Blu-ray Review
OT: All the Devil’s Men
Kriegsjunkie
Action-Direct-to-Video-Veröffentlichung, die mit einem berühmten Namen lockt.
Inhalt
ack Collins war mal Elitesoldat. Zwar schlägt er sich mit diversen Traumata rum, doch da Töten das Einzige ist, das er beherrscht, macht er damit weiter. Seit einiger Zeit aber nicht mehr im Dienst des Militärs, sondern des Geheimdienstes. Für die CIA bereist er die Welt und schaltet einen Terroristen nach dem anderen aus. Gerade noch in Marrakesch verschlägt ihn sein jüngster Auftrag nach London. Sein älterer Kollege Mike bringt ihn in die britische Hauptstadt, wo er unter der Leitung der jungen Leigh einen Ex-CIA-Agenten beseitigen soll. Dumm, dass auf dem Weg zu diesem Kerl auch noch ein guter Freund von Collins den Weg säumt und Jack bald selbst zum Ziel wird …
Der Name Gibson kommt euch bekannt vor? Das könnte daran liegen, dass es schon mal einen erfolgreichen australischen Darsteller gleichen Namens gab. Dass Milo der Sohn von Mel ist, wissen dennoch vermutlich die Wenigsten – immerhin ist er so lange noch nicht Schauspieler. Und das, obwohl er mit 29 Jahren schon nicht mehr der jüngste Einsteiger ist. Sein Debüt gab er in Papas Film Hacksaw Ridge und nun darf er einen Actionfilm mal ganz auf den vom Vater geerbten breiten Schultern tragen. Testosteron ist übrigens ein gutes Stichwort. Denn das gibt’s in All the Devil’s Men reichlich. Markige Sprüche, ständige Kabbeleien und eine Einsatzleiterin (taff: Sylvia Hoeks), die mit mehr Aggression ans Werk geht als alle anderen Kollegen zusammen, sorgen für eine zuverlässige Bedienung des geneigten Actionfans. Dass weder Story noch Charaktere über schablonenhafte Eindimensionalität hinweg kommen, stört all jene, die sich etwas mehr erwarten als bloße Ballereien unter bis an die Zähne bewaffneten Soldaten. Letztere werden immerhin geschmeidig inszeniert und wirken auch von den Bewegungsabläufen her realistisch und recht gut recherchiert. Dass aber (fast ausnahmslos) schallreduzierte Waffen zum Einsatz kommen, knabbert etwas an der Intensität des Erlebnisses – selbst wenn die Einsätze es verlangen.
Dennoch kommt Spannung auf, wenn sich die Kontrahenten in Industriegebieten, auf Booten oder mit allerlei Gerümpel vollgestellten Feldern bewegen. Irgendwie kommt aber gerade Milo immer wieder ein wenig zu kurz. Vielleicht liegt’s daran, dass sein schauspielerisches Talent eher limitiert scheint. Mit verkniffenem Mund und dem immer gleichen (müden) Blick geht er seinem Handwerk nach, während das Drehbuch ihm verwährt, etwas mehr über seine Traumata offen zu legen, die ihn Tabletten nehmen lassen und immer wieder an den Rand eines Zusammenbruchs führen. Für den Zuschauer führt das zu eher verwirrenden Situationen, weil man einfach nicht genug Hintergrundinformationen bekommt. Was die Story angeht, hat man sich um Netz und doppelten Boden gekümmert, was nach etwa 80 Minuten preisgegeben wird, aber dennoch nicht sonderlich überraschend erscheint. Immerhin setzt es aber einen zünftigen Final-Fight zwischen den beiden Gegnern und blutig geht’s auch durchaus zu. Die 18er Einstufung ist hier vor allem deshalb berechtigt, weil die Stimmung grundsätzlich düster und ernst ist. Über die kompletten 100 Minuten gibt es nicht einen einzigen auflockernden Witz.
Bild- und Tonqualität
All the Devil’s Men beginnt in Marrakesch und nutzt starkes Überstrahlen, um die hitzige Atmosphäre vor Ort zu vermitteln. Der Himmel ist meist völlig überrissen und auch die hellen Bereiche auf Gesichtern überstrahlen deutlich. Farben werden warm dargestellt, ein leichtes Korn gesellt sich hinzu. Letzteres lässt die Bilder filmisch und nicht clean digital erscheinen. Die Schärfe in Close-ups (bspw. im Flugzeug nach London) ist herausragend gut und stellt praktisch jede Pore in den Gesichtern und jedes Härchen im Bart dar.
Beim Sound kann man zunächst ein Lob für die verständlichen Dialoge aussprechen. Actionszenen bleiben verhältnismäßig frontbezogen und brauchen etwas, bis sie die Surrounds stärker bedienen. Da relativ lange nur mit schallgedämpften Waffen geschossen wird (selbst auf verlassenen Farbrikgeländen), bleiben auch diese Szenen relativ schwachbrüstig. Die erste Explosion nach etwa 38 Minuten bietet dann mal etwas Druck, ohne das Heimkino aber in seinen Grundfesten zu erschüttern. Erst in den letzten Minuten wird dann ohne Schallschutz geschossen und die Intensität des Tons wird höher. Dennoch entwickelt sich in All the Devil’s Men zu keiner Zeit echte Actionfilm-Dynamik.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von All the Devil’s Men gibt’s nur den Trailer zum Film, keine weiteren Extras.
Fazit
All the Devil’s Men ist ein lupenreiner Actioner mit ein paar bekannten Gesichtern und einem bekannten (Nach)Namen. Die Actionszenen sind stilsicher inszeniert und der Gewaltfaktor ist dem ernsten Thema angepasst. Für Fans von klassischen 80er-Jahre-Genre-Reißern einen Blick wert.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%
Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: GB 2018
Regie: Matthew Hope
Darsteller: Milo Gibson, Sylvia Hoeks, William Fichtner, Gbenga Akinnagbe, Elliot Cowan, Joseph Millson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo)