Afrika – Das magische Königreich 3D

Blu-ray Review

Afrika - Das magische Königreich 3D Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, seit 06.08.2015

OT: Enchanted Kingdom

 


Wunderschöner Kontinent

Mit Afrika – Das magische Königreich liefert die BBC erneut eine beeindruckende Dokumentation ab.

Inhalt

Afrika – Kontinent der Extreme, Erdteil der tierischen Giganten und der Artenvielfalt. Heiß kann es sein, unwirtlich und dennoch wunderschön. Und wenn jemand eine hochwertige Dokumentation über den Kontinent machen kann, dann die BBC, die schon mit zahlreichen wundervollen Naturdokus überzeugte. In Afrika – Das magische Königreich begleiten wir die Filmemacher Patrick Morris und Neil Nightingale durch insgesamt zwölf Länder. Wir sehen Abertausende Flamingos, die sich ihr rosarotes Gefieder förmlich antrinken und beobachten sie im Anschluss bei der Balz. Wir werden Zeuge, wie Treiberameisen, die Gegner mit dem Zigfachen des eigenen Körpergewichts überwältigen können, Beute machen und schauen zu, wie ein Chamäleon in der sengenden Hitze der Wüste auf Käferjagd geht. Eingefangen von unglaubliche Nahaufnahmen der herausschnellenden Zunge und Weitwinkel-Frontalshoots der Beute im Maul des Farbwechslers. Beinahe jede Szene und jede Sequenz in Afrika – Das magische Königreich ist einzigartig und trotz der Vielzahl an Naturdokumentationen der letzten Jahre bekommt man hier immer wieder ganz besondere Bilder und bisher unbekannte Verhaltensweisen geboten. Ob das nun das Paarungsverhalten der Flamingos ist oder der Hitzetanz der Echse auf dem sengenden Wüstensand. Spätestens wenn die Szenerie über die letzte Sanddüne an der Küste zum Meer und den Wellen wechselt, garantiere ich, dass Ihr solche Aufnahmen sich überschlagender Wassermassen noch nie gesehen habt – fantastisch! Dabei bleibt es nicht mal bei beeindruckenden oder wunderschönen Bildern, denn das Filmemacher-Duo versteht es ebenso, nervenzerrende Spannung zu erzeugen, wenn riesige Krokodile am Flußrand Gnus auflauern und reißen wie sie pure Dramatik zu inszenieren, wenn sich Gewitterwolken am Himmel formen.

All das wird wahrhaft atemberaubend festgehalten, mit sensationellen Flügen über die Landschaft abgeschmeckt und mit Zeitrafferaufnahmen zusätzlich visualisiert. Mit jedem Bild, jeder Sekunde weiß man, dass diese Produktion technisch höchst aufwändig gewesen ist. Die teils für Kamera und Mensch extremen Bedingungen durch Hitze, Sand, starken Regen oder säurehaltige Vulkangebiete können wir als Zuschauer entspannt genießen, während es vor Ort oft unglaublich schwer gewesen sein muss. Und um das Gelingen von Afrika – Das magische Königreich perfekt zu machen, erklingt hier nicht irgendein Sprecher aus dem Center, versucht nicht ein eintöniger Kommentar ohne Höhen oder Tiefen das Geschehen zu begleiten, sondern kein Geringerer als Christian Brückner. Die Stimme von Robert de Niro schmeichelt sich sanft in den Gehörgang und erzeugt dort ein behagliches Wohlfühlgefühl. Brückner hat’s einfach drauf, gleichzeitig Spannung und Entspannung über seine Stimme zu transportieren. Beides wird im Übrigen auch noch von der tollen Filmmusik des bekannten Komponisten Patrick Doyle (Planet der Affen, Thor) unterstützt, die zwar hin und wieder ein bisschen zu pathetisch ist, letztlich aber perfekt zu den Bildern passt. Dass Afrika – Das magische Königreich dabei über ein Referenzbild und einen herausragenden 3D-Effekt verfügt (siehe folgende Abschnitte) schadet nicht und macht die Blu-ray zum Pflichtprogramm für Dokufans.

