A Single Shot – Tödlicher Fehler

Blu-ray Review

A Single Shot - Tödlicher Fehler Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, 30.10.2014

OT: A Single Shot

 


Jagdunfall

Sam Rockwell bringt sich in eine äußerst missliche Lage …

Inhalt

John Moon hat sich seit der Trennung von seiner Frau in einen stationären Wohnwagen nahe des Waldes zurückgezogen. Dort schaut er tief ins Glas, vernachlässigt die Körperpflege und geht ab und an, um dem tristen Alltag zu entfliehen, auf die Jagd. Als er eines Morgens einem Reh auf der Spur ist und auf Geräusche reagiert, erlegt er leider nicht das Wild, sondern trifft eine junge Frau tödlich. Zunächst unschlüssig darüber, was er tun soll, nimmt ihm der Fund von 100.000 Dollar in den Habseligkeiten seines „Opfers“ die Entscheidung ab. John legt die Frau in einem Container ab, fingiert einen Selbstmord und beschließt, mit dem Geld irgendwie dafür zu sorgen, seine Familie wieder zusammenzuführen. Doch bevor es auch nur annähernd dazu kommen kann, taucht ein mysteriöser Typ auf, der Moons Hund erschießt und per Telefon verkündet, dass John wieder zurückgeben soll, was er genommen hat. Falls er das nicht tut, wird der Hund nur der Anfang sein …

A Single Shot ließ sich Zeit zur Entstehung. Zunächst sollte David Jacobson (Tomorrow You’re Gone) den Film mit Michael Fassbender in der Hauptrolle inszenieren. Doch dann dauerte es und am Ende übernahm David M. Rosenthal die Regie. Der wirft den Zuschauer vom ersten Moment an ungebremst in seinen Film und entwickelt die Geschichte seiner Charaktere erst im Nachhinein. Das ist vor allem in Zusammenarbeit mit der dauerhaft düsteren und schmuddeligen Stimmung atmosphärisch absolut stimmig und macht unmisserständlich klar: A Single Shot – Tödlicher Fehler ist wahrlich keine lockere Komödie, und auch kein leichtfüßiges Drama. Jede Note des teils dramatisch-hektischen, teils sehr reduzierten Filmscores unterstützt diese Tatsache. Das ist, neben dem fehlenden lakonischen Humor auch der deutlichste Unterschied zu einem Coen-Film, dem A Single Shot zumindest optisch ähnelt.
Rosenthals Werk ist deshalb so außergewöhnlich und herausragend, weil er den Mut besitzt, Amerika von der anderen Seite zu zeigen. Der Seite, die nicht hochglanzpoliert, fein angezogen, gut trainiert und hübsch frisiert ist. In A Single Shot spielen die Verlierer die Hauptrolle – jene, die am Rand der Gesellschaft stehen, sich mit Gelegenheitsjobs, schweren Schicksalsschlägen oder Auswirkungen von Erkrankungen rumschlagen (müssen).

Sam Rockwell als John liefert als solcher erneut eine großartige Leistung ab (so langsam fragt man sich, ob der Mann überhaupt mal durchschnittlich agieren kann) und schafft es, trotz seiner nicht zwingend sympathischen Rolle, die Zuschauer auf seine Seite zu ziehen – immerhin sind alle anderen noch weniger nett. Man nimmt ihm seine Rolle vorbehaltlos ab, fühlt mit ihm mit, wenn er unbeholfen versucht, seine Frau zurückzugewinnen und wird genauso wütend wie er, wenn man zusieht, wie sein Hund in seinen Armen stirbt. Und wenn er im Finale wieder zum Ausgangspunkt der Geschichte zurückkehrt, kann man nur den Hut ziehen vor seiner Performance.
Inszenatorisch lässt sich Rosenthal Zeit – viel Zeit. Die Dialoge werden allesamt praktisch in Zeitlupe vorgetragen, da sämtliche Figuren im Dauerdelirium zu sein scheinen. Die relevanten Aufeinandertreffen der Charaktere während Johns Nachforschungen werden ausgedehnt präsentiert, alle Beteiligten erhalten genügend Zeit, sich zu erklären und ihre Beweggründe zu schildern. Das nennt der Mainstream-Blockbuster-Action-Fan langweilig und der Cineast großes Schauspielerkino. In Verbindung mit der dichten Atmospähre macht dies A Single Shot zu einem stimmigen Independent-Highlight.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von A Single Shot – Tödlicher Fehler ist so schmuddelig, wie der Film selbst. Hauptsächlich Brauntöne bestimmen die Szenerie. Farben scheinen gar nicht zu existieren. Kleidung scheint nur aus gedeckten und dunklen Farben zu bestehen und selbst das Grün der Wiesen wirkt saft- und kraftlos. Die Bildruhe geht in Ordnung, die Schärfe könnte durchweg besser sein.
Mit extrem authentischer Atmosphäre wird A Single Shot zu Beginn im Wald wiedergegeben. Der Gewehrschuss durchbricht knallend die einzig von Vogelgesang bestimmte Stille und der Fluss rauscht effektvoll durch sein Bett. Im weiteren Verlauf – im Prinzip bei sämtlichen Momenten, die in der Stadt spielen – wird es vordergründiger. Der Center übernimmt dann die Hauptarbeit und die rückwärtigen Kanäle bleiben meist still. Wer übrigens auf absolute Authentizität setzt, der wählt die Originalspur, die mit teilweise sensationellem Südstaaten-Akzent aufwarten kann.

Bonusmaterial

Der Audiokommentar von Regisseur David M. Rosenthal und Hauptdarsteller Sam Rockwell geriet herrlich launisch (man stellt sich beispielsweise direkt mal als Tom Hanks und Steven Spielberg vor und schickt die Zuschauer nach gut 65 Minuten zur Pinkelpause). Oft fokussieren sich die Zwei darauf, dass man A Single Shot absichtlich auf 35mm und nicht digital drehte, um die Unmittelbarkeit des Moments einzufangen.

Fazit

A Single Shot – Tödlicher Fehler ist stockdüster, brillant gespielt und dicht inszeniert. Nichts für mal Nebenbei, aber unbedingt sehenswert!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 80%

Anbieter: Sony Pictures HE
Land/Jahr: GB/CA 2013
Regie: David M. Rosenthal
Darsteller: Sam Rockwell, Jeffrey Wright, William H. Macy, Kelly Reilly, Jason Isaacs, Ted Levine
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 115
Codec: AVC
FSK: 16

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