A Kind of Murder

Blu-ray Review

OT: A Kind of Murder

A Kind of Murder Blu-ray Review Cover
Universum Film, 12.05.2017

 


Captain Zufall

Thriller nach berühmter Vorlage, dessen Optik Fans von Hitchcock-Filmen gefallen wird.

Inhalt

New York in den 60ern: Eine Frau wurde ermordet aufgefunden. Es ist die Frau von Marty Kimmel. Außerdem Ehemann interessiert sich auch Walter Stackhouse ziemlich für die Frage, wer der Mörder war. Der extrem erfolgreiche Architekt führt ein luxuriöse Leben, hat mit der schönen Clara aber eine Frau an seiner Seite, die zuletzt immer stärker unter Druck ist und zusammen zu brechen droht. Ihre Eifersucht verjagt Walter zudem immer wieder und treibt ihn in die Arme der Sängerin Ellie Briess. In den oft schlaftlosen Nächten versucht er sich als Krimiautor und ist immer faszinierter vom Mord an Kimmels Frau, nutzt ihn als Inspiration. Wie die Polizei auch, vermutet Walter bald, dass der Ehemann trotz scheinbar wasserdichtem Alibi die Tat begangen hat. Walter spürt den Einzelheiten nach, folgt eines Abends seiner eigenen Frau, die den gleichen Bus auf der gleichen Linie nimmt, die auch Helen Kimmel vor ihrem Tod nahm. Am Ende der Fahrt ist Clara verschwunden. Anderntags ruft ihn der ambitionierte Detective Corby an, um ihm mitzuteilen, dass man seine Frau tot aufgefunden hat – exakt dort, wo man auch Helen Kimmels Leiche fand. Corby hatte schon Marty Kimmel als Mörder seiner Frau vermutet und tut nun das gleiche bei Walter. Seine Ermittlungen fördern zu Tage, dass Stackhouse praktisch besessen war vom Mord an Helen, was auch Marty Kimmel wieder aufscheucht, der eigentlich schon damit abgeschlossen hatte, dass man ihn nicht mehr behelligt …

Patricia Highsmith lieferte mit „Der Stümper“ die spannende Vorlage für diesen in den 60ern angesiedelten Thriller, dessen Prämisse auch aus einem Hitchcock-Film hätte stammen können (der wiederum mit Der Fremde im Zug einen seiner bekanntesten Filme auf einem Roman der Autorin hatte fußen lassen). A Kind of Murder nimmt sich Zeit, die Story zu entfalten und hat ein absolut altmodisches Timing, das man in der heutigen Zeit erst einmal nachvollziehen, auf das man sich einlassen können muss. Zur Hilfe kommt einem dabei das absolut authentische Setting mit verrauchten Jazz-Kneipen, passendem Kostümdesign und zeitgenössischen Fahrzeugen. Inhaltlich wandelt sich der von Andy Goddard (Set Fire to the Stars) inszenierte Krimi bald vom Ehedrama zum Psychothriller mit doppeltem Boden, der am Ende mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet. Allerdings hat Goddard (der vornehmlich als TV-Serienregisseur arbeitet) Schwierigkeiten, das Filmische zu entwickeln. Zu zäh und bisweilen überfrachtet mit Nebenplots (Ellie Briess‘ Sangesambitionen) zieht sich das Spiel hin. Außerdem scheinen dann doch ein paar zu viele Zufälle und Dummheiten zu passieren, unter denen die Glaubwürdigkeit des Films leidet. Wenn Walter Stackhouse, der zweifelsohne ein intelligenter Mann ist, sich gegenüber der Polizei mit einer Verstrickung von Lügen immer mehr in Verdacht spielt, darf man sich schon fragen, warum er das tut und ob er sich mutwillig verdächtig machen will. Außerdem ist die dramatische Zuspitzung schlicht nicht dramatisch genug. Wenn Ellie gegenüber Walter ausflippt und ihn verdächtigt, gibt es dafür auf ihrer Seite eigentlich (noch) kaum Gründe.

