Accident – Mörderischer Unfall

Blu-ray Review

Accident - Mörderischer Unfall Blu-ray Review Cover
Concorde Home Entertainment, 18.01.2018

OT: Accident

 


In den Krieg ziehen

Hier kommt ein kleiner, aber spannender Genrefilm aus Südafrika.

Inhalt

Caroline und Jess haben ein tolles Wochenende geplant. Nach einer längeren Fahrt mit dem Bus geht’s ab auf ein zweitägiges Festival mit entspannter Musik (aber ohne Handy-Empfang). Blöd nur, dass Caroline gar keine Bustickets gekauft hat, sondern auf eine Mitfahrgelegenheit setzt. Noch blöder, dass die Bekannten, bei denen man einsteigen möchte, ganz spontan absagen. Der Bus ist natürlich indes weggefahren und die zwei Mädels sitzen mitten im Nirgendwo ohne Aussicht weiter zu kommen. Ergo beschließt man, per Anhalter zum Ort des Geschehens zu kommen. Davon ist Jess zwar wenig begeistert, sagt aber notgedrungen doch zu. Und immerhin halten kurz darauf die feschen Jungs Thomas und Fred in einem coolen Wagen an. Naja, gezwungenermaßen. Denn Thomas hätte Caroline fast über den Haufen gefahren. Sei’s drum: Gemeinsam geht’s auf den Weg und zunächst scheint alles okay. Doch dann werden die beiden zudringlich, was in der Folge zu einem schweren Unfall führt. Eingekeilt im Auto und irgendwo an einem Abhang auf dem Dach liegend müssen sich die Vier nun irgendwie befreien und erstversorgen. Da das einfacher gesagt ist als getan, gibt es Zeit für Wahrheiten. Und die fördern zutage, dass der Wagen eigentlich gestohlen ist und die Besitzer nicht gerade erfreut über den Verlust sind …

Ausgiebig filmt Accident – Mörderischer Unfall zu Beginn die Hinterteile und Dekolletés der beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen, um klar zu machen, dass die angesprochen Klientel offenbar hauptsächlich männlich sein soll. Anders ist jedenfalls nicht zu erklären, warum die zwei im Bikini, respektive in Unterwäsche vor dem Spiegel einer Raststätten-Toilette den Sitz ihrer Klamotten überprüfen. Aber hey – immerhin sind wir hier in einem hippen Film mit hübschen Mädels, feschen Jungs und einem obercool in schwarzmatt lackierten Fahrzeug deutscher Herkunft. Da darf’s im Sinne der Produzenten wohl auch mal ein bisschen sexistisch zugehen. Weil sich das Geschehen nach 15 Minuten dann ohnehin drastisch ändert, kann man hier vielleicht noch mal zwei Augen zudrücken und sich auf die Geschichte konzentrieren. Denn die Idee ist durchaus gelungen. Vier Menschen, die einen Unfall haben und sich aus dem Wrack befreien müssen, während draußen irgendwo die schlimmen Wichte unterwegs sind, um ihr (mittlerweile demoliertes) Auto wieder zu finden. Der titelgebende Accident wird zum Anlass für eine (bezogen auf das geringe Budget) durchaus spektakuläre Zeitlupen-Sequenz genutzt, die aus unterschiedlichen Kamerapositionen immer wieder mal eingestreut wird. Zeitlupe ist ein gutes Stichwort. Denn Tondowski lässt sich Zeit, seine Geschichte zu entfalten und lässt bewusst hektische Schnitte oder rasante Bewegungen weg. Schon die Eröffnungsszene scheint in Echtzeit gefilmt und ähnlich geht es im Unfallwagen weiter. Man ist dabei, sie die beiden Mädels versuchen, sich aus ihrer Situation zu befreien.

