Vorproduktionsphase

Bild- und Tonqualität

47 Meters Down könnte etwas kräftigere Farben haben, die das Meer noch türkiser und knalliger darstellen würden. Das vorhandene, bewusst eingesetzte Korn lässt den Kontrastumfang etwas blass erscheinen, wenngleich natürlich dennoch eine hübsche Postkarten-Atmosphäre herrscht. In Close-ups ist die Schärfe sehr gut und löst vor allem Matthew Modines bärtiges Gesicht fein auf. Die Unterwasser-Szenen sind dann systembedingt etwas flauer – immerhin sorgte man in dem Fischtank, in dem gedreht wurde, für authentisches Plankton und Meeres-Partikel. Ab und an gibt’s außerdem Banding-Effekte – ebenfalls kaum vermeidbar bei Unterwasser-Aufnahmen (56’45).
Der Sound von 47 Meters Down beginnt mit bedrohlicher Stille, die schon mal zeigt, dass der Film gerade auch diese unheilvolle akustische Wirkung erzeugen kann. Während der Party am Strand pumpen dann ordentlich Beats über den Subwoofer ins Heimkino, während die Dialoge der deutschen Synchro ein wenig lauter sein dürften. Auch die Atmosphäre an Bord des kleinen Trawlers funktioniert gut. Die leicht anschlagenden Wellen klingen authentisch von den Lautsprechern und man hört das Knarzen der Seile, das Flattern der Stoffvorhänge oder das Schnattern der Möwen. Ziemlich intensiv gerät dann der freie Fall des Käfigs in die Tiefe, der von sägenden Sounds begleitet wird und von einem druckvoll niederkrachenden Kran ergänzt wird. Genial mittendrin in der Panik fühlt man sich, wenn der Sound ins Innere von Lisas Maske wechselt, während man aus ihrer Sicht heraus die Dunkelheit der Tiefe sieht. Das panische Luftholen und die aufgeregte Stimme scheinen mitten im Heimkino zu stehen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von 47 Meters Down wurden lediglich Originaltrailer und Programmtipps abgelegt.

Fazit

47 Meters Down nutzt seinen begrenzten Schauplatz für klaustrophobische Spannung und Herzschlag-Hai-Attacken. Nicht alles geht ganz ohne Klischees oder Ungereimtheiten, aber in Sachen Atmosphäre und Unterhaltung ist der britische Film vielen US-Pendants weit überlegen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: GB 2017
Regie: Johannes Roberts
Darsteller: Claire Holt, Mandy Moore, Matthew Modine
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu 47 Meters Down

47 Meters Down Trailer #1 (2017) Mandy Moore Horror Movie HD

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