47 Ronin

Blu-ray Review

47 Ronin Blu-ray Review Cover
Universal Pictures, seit 05.06.2014

OT: 47 Ronin

 


Von Treue und Ehre

Verfilmung eines historischen japanischen Stoffes mit spektakulären Schauwerten.

Inhalt

Japan im Jahre 1701, die Feudalzeit: Fürsten regieren das Land und der Friede wird durch die Samurai bewahrt, die ihnen dienen. Kai, ein Halbblut, wuchs zwar am Hofe Asanos auf, wurde allerdings nie in den Kreis der Krieger aufgenommen. Als der hinterhältige Fürst Kira durch eine teuflische List Asano entehren und zum Seppuku treiben kann, werden dessen 47 Samurai zu entehrten Kämpfern, so genannten Ronin. Asanos Tochter Mika wird mit Kira vermählt, die Ronin ebenso wie Kai des Landes verbannt. Unter der Führung Oishis, des vormaligen Anführers der 47, wollen die Ronin die Hexenlist rächen. Dies kann jedoch nicht ohne Kai gelingen, dessen mysteriöse Vergangenheit ein ums andere Mal hilfreich ist. Wie aber können die nicht mal 50 Mann gegen eine Übermacht aus 1000 Kriegern Kiras bestehen?

Carl Rinsch nimmt sich in seinem Regiedebut der Geschichte der 47 Ronin an. Deren Ruf ist in Japan legendär und ein Beispiel für die Ehre, Treue und Tapferkeit der Samurai. Allerdings wandelte Rinsch die historischen Ereignisse ab, mischte dämonische Elemente hinzu, wo es ursprünglich um Korruptheit ging, lässt ein Halbblut auftreten, um Keanu Reeves als Star besetzen zu können und … landete damit finanziellen Schiffbruch. 175 Mio. Dollar Produktionskosten stehen knapp 40 Mio. Dollar Kino-Einnahmen in den USA gegenüber. Die japanischen Kinozuschauer straften den Film gleich komplett ab und blieben den Kinos fast komplett fern. Vielleicht ist’s aber auch etwas befremdlich, wenn man seine eigene Geschichte aus amerikanischer Sicht präsentiert bekommt und die Samurai/Ronin im Film eher zur Nebenfigur verkommen. Als Abenteuer-Actionfilm mit spektakulären Schauwerten, fantasievollen Kreaturen und opulenter Ausstattung und aus Mainstream-Filmsicht ohne von der Geschichte je gehört zu haben, ist 47 Ronin allemal unterhaltsam. Vor allem die brillant choreografierte Übernahme der Festung zum Showdown hin weiß zu überzeugen. Traditionalisten und Freunde des japanischen Kinos werden allerdings des Öfteren „not amused“ sein. Nicht-Kennern fernöstlicher Traditionen wird die düstere Atmosphäre gefallen und auch die (meist) gelungenen Spezialeffekte haben ihren Reiz. Warum man allerdings bei den riesigen Fabelwesen oder dem Drachen tricktechnisch alles richtig gemacht hat und dafür den für die Geschichte so wichtigen weißen Fuchs aussehen lässt, als wäre er von einem Praktikanten gephotoshoppt worden, wird wohl ein Rätsel der SFX-Leute (oder der Geldgeber) bleiben.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von 47 Ronin ist durchgängig etwas weich. Das passt zwar zum japanischen Thema und dem grundsätzlichen Look ähnlicher Filme, lässt aber auch etwas Detailtiefe vermissen. Die prächtig ausgestatteten Szenerien werden dafür mit einem guten Kontrastumfang und bestechender Laufruhe wiedergegeben. Farben dürften noch einen Tick kräftiger sein und in dunklen Szenen fehlt etwas Kraft.
Schon das Pferdegetrampel zu Beginn von 47 Ronin wird recht räumlich präsentiert, was allerdings nach gut sechs Minuten noch massiv übertroffen wird, als man das erste riesige Fabelwesen zur Strecke bringt. Dessen brutales Aufstampfen reißt schiere Löcher in den Boden des Heimkinos und sein Schnauben wird so prägnant vertont, dass man dessen Mundgeruch wahrzunehmen scheint. Auch beim ersten Schwertkampf zwischen Kai und dem silbernen Samurai schwingen die Klingen effektvoll durch den Raum. Und wenn das Halbblut in der Holländer-Spelunke gegen einen riesigen Oger kämpft, zerbirst das Holz der Säulen krachend nach dem Einschlag des Kettenhammers. Höchst atmosphärisch wird’s, wenn Kai und Oishi durch die Passage in die Tengu-Höhle laufen (62’30). Überraschung: Der deutsche dts-Sound ist hörbar voluminöser als sein englisches dts-HD-Master-Pendant. Zwar klingt die Originalfassung ein bisschen differenzierter im Bass, doch mehr Dynamik liefert die Synchronfassung.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von 47 Ronin finden sich vier unveröffentlichte Szenen und insgesamt vier Featurettes. In „Die Legende wird wiedererweckt“ erklären Schauspieler, Produzenten und der Regisseur, wie sie die traditionelle Geschichte fürs Kino aufgearbeitet haben. „Keanu & Kai“ nimmt sich selbstredend der Figur an, die Reeves verkörpert und in „Raserei in Stahl: Die Kämpfe der 47 Ronin“ geht’s um die Choreografie, das Training und die Inszenierung der Schwertkämpfe. „Mythen, Magie & Monster: Die Effekte von 47 Ronin“ letztlich zeigt die Arbeit der Visual-Effects-Designer, geben Einblicke in die Arbeit am riesigen Hirschgeweih-Quilin zu Beginn, zeigen, wie der 2,30m große Neil Fingleton die Vorlage für den Oger in der Hafenkneipe gab und wie die Szenen in der Tengu-Höhle realisiert wurden – jedes Feature von 47 Ronin läuft in etwa sieben Minuten.

Fazit

Historisch gesehen hat 47 Ronin nur mehr das Grundgerüst mit der traditionellen Geschichte gemein und ist inszenatorisch auch etwas zu unentschlossen. Als Abenteuerfilm weiß er hingegen mit hohen Schauwerten und üppiger Ausstattung zu gefallen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Carl Rinsch
Darsteller: Keanu Reeves, Hiroyuki Sanada, Tadanobu Asano, Rinko Kikuchi, Min Tanaka
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de, fr, sp, it
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 119
Codec: AVC
FSK: 12