Schauspielerisch konnte Andy Goddard bei A Kind of Murder aus dem Vollen schöpfen, selbst wenn Imogen Poots, die zunächst für die Ellie vorgesehen war, durch Haley Bennett und Toby Jones, der Kimmel spielen sollte, durch Eddie Marsan ersetzt wurde. Gerade Marsan ist dabei die Idealbesetzung für den Ehemann mit Geheimnis. Er spielt Patrick Wilson (Idealbesetzung für den Herrn Jedermann) und Jessica Biel (etwas gelangweilt) glatt an die Wand. Allerdings hätte man ihm noch mehr Raum geben dürfen, um seine psychopathische Seite noch stärker zu demonstrieren. Es ist am Ende so, dass keine der Figuren sympathisch wirkt. Was prinzipiell kein Problem ist, wenn man wenigstens erfährt, wer die Charaktere sind. Aber das bleibt Goddards Film leider schuldig. Auf der Habenseite stehen neben der Ausstattung die stilsichere Inszenierung sowie die tolle Kameraarbeit von Chris Seager. Der weiß New York im Schneegestöber genauso in Szenen zu setzen wie eine rauchige Jazzkneipe und spärlich ausgeleuchtete Polizei-Büroräume.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von A Kind of Murder liegt im Format 1,85:1 vor und orientiert sich optisch an der Zeit, zu der der Film spielt. So sind die Kontraste stets ein wenig reduziert(er) und die Schärfe bleibt eher auf mittlerem Niveau. Zugleich gibt’s ein sichtbares, aber noch angenehmes Filmkorn, das vor allem auf Hintergründen sichtbar wird – im Vordergrund ist es allerdings recht ruhig und sauber. Was den Kontrastumfang angeht, sind gerade Tageslichtszenen grundsätzlich etwas zu hell und Schwarztöne weisen einen leichten Grünstich auf. Wirklich knackig schwarz wird es dadurch praktisch nicht (5’50). In Bewegungen gesellen sich zudem leichte Unruhen auf Gesichtern hinzu (Jessica Biel: 11’20). Die Farbgebung in gut ausgeleuchteten Momenten ist oft von braunen Tönen dominiert und wirkt dadurch angenehm warm. In Sachen Raumakustik schlägt A Kind of Murder relativ leise, aber dafür sehr differenzierte Töne an. Umgebungsgeräusche sowie der meist von Streichern getragene Score gelangen recht fein und authentisch an Ohr. Auch die Anschläge der Schreibmaschine öffnen den Raum schön auf die rückwärtigen Speaker (40’00). Dagegen sind die deutschen Dialoge ein wenig zu leise und wenn keine großen Aktionen zu sehen sind, bleibt das Geschehen vollständig auf den Center reduziert. Da das recht häufig der Fall ist, bei diesem dialogbasierten Film, bleiben Surroundspeaker und vor allem der Subwoofer häufig arbeitslos.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von A Kind of Murder liegen neben dem Trailer noch drei Featurettes. In „Der 60er Jahre Look“ geht’s, dem Titel entsprechend, um das Setdesign und die Kostüme, die (so Patrick Wilson im Interview) sogar dafür sorgten, dass man sich ganz anders bewegt hat. „Die Charaktere“ nimmt sich eine Viertelstunde Zeit, um die unterschiedlichen Figuren vorzustellen. „Ein psychologischer Thriller“ lässt Regisseur Goddard zu Wort kommen, der die Geschichte des Films noch mal in eigenen Worten zusammenfasst und auf die Vorlage Bezug nimmt. Wie von Anbieter Universum (meist) gewohnt, sind keine Untertitel anwählbar.

Fazit

A Kind of Murder ist ein absolut hübsch anzuschauender, altmodisch inszenierter Thriller auf Basis eines Highsmith-Romans, der etwas an seinem zu zähen Drehbuch und unsympathischen Figuren krankt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Andy Goddard
Darsteller: Patrick Wilson, Jessica Biel, Eddie Marsan, Haley Bennett, Lucas Bentley
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu A Kind of Murder

A Kind of Murder - Trailer (deutsch/german; FSK 12)

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Axel O.

Laut Originaltitel ist die Hauptperson ja ein Stümper. Das erklärt dann vielleicht die Ungeschicklichkeit des Architekten gegenüber der Polizei, und auch sonst. Warum man weder bei dieser Verfilmung noch bei der viel älteren von 1963 den eingeführten Titel des Buches „Der Stümper“ genommen hat, ist mir eh rätselhaft.

Eine inkonsequente Abweichung gegenüber der (typisch Highsmith) fiesen Romanvorlage: Kimmel ersticht zum Schluss nicht Stackhouse, sondern einen Polizisten. Allerdings hätte man dann nicht das Schlussbild mit dem verstohlen grinsenden Stackhouse drehen können, was wohl andeuten soll, dass er seine Frau eben doch ermordet hat…