Quälend lange müssen sie sich in dem stark verformten Fahrzeug zurechtfinden und dabei ihre Verletzungen nicht verschlimmern. Jess fällt dabei die Rolle der aktiveren Dame zu, während Caroline an den Gurt gefesselt ist und nicht freikommt. Das Handy wurde (natürlich) nach draußen geschleudert und bimmelt dort munter vor sich hin. Natürlich ist das alles maximal konstruiert, aber in der Tat gerade aufgrund seiner bedachten Erzählweise spannend. Der Kameraführung kommt dabei eine gesonderte Rolle zu. Sie ist oft auf dem Boden vor dem Fahrzeug oder quetscht sich im engen Innenraum an den Mädels vorbei, was durchaus ein klaustrophobisches Gefühl verursacht. Und weil die Insassen bald schon auf gegenseitige Schuldzuweisungen wechseln, gibt es auch noch interpersonelle Dynamiken. Das Hinzufügen der Gangster sorgt dann für den nötigen Tempo-Anzug. So mancher Einfall in Accident ist dann vielleicht zu spontan und hätte etwas mehr Einführungszeit gebraucht. Denn so schnell, wie hier zum Luftröhrenschnitt gegriffen (und wie locker er durchgeführt wird), wird wohl jeden angehenden Arzt den Kopf schütteln lassen. Immerhin sorgt es aber gemeinsam mit ein paar anderen wirkungsvollen Einstellungen für einen entsprechenden Blutanteil, der nachspüren lässt, dass man selbst nur ungerne in eine ähnliche Situation kommen würde. Trotz einiger kurzer Ausfälle wie dem obigen bleibt das Verhalten der Vier durchaus nachvollziehbar und die Dialoge bleiben dabei auf einem guten Niveau. Das hätte auch dümmer und weniger sorgsam ausfallen können – zumal es für Filmfans zahlreiche Querverweise zu anderen Kinohits gibt. Glücklicherweise ist auch die Synchro gelungen, was die deutsche Fassung durchaus empfehlenswert macht.
Was allerdings die Hubschrauber-Sequenz zum Finale hin soll, bleibt wohl das Geheimnis der Macher.

Bild- und Tonqualität

Damit das Bild von Accident in den späteren sehr dunklen Szenen mit Regen und im Morast nicht zu wenig Durchzeichnung hat, wurde es grundsätzlich von der Helligkeit her angehoben. So sind die anfänglichen Szenen bei Tageslicht extrem hell und dadurch ein wenig kontrastarm/undynamisch. Während der dunklen Sequenzen zum Ende ist die Durchzeichnung dann, wie erwähnt, ganz gut. Auch Farben bleiben erkennbar und ansprechend. Die Bildruhe ist bis auf wenige uniforme Bereiche auf düsteren Bildanteilen gut und auch die Schärfe gelingt in Naheinstellungen ansprechend.
Akustisch folgt Accident einem eher unauffälligen Prinzip. Die Motorengeräusche des Wagens von Thomas und Fred hätten wuchtiger ausfallen dürfen und selbst der Filmscore bleibt erstaunlich frontbezogen. Die Ansagen an der Bushaltestelle werden immerhin von den Rearspeakern wiedergegeben, um Räumlichkeit zu erzeugen. Der Unfall selbst liefert etwas Bass über den Sub, verläuft derweil in Zeitlupe und offenbart auch ein paar klirrende Glasscheiben über die Surrounds. Wenn dann im Finale der Hubschrauber auftaucht, setzt es endgültig was auf alle Lautsprecher.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Accident befindet sich ein 12-minütiges Behind the Scenes, das die Geschichte des Films und die Figuren kurz vorstellt.

Fazit

Accident – Mörderischer Unfall liefert eine durchdachte und verhältnismäßig innovative Geschichte, die zwar hin und wieder etwas mehr Tempo vertragen hätte, dennoch aber glaubwürdig vorgetragen und mit Sinn für atmosphärische Kameraeinstellungen realisiert wurde – kann man durchaus machen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Concorde Home Entertainment
Land/Jahr: Südafrika/Frankreich 2017
Regie: Dan Tondowski
Darsteller: Stephanie Schildknecht, Roxane Hayward, Tyrone Keogh, Keenan Arrison, Karl Thaning
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Accident – Mörderischer Unfall


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