Bild- und Tonqualität

Wenn man schon mit unglaublich teurer Technik die Naturgebiete Afrikas bereist und sogar aufwändige 3D-Kameras im Schlepptau hat, dann sollte es doch auch mit der Bildqualität klappen, oder? In der Tat tut es das – und wie! Die Kontrastdarstellung ist genauso üppig wie Fauna und Flora des Regenwalds, vermittelt dabei absolut satte Schwarzwerte und eine explizit gute Schärfe. wenn man beinahe jede Facette eines Insektenauges erkennen kann, dann wurde definitiv etwas richtig gemacht (5’42). Und trotz tausender über den Boden wuselnder Treiberameisen kann man praktisch jede einzelne erkennen. Dabei ist die Bildruhe selbst dann noch extrem hoch, wenn Myriaden von Sandkristallen den Bildschirm beherrschen und sich eine Zwergpuffotter seitlich darüber schlängelt (22’55). Man kommt nicht umhin, dem Bild von Afrika – Das magische Königreich Referenzcharakter zuzusprechen – volle Punktzahl.
In Sachen Akustik bekommt Afrika – Das magische Königreich direkt ein aus vollem Herzen erklingendes „WOW“. Vom ersten Moment an werden sämtliche Lautsprecher ins (Natur)geschehen mit einbezogen. Da kriecht und wuselt es unter dem Laub, es laufen Insekten hörbar an Baumrinden entlang oder verputzen genüsslich einen Snack. All das ist akustisch dermaßen plastisch, dass die visuelle Erfahrung dadurch noch intensiver wird. Natürlich haben die Sounddesigner hier massiv nachgeholfen und all das, was man vielleicht zu hören bekommt, einzeln herausfiltriert und dynamisch verstärkt – na und? Wenn dabei so ein lebhafter Ton entsteht, dann darf auch gerne mal ein bisschen an den Reglern gespielt werden.

3D-Effekt

Der mit echten 3D-Kameras und hochwertigster Ausrüstung aufgenommene Afrika – das magische Königreich lässt von Beginn an keinen Zweifel daran, dass er sich nicht nur die Bildqualitätskrone, sondern auch die für das beste 3D Bild der letzten Zeit aufsetzen will. Mit einer unglaublichen Laufruhe und atemberaubender Vielschichtigkeit fliegt die Kamera anfangs durch vernebelte Regenwaldwipfel, taucht dann an der Rinde des Baumes ab, bis er auf dem Boden landet und der Zuschauer von zwei großen Augen eines Makis angeschaut wird. Alleine für diese Sequenz lohnt sich die 3D-Fassung schon. Es kommt aber noch besser: Sonnenstrahlen wurden noch nie so plastisch eingefangen, Berggipfel schnitten noch sie so beeindruckend durch das Wohnzimmer und die kochende Lava scheint förmlich auf den Boden des Wohnzimmers zu fallen. Unglaublich auch, wie die Salz- und Schwefelwelt Dallols eingefangen wurde, wie die sprudelnden Kleingeysire ihr Wasser Richtung Kamera spritzen. Großartig auch die von schräg vorne gefilmte Aufnahme des Chamäleons, dessen Nase praktisch aus der Leinwand/dem Fernseher zu kommen scheint – ebenso wie die lange Zunge beim Angriff auf den Käfer. Und wer einmal seinen Freunden demonstrieren möchte, wie RICHTIG gut gemachtes 3D aussieht, der spiele ihnen die Sequenz mit den Wellen vor (Kapitel 6, ab 38’00). Was hier an Plastizität und gleichzeit extrem hoher Laufruhe sowie Konturen-Fehlerfreiheit geboten wird, sucht seinesgleichen im dreidimensionalen Film. Während des Überschlags der Welle in Zeitlupe schaut man in einen Tunnel, der locker 50 Meter tief reicht – sicher eine der beeindruckendsten 3D-Momente seit der (Neu)Erfindung der Technologie (ab 38’23).

Bonusmaterial

Insgesamt sieben einzelne Zusätze hält das Bonusmaterial von Afrika – Das magische Königreich bereit. Diese befassen sich jeweils für ca. fünf Minuten mit den Drehbedingungen vor Ort – von den Tiefen des Meeres bis hin zur unwirtlichen Vulkanlandschaft in Dallol/Äthiopien. Auch die schwierige Arbeit mit den gewaltigen Rigs, die für die 3D-Unterwasseraufnahmen genutzt wurden, wird geschildert. Und natürlich dürfen wir ein wenig davon erfahren, wie es den Filmemachern so erging – Blutegel, so viel ist nach dem Sichten des Extramaterials klar, mag Regieassistentin Renee Goodfrey überhaupt nicht.

Fazit

Afrika – Das magische Königreich ist vermutlich die bildgewaltigste Naturdokumentation der letzten Jahre. Was Morris und Nightingale hier abliefern, ist optisch ganz große Klasse und hat bisweilen die Spannung eines Thrillers. Zwar ist der Informationsgehalt eher dünn, doch beim Betrachten der Bilder denkt ohnehin keiner mehr an Zitate aus dem Lexikon. Die 3D-Fassung mit schon jetzt legendären Aufnahmen lohnt den Kauf ausnahmsweise absolut ohne jede Beanstandung.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 100%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 80%
3D-Effekt: 95%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: GB 2014
Regie: Patrick Morris, Neil Nightingale
Sprecher: Christian Brückner
Tonformate: dts HD-High-Resolution 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 88
Codec: AVC
Real 3D: Ja
FSK: 0

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