Blu-ray Review
OT: A Good Woman is Hard To Find
Fünf Tage
Kleiner gemeiner Thriller aus England.
Inhalt
Sarah ist frisch verwitwet. Ihr Mann wurde ermordet. Von wem ist unbekannt. Die Polizei hat die Ermittlungen eingestellt. Während nicht mal ihre eigene Mutter unterstützend einwirkt, muss sich Sarah nun mit finanziell knappen Mitteln um ihre beiden Kinder kümmern. Schon das Einkaufen wird da manchmal zum herabwürdigenden Erlebnis.
Doch das ist nichts gegen die Situation, die eines Tages eintritt, nachdem Sarah gerade zu Hause ankommt. In die noch offene Tür dringt ein kleiner Drogendealer ein, der gerade zwei größere Gangster um eine stattliche Anzahl an süchtig machendem Pulver erleichtert hat. Das deponiert er nun bei der zweifachen Mutter und gedenkt, immer wieder vorbei zu kommen, um sich Nachschub zum Verkaufen abzuholen. Immerhin will er Sarah dafür einen Anteil geben. Der jedoch wäre eher daran gelegen, wenn Tito, so sein Name, einfach verschwinden und nicht mehr wiederkommen würde. Denn natürlich gibt es auch noch die Herren, denen die Drogen zunächst gehörten. Und die werden ihre Suche erst dann einstellen, wenn sie den Stoff gefunden haben …
Das deutsche Independent-Label Capelight hat immer mal wieder ein gutes Händchen für die Veröffentlichung von kleinen Genreperlen, die ansonsten vielleicht im Gros der Direct-to-Video-Veröffentlichungen untergegangen wären.
Genauso verhält es sich nun auch mit dem britischen A Good Woman is Hard to Find. Der erzählt einen ungewöhnlichen Mix aus Home-Invasion- und Revenge-Thriller gepaart mit deutlichem Anteil einer sozialen Milieustudie. Dass es aber nicht einfach „nur“ ein Drama ist, das wir hier zu sehen bekommen, offenbaren die ersten Sekunden des Films, in denen man Sarah, die Protagonistin des Films, blutbeschmiert eine Dusche betreten sieht.
Im Anschluss an diese Szene blendet der Film (augenscheinlich) in der Zeit zurück und begleitet Sarah mit ihren Kindern beim Einkauf. Mit wenigen Mitteln schafft es Regisseur Abner Pastoll erzählerisch und visuell zu vermitteln, dass der alleinerziehenden Mutter von allen Seiten übel mitgespielt wird.
Dazu dringt er ein in die wenig glamourösen Gegenden der britischen Vorstadt, in denen Dealer offen auf der Straße stehen und soziale Brennpunkte der Polizei egal sind.
Geschickt inszeniert er zu Beginn zweimal den Wechsel der Perspektive zwischen Sarah und Tito und lässt sie aufeinander treffen, bevor beide voneinander wissen.
Sobald Tito dann aber bei ihr eingedrungen ist, wiegt A Good Woman is Hard to Find den Zuschauer für einen Moment in Sicherheit. Pastoll macht ihn ebenso zum Komplizen wie Sarah, wenn diese von ihrem Anteil am Drogengeld endlich mal wieder richtig einkaufen gehen kann.
Die erste faustdicke Überraschung liefert der Film dann nach 40 Minuten. Von da an ändert sich die Stimmung noch einmal deutlich und Sarah tritt die Flucht nach Vorne an. Nach und nach verlangt die Situation ihr immer drastischere Verhaltensweise ab, was zu ziemlich bedrückenden Momenten führt.
Stets im Mittelpunkt dabei: Sarah Bolger. Die aus Die Tudors bekannte Darstellerin gibt ihrer Namensvetterin ein Gesicht. Von der gedemütigten und deprimierten Mutter über die Rolle der schützenden Mutter bis hin zum wehrhaften und tatkräftigen Rächerin.
Bolger spielt das wirklich stark und darf nach etwa 55 Minuten einen intensiven Höhepunkt abliefern, der nicht nur bei ihr einen Würgereiz erzeugt.
Ein wenig schade ist jedoch, dass der Film ab dieser Stelle etwas Spannungsmoment rausnimmt und sich erst wieder neu sortieren muss, bevor eine erneute Dynamik einsetzt. Die gerät dann umso unerbittlicher, weil Obergangster Leo ein echt kaltblütiges Hundesohn ist. Vielleicht fehlt es zwischendurch ein wenig an Entschlossenheit, doch die Atmosphäre, die auch durch den ungewöhnlichen Score erzeugt wird, lässt den aufgeschlossenen Cineasten dennoch nicht so leicht los.
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Bild- und Tonqualität
Britischen Filmen ist optisch immer dieser tendenziell kühle, farblich etwas entsättigte und kontrastdynamisch eher mittel ausgepräägte Look zu Eigen. Auch für A Good Woman is Hard to Find trifft das über weite Strecken zu. Auf der Habenseite steht allerdings eine vorzügliche Bildruhe, die kaum Körnung zulässt und auch in den Schwenks über die Stadt (ganz zu Beginn) keinerlei Auflösungsprobleme offenbart. Close-ups sind schön scharf und die Durchzeichnung in dunklen Bildbereichen ist gut.
Am unteren Bildrand tauchen allerdings durchweg leichte Randunschärfen auf.
Akustisch bleibt A Good Woman is Hard to Find bewusst unspektakulär. Sieht man vom inszenierten Autounfall ab, gibt’s keinerlei echten Anlass für räumliche oder dynamische Kapriolen. Lediglich der energetische Score sorgt für Räumlichkeit und etwas Dynamik. Die deutsche Synchro wirkt im Vergleich dann leider etwas zu leise, sodass man entweder die Stimmen nur etwas schwerer versteht oder aber der einsetzende Score in den entsprechenden Szenen zu laut wirkt.
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Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von A good Woman is Hard to Find gibt’s zunächst einen alternativen Anfang, der allerdings zu Recht nicht verwendet wurde, da er zu viel verrät. Knapp vier Minuten an entfernten Szenen schließen sich an und werden um gut zehn Minuten Outtakes ergänzt. Ein Besuch am Set übergibt an die Produktionsdesignerin, die uns eine kleine Führung durch Sarahs Wohnung gibt. Das Making-of läuft dann gut 18 Minuten und hält einige Kommentare des Regisseurs und der Darsteller bereit. Im 24-seitigen Booklet des hübschen Mediabooks gibt’s dann noch ein Interview mit Regisseur Abner Pastoll.
Fazit
Selbst wenn A Good Woman is Hard to Find im letzten Drittel die Spannungsschraube etwas nachlässt, bleibt ein intensiv gespielter Mix aus Sozialdrama und Rachethriller. Vor allem aufgrund von Sarah Bolgers Darstellung ein absolut lohnenswerter Film für Freunde des britischen Genrefilms.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 60%
Film: 70%
Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: Großbritannien/Belgien/Irland 2019
Regie: Abner Pastoll
Darsteller: Sarah Bolger, Edward Hogg, Andrew Simpson, Jane Brennan, Caolan Byrne, Packy Lee
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Capelight Pictures)
Der Tim Mälzer Joke war gut!
😉