After

Blu-ray Review

After Blu-ray Review Cover
Cosmopolitan Pictures/AL!VE, seit 24.04.2015

OT: After

 


Viel Rauch um …

… Nichts oder doch ein überraschendes Genrewerk? In After schweben über Ana und Freddy die Wolken der Vergangenheit.

Inhalt

Der Zufall will es, dass Ana und Freddy sich während einer nächtlichen Busfahrt kennenlernen und merken, dass sie gerade mal ein paar Hausnummern voneinander getrennt wohnen. Doch während Freddy das Gespräch vorantreibt, ist Ana eher ein wenig angegruselt von dem aufdringlichen Typen. Zu mehr kommt es dann auch nicht mehr, weil der Bus einen Unfall hat. Das jedoch ist mitnichten das Gruseligste, denn als Ana ohne jede Erinnerung an den Vorfall in ihrem Zimmer aufwacht und sich für die Arbeit fertig macht, scheint sie sich seit Wochen nicht mehr richtig gepflegt zu haben. Da nimmt es dann auch nicht mehr so richtig Wunder, dass sie die einzige Frau im ansonsten leeren Krankenhaus ist, in dem sie beschäftigt ist. Als sie die Nachbarschaft durchkämmt, kommt sie auch bei Freddy vorbei und dem erging es als einzigem exakt gleich. Offenbar sind die beiden die letzten verbliebenen Menschen ihrer Stadt, die, und jetzt wird’s richtig gruselig, von einer schweren Rauchwand umgeben ist. Ein Vorhang, der sich immer enger zuzieht. Selbst als sie auf die ersten Menschen seit Beginn dieser seltsamen Zeit treffen, scheinen Ana und Freddy nicht wahrgenommen zu werden. Und als wäre das noch nicht genug, treffen sie bald auf ein Monster, das irgendwie hinter ihnen her zu sein scheint …

Stimmungsvolle Bilder verlassener Straßen und Kinderspielplätze, einsame Gänge im Krankenhaus, unbeleuchtete Wohnblocks – die Atmosphäre in After erinnert nicht ganz zufällig an den Beginn von 28 Days Later, wenngleich man hier durchaus sieht, dass weniger Budget zur Verfügung stand als bei Boyles meisterlichem Endzeit-Horror. Dennoch gelingt es Regisseur Smith erstaunlich gut, die Spannung kontinuierlich aufzubauen und die ersten 30 Minuten glaubhaft zu vermitteln, dass es für Ana und Freddy ziemlich verwirrend ist, die einzigen Menschen in der Stadt zu sein. Die Tatsache, dass man digital erzeugten Rauch schon schlechter gesehen hat, ist ebenfalls hilfreich, um die Atmosphäre konstant auf einem guten Level zu halten. After muss sich natürlich fortwährend auf gerade mal zwei Darsteller konzentrieren, die den Film alleine schultern müssen. Und gerade hier hat man schon bedeutend schwächere Vertreter gesehen. Steven Strait, der immerhin mal die Hauptrolle in Roland Emmerichs 10,000 BC verkörperte ist ein glaubwürdiger Allerwelts-Jemand, der als Held nur bedingt taugt und von daher authentisch rüberkommt. Karolina Wydra (Dominika House aus Dr. House und Violett aus True Blood) ist sein weibliches Gegenstück und als solche agiert sie mit realistischem Verhalten zwischen Angst, Neugier und schierer Panik.

Viele werfen After vor, langsam und spannungsarm erzählt zu sein. Spannungsarm trifft nur dann zu, wenn man sich auf die Geschichte und die beiden Figuren nicht einlassen kann. Das langsame Erzähltempo stört im mittleren Drittel ein wenig, ist aber letztlich bewusst gewählt, denn After ist nun mal kein Horror-Action-Thriller, sondern von vornherein als Mix aus Drama und Grusel konzipiert. Wer aufgrund des Trailers einen Monsterfilm erwartet, der darf sich gerne über den Trailer beschweren, da dieser den Film eher ungenau anteasert. Dafür kann der Film aber nur wenig, denn tatsächlich gehört er zu den atmosphärischsten Low-Budget-Streifen der letzten Monate und ist in der allgemeinem Rezeption unterbewertet. Im Übrigen ist die Kreatur in den wenigen Momenten, in denen sie (schemenhaft) sichtbar ist, durchaus ansprechend entworfen und sorgt hier und da für wohlige Schauer auf dem Rücken. Bei all dem Lob gibt’s natürlich auch ein paar Kritikpunkte: Die Beziehung zwischen Ana und Freddy wird arg kühl geschildert und lässt nur bedingt zu, dass man am Ende nachvollziehen kann, wie stark Ana für ihn empfindet. Außerdem verrät After ein wenig zu früh einen Teil seines Geheimnisses – das allerdings ist nicht so dramatisch wie bei anderen Genrewerken, da gerade dieser Teil ohnehin schon früh absehbar ist. Ein drittes Manko ist das etwas ungelenke Timing und die schwache Action, wenn es dann mal rasant werden soll. Der finale Fight zwischen Ana und der Kreatur ist, gelinde gesagt, eine Zeitlupenauseinandersetzung.

Bild- und Tonqualität

Technisch ist After leider allenfalls durchschnittlich: Das Bild ist matschig unscharf, Farben wirken unnatürlich und ungesund und der Kontrastumfang ist mittelmäßig. Helle Bereiche auf Gesichtern reißen bisweilen aus und die Auflösung ist nur mittelprächtig. Akustisch gibt’s in After nur wenige Momente, in denen die Rears mit einbezogen werden. Dies ist meist bei Filmmusik der Fall oder wenn das Monster zum Angriff ansetzt. Schön gelungen ist der fortwährend wummernde Tiefton, der in Außenaufnahmen von der Bedrohung des Nebels verkündet. Die deutsche Synchronisation klingt ein wenig topfig, ist aber dennoch ganz gut verständlich. Wer auf die Originalspur wechselt, der wird überrascht sein, dass diese im Rearbereich deutlich gehaltvoller und offener ist.

Bonusmaterial

Neben den Originaltrailern gibt’s im Bonusmaterial von After noch knapp elf Minuten an entfernten Szenen, ein ganz kurzes Behind the Scenes und einen VFX-Vergleich. In letzterem sieht man hauptsächlich die Effektearbeit am schwarzen Nebel und den Kreaturen.

Fazit

After macht als Low-Budget-Horrordrama mit Anleihen aus 28 Days Later, Silent Hill, Twin Peaks und Der Nebel eigentlich alles richtig. Vor allem zu Beginn gelingt dem Film eine durchaus ansprechende und beklemmende Atmosphäre.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: Cosmopolitan Pictures/AL!VE
Land/Jahr: USA 2012
Regie: Ryan Smith
Darsteller: Steven Strait, Karolina Wydra, Sandra Lafferty, Madison Lintz, Ric Reitz
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en // DD 2.0: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 89
Codec: AVC
FSK: 